Das Rote Kreuz sprach ersten Informationen zufolge von 15 Leichtverletzten.

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Ein Wagon stürzte in die Mur.

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Ramingstein/Stadl-Predlitz – Im Salzburger Lungau ist am Freitag um 7.05 eine Garnitur der Murtalbahn entgleist. Das Triebfahrzeug war mit einem auf den Gleisen liegenden Baum kollidiert und über den rund fünf Meter hohen Bahndamm in die daneben fließende Mur gestürzt. Dort kam der Wagen auf der Seite liegend im Wasser zum Stillstand. Die beiden anderen Wagons blieben auf den Schienen stehen. Laut Rotem Kreuz wurden 17 Personen verletzt, neun davon mussten im Spital behandelt werden.

Der Unfall passierte kurz nach der Landesgrenze zur Steiermark zwischen Predlitz und Kendlbruck in einer leichten Biegung. Der Zug befand sich auf dem Weg nach Tamsweg. Am letzten Schultag waren zahlreiche Schülerinnen und Schüler auf dem Weg zur Zeugnisverteilung. Wie der Betreiber der Schmalspurbahn, die Steiermärkischen Landesbahnen, mitteilte, dürfte der Baum in der Nacht aufgrund eines Gewitters und des nächtlichen Starkregens von der Böschung auf die Gleise gestürzt sein. Auf Fotos ist neben den Gleisen der Schmalspurbahn ein großer Wurzelstock zu sehen.

Der 53-jährige Zugführer – er selbst blieb bei dem Unfall unverletzt – konnte trotz Notbremsung eine Kollision mit dem Baum nicht mehr verhindern. Die rund 15 bis 20 Schüler, die im abgestürzten Triebwagen saßen, konnten sich mithilfe des Lokführers über den Hinterausgang ans Ufer retten. Die Kinder konnten im Zuge der Befragung durch die Einsatzkräfte alle ihre Sitznachbarn wiederfinden. Vermisste gibt es nicht. Wie der Lungauer Bezirksrettungskommandant Anton Schilcher zur APA sagte, befanden sich 53 Schüler im Zug. "Alle konnten rasch gerettet werden."

"So etwas vergisst man nie mehr"

Dabei halfen auch Schüler des hinteren Wagons, berichtet der "ORF". "Wir haben ein Ruckeln gehört. Als wir dann aus dem Fester geschaut haben, sahen wir, dass ein Waggon im Wasser liegt", wird ein Schüler zitiert. "Dann sind wir gleich hinuntergestiegen zum Fluss und haben den Leuten dort aus dem Waggon geholfen", schildert ein weiterer.

Andere erklärten: "Zuerst haben wir die Scheiben eingeschlagen, weil die Türen nicht mehr aufgegangen sind. Dann haben wir die Insassen unseres Waggons beruhigt, sind danach gleich zum Waggon im Fluss runtergestiegen und haben den Leuten aus dem Waggon herausgeholfen. Wir haben einfach instinktiv gehandelt. Aber es war schon wild – so etwas vergisst man nie mehr."

ORF

Im Feuerwehrhaus Predlitz wurde eine sogenannte Sanitätshilfsstelle eingerichtet, wo die Verletzten erstversorgt worden sind. Mehrere Schüler wurden in der Folge ins Krankenhaus nach Tamsweg und in das Landeskrankenhaus Murtal, Standort Stolzalpe, gebracht. Eine verletzte Person ist laut Schilcher als Vorsichtsmaßnahme zur Überwachung mit dem Rettungshubschrauber ins Krankenhaus nach Schwarzach geflogen worden. Von den neun in die Spitäler gebrachten Personen wurden laut Bahnbetreiber alle nur leicht verletzt. In einer frühen Meldung war noch von drei Schwerverletzten die Rede gewesen.

153 Einsatzkräfte alarmiert

Für die Bergung des Wagons wurde ein Spezialfahrzeug angefordert. Insgesamt standen 153 Einsatzkräfte des Roten Kreuzes, der Freiwilligen Feuerwehr, der Wasser- und der Bergrettung sowie der Polizei im Einsatz. Auch zwei Notarzthubschrauber waren vor Ort. Die Mur führte laut den Steiermärkischen Landesbahnen zum Unfallzeitpunkt Niedrigwasser. Die Wasserrettung stellte sicher, dass sich keine Personen mehr in der bis zu einem Meter mit Wasser gefüllten Zuggarnitur befanden und barg Gegenstände aus dem Fahrzeug.

Die Gleise der Murtalbahn wurden zwischen Murau und Tamsweg gesperrt und der Zugverkehr eingestellt. Ein Schienenersatzverkehr wurde bereits eingerichtet. Wie der Bahnbetreiber mitteilte, soll der Betrieb möglichst zeitnah wieder aufgenommen werden. Die Bergung des Triebwagens übernimmt eine Spezialfirma. Zu einer Verunreinigung der Mur kam es nicht. Wann die entgleiste Garnitur an der schwer zugänglichen Unfallstelle geborgen wird, stand noch nicht fest.

Die Murtalbahn ist zuletzt auch in der politischen Diskussion in den Fokus gerückt: Laut "Kleiner Zeitung" hatten Äußerungen des steirischen Landeshauptmanns (LH) Hermann Schützenhöfer (ÖVP) bei einem Besuch im Juni im obersteirischen Bezirk Murau – der an den Lungau grenzt – für Aufregung in der Region gesorgt. Der LH hatte die Überlegung in den Raum gestellt, dass die Murtalbahn auch als Busverkehr geführt werden könnte. Dazu solle es auch Gespräche mit Landeshauptmann-Stellvertreter und Verkehrsreferent Anton Lang (SPÖ) geben. Die Trasse der Murtalbahn war in den vergangenen Jahren bei Unwettern schwer in Mitleidenschaft gezogen worden, eine Zeitlang war der Zugbetrieb eingestellt und von Ersatzbussen übernommen worden. (APA, 9.7.2021)