FFP2-Maske muss schon jetzt nicht mehr getragen werden. Ab 22. Juli fällt auch der Mund-Nasen-Schutz im Großteil des Handels. Daran hält Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) fest.

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"Wir sind besser durch die dritte Welle gekommen als andere", lautete das Resümee von Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) am Freitag. Zuvor hatte sich die Corona-Taskforce der Bundesregierung getroffen, um die aktuellen Entwicklungen der Pandemie zu bewerten und Vorbereitungen für den Herbst zu treffen. Durch die hohe Anzahl an Testungen, die breite Verpflichtung zum Tragen der Maske und andere Maßnahmen habe man die Neuinfektionszahlen niedrig gehalten – von Wien bis Vorarlberg, betonte der Kanzler.

Österreich liege, was die Neuinfektionen betreffe, im besten Drittel innerhalb der EU. Doch gleichzeitig würden die Ansteckungszahlen vor allem unter jüngeren Menschen wieder steigen. Das liege aber nicht nur am unterschiedlichen Sozialverhalten, sondern auch daran, dass es unter den Älteren bereits eine sehr hohe Durchimpfungsrate gebe. Beinahe 90 Prozent der über 85-Jährigen seien bereits vollimmunisiert, hieß es am Freitag. Rund 4,9 Millionen Menschen (63,02 Prozent der impfbaren Bevölkerung) haben laut dem Dashboard der Bundesregierung zu diesem Zeitpunkt mindestens eine Corona-Schutzimpfung erhalten, rund 3,6 Millionen Menschen (45,50 Prozent) haben einen vollständigen Impfschutz.

Mehr Stoff als Wille

"Wenn wir weiter in der Geschwindigkeit impfen, kommen wir gut durch den Herbst", sagte Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (Grüne). Wenn das nicht der Fall ist, dann "sieht es anders aus". Denn mittlerweile sei Österreich an einem Punkt angekommen, an dem es mehr Impfstoff als Impfwillige gebe. Trotzdem, das betonte Kurz: Die Impfung bleibe jedenfalls freiwillig.

Es sei jedoch klar, dass die Pandemie nicht in wenigen Wochen oder Monaten vergehen werde, sagte der Kanzler: Das Virus werde vielmehr "Jahre bleiben". Jeder, der sich nicht impft, habe "eine sehr hohe Wahrscheinlichkeit, sich anzustecken", betonte Kurz. Die Entscheidung, die jeder zu treffen habe, sei daher: "Impfung oder Ansteckung." Einen finanziellen Anreiz, sich stechen zu lassen – wie er in anderen Ländern diskutiert wird –, werde es nicht geben. Man setze auf niederschwellige Angebote wie Impf-Slots ohne Termin.

Weitere Lockerungen im Juli

Der Fahrplan der Corona-Maßnahmen werde nun fortgesetzt. Weitere Lockerungen sollen am 22. Juli kommen. Mit diesem Tag wird dann der Mund-Nasen-Schutz nur noch in den öffentlichen Verkehrsmitteln und den Geschäften des täglichen Bedarfs – etwa Supermärkten – verpflichtend sein. Die Drei-G-Regel werde weiter erhalten bleiben.

"Das Regelwerk, das wir jetzt haben, funktioniert", betonte Mückstein. Die Testungen würden auch immer genauer, man setze vermehrt auf PCR-Tests. Doch die Delta-Variante würde inzwischen in Österreich vorherrschen. Der Herbst werde heuer anders gemanagt als jener im vergangenen Jahr: "Das garantiere ich", sagte Mückstein. Die Sieben-Tage-Inzidenz liege am Freitag bei 8,3.

Steigende Zahlen

Allerdings würden die Zahlen wieder steigen – "das ist sonnenklar", sagte Kurz. Schon im Sommer, davon geht die Bundesregierung aus, würden die Infektionszahlen nach oben gehen und dann im Herbst "sicherlich massiv ansteigen, wenn die kältere Jahreszeit kommt und wieder mehr in Innenräumen stattfindet", betonte Kurz.

Die Zeit des Testens und der Maske sei aber nur eine Übergangslösung. Durch die Impfung sei eine Möglichkeit geschaffen worden, die "der Pandemie ihren Schrecken nimmt" und durch die die "Erkrankung eine wird wie jede andere", sagte Oswald Wagner von der Medizinischen Universität Wien. Auch wegen Variationen brauche man keine Sorgen zu haben, denn die Impfstoffe seien so fortschrittlich, dass sie innerhalb weniger Wochen adaptiert werden können.

"Die Einschränkung von Grund- und Freiheitsrechten ist etwas, das kein Dauerzustand sein kann", betonte Kurz. Es sei "extrem schwierig" gewesen, harte Maßnahmen wie Lockdowns und Co zu setzen. Wohl wissend, dass es kein gelinderes Mittel zu dem Zeitpunkt gab. Das sei jetzt aber anders. Nun gebe es neue Möglichkeiten, die Impfung sei der "Game-Changer". (ook, 9.7.2021)