Tschechische Frauen müssen künftig nicht mehr die Endung -ová im Nachnamen tragen.

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Kennen Sie eigentlich die Huberin? Oder die Mayerische? Vermutlich ja. Beide muten zwar irgendwie ländlich-archaisch an, aber in vielen österreichischen Dialekten haben wir auch heute noch oft die Ehre mit ihnen.

Im Tschechischen hingegen sind weibliche Endungen von Nachnamen hochsprachliche Norm. Eine Norm allerdings, die in den vergangenen Jahren immer lauter kritisiert und immer mehr ausgehöhlt wurde, bis sie nun – zumindest auf rechtlicher Ebene – ganz wegfiel.

Ein neues Gesetz erlaubt es allen Frauen im Land, auf die Endung -ová zu verzichten. Die Gattin von Herrn Novák etwa hieß bisher Nováková – außer sie behielt ihren Geburtsnamen, der aber in der Regel ebenfalls eine weibliche Endung hat, abgeleitet meist vom Namen des Vaters. Künftig darf sie, wenn sie das will, wie ihr Mann einfach Novák heißen.

Frauen als Anhängsel

Wer nun glaubt, dass diese Änderung des Personalausweisgesetzes die Gemüter von Herrn Čech und Frau Čechová kaltlässt, täuscht sich gewaltig. Der Kampf für und gegen das -ová wird bereits seit vielen Jahren ausgetragen, und das häufig mit geradezu religiösem Eifer. Während die einen es zum Symbol des Nationalstolzes stilisieren und sich im letzten Gefecht für die vermeintliche Reinheit des Tschechischen wähnen, halten andere es für ein Echo aus der Vergangenheit, das Frauen zu Anhängseln von Männern macht.

Den Unmut von Linguisten haben sich beide Lager zugezogen. Einerseits gibt es weibliche Namensendungen auch in anderen slawischen Sprachen. Andererseits befreit die unscheinbare Länge auf dem a das -ová vom Verdacht, die Frau dem Mann als Besitz zuschanzen zu wollen.

Gleichstellung von Frauen untereinander

Denn Possessivadjektive, die das Tschechische tatsächlich kennt, hätten in diesem Fall ein kurzes a. Auf alten Grabsteinen kann man da und dort noch Frau Novákova finden – quasi "die vom Novák". Aber das ist längst Sprache von gestern. Das neue Gesetz ist auch ein Schritt zur Gleichstellung von Frauen untereinander: Tschechinnen, die mit einem Ausländer verheiratet sind, durften schon bisher mit drei Buchstaben weniger durchs Leben gehen.

Doch auch Fans des -ová haben ein starkes Argument: Wenn Frauen männliche Namen haben, sind diese so gut wie nicht deklinierbar. Auch irgendwie ungerecht – und im Tschechischen mit seinen sieben Fällen nicht ganz irrelevant. Daher wird man in vielen tschechischen Medien wohl auch weiterhin auf Julia Robertsová, Britney Spearsová und Angela Merkelová stoßen. (Gerald Schubert, 9.7.2021)