Der Ortstafelkompromiss, den damals SPÖ-Staatssekretär Ostermayer und BZÖ-LH Dörfler ausverhandelt hatten, wurde am 6. Juli 2011 im Parlament beschlossen. Dann konnten die neuen Tafeln montiert werden.

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Vor zehn Jahren wurde der historische Konflikt in Kärnten um zweisprachige Ortstafeln nach zähen Verhandlungen federführend von einem SPÖ- und einem FPÖ/BZÖ-Politiker beigelegt. Seither herrscht endlich Frieden im Land.

Mittlerweile, so hat es den Anschein, wirkt er fast beseelt von der Aufgabe, so als habe er eine Mission zu erfüllten.

Als er kürzlich auf einer Radtour durchs kärntnerische Rosental fuhr, bemerkte Gerhard Dörfler: Da fehlen in der Gemeinde Feistritz noch zweisprachige Ortstafeln.

Früher, als blauer Politiker hätte er das mit Achselzucken registriert, diesmal aber bot er der Bürgermeisterin Sonya Feinig (SPÖ) und Tatjana Feinig (slowenische Gemeinschaft / Voline Skupnost) seine "volle Unterstützung" für zweisprachige Ortstafel an. Der ehemalige FPÖ-Politiker und spätere BZÖ-Landeshauptmann Dörfler, der sich in Sachen Ortstafeln eine Wandlung vom "Saulus zum Paulus" zugesteht, lud sich daraufhin selbst zu einer Gemeinderatsitzung ein und hielt dort eine flammende Rede für zweisprachige Ortstafeln.

Josef Ostermayer, seinerzeit SPÖ-Staatssekretär, und eben jener "bekehrter" Gerhard Dörfler können für sich in Anspruch nehmen, für Kärnten vor zehn Jahren etwas Historisches geschafft zu haben, was Generationen von Politikern zuvor nicht gelungen war. Am 26. April 2011 verkündeten Staatssekretär Ostermayer und Landeshauptmann Dörfler den historischen Kompromiss: 164 zweisprachige Ortstafeln sollten den Konflikt ein für alle Mal beilegen.

In einem Festakt in Klagenfurt diesen Donnerstagabend wurden diese ersten zehn Jahre mit Bundespräsident Alexander Van der Bellen, Landeshauptmann Peter Kaiser und allen damals Beteiligten entsprechend gewürdigt.

Ortstafelsturm

Im Staatsvertrag von 1955 war den Kärntner Slowenen unter anderem zweisprachige Ortstafeln zugesichert worden. 1972 hatte die Regierung Bruno Kreisky die Aufstellung zweisprachigen Ortstafeln in Gemeinden mit zumindest 20 Prozent Anteil slowenischsprachiger Bevölkerung beschlossen. Es folgte prompt der "Ortstafelsturm", bei dem "Deutsch-Kärntner" die Schilder demontieren. Die Aufstellung weiterer Tafeln wurde gestoppt. Es folgten Jahre des Hin und Her, der Slowenenanteil wurde erhöht, die Tafelanzahl reduziert, keine Lösung passte. Dann trat Jörg Haider auf die Bühne und machte den Ortstafelstreit zum Spielball seiner Politik. Versuche der Wiener Politik eines Kompromisses scheiterten zumeist am Veto Haiders und des Kärntner Abwehrkämpferbundes. Andere Lösungen fanden wiederum bei Slowenenorganisationen keinen Anklang. 2006 ließ Haider unter dem Slogan "Kärnten wird einsprachig" zweisprachige Ortstafeln entfernen und durch deutsche Ortsschilder mit kleiner slowenischer Zusatztafel ersetzen – unter Mithilfe Dörflers.

Nach fünf weiteren, auch von juristischen Gefechten geprägten Jahren, erlöste dann der Dörfler-Ostermayer-Kompromiss das Land.

Josef Ostermayer,erinnert sich, er sei "zwei Jahre lang, regelmäßig nach Kärnten gefahren, immer für zwei Tage". Es wurde in Konditoreien verhandelt, in Hinterzimmern mit allen beteiligten Gruppierungen der "Deutsch-Kärntner" und Slowenenvertreter gesprochen. "Landeshauptmann Dörfler und auch Peter Kaiser haben mir viel geholfen, dass auch in den Parteien was weitergeht", sagt Ostermayer.

Von Haider geblendet

Dörfler, der mit "Negerwitzen", der Aussage zum Tod Haiders, "Die Sonne ist vom Himmel gefallen" und diversen Gerichtsterminen überregional für Negativschlagzeilen sorgte, sagt heute, er sei eigentlich "immer für zweisprachige Ortstafeln gewesen. Ich hatte mir aber ein Schweigegelübde auferlegt. Ich musste ja für die Partei funktionieren." "Dörfler ist es dennoch hoch anzurechnen, dass er mit Ostermayer das geschafft hat. Wenn man bedenkt, dass er noch mit Haider Ortstafel verrückt hat", sagt der Kärntner Helmut Konrad, Historiker und ehemaliger Rektor der Grazer Karl-Franzens-Universität. Dörfler sei "ein Instrument Jörg Haiders gewesen, er war geblendet von ihm". Was Dörfler heute ja gar nicht abstreitet.

"Er steht irgendwie für den ganzen Lernprozess Kärntens. Es zeigt sich: Man kann klüger werden und mit der Geschichte ins Reine kommen", glaubt Konrad, der sich auch persönlich wieder mit seinem Heimatbundesland ausgesöhnt hat.

Der Ortstafelkompromiss, den damals SPÖ-Staatssekretär Ostermayer und BZÖ-LH Dörfler ausverhandelt hatten, wurde am 6. Juli 2011 im Parlament beschlossen. Dann konnten die neuen Tafeln montiert werden. (Walter Müller, 10.7.2021)