Es geht munter voran in der Weiterentwicklung von Staubsaugrobotern. In den letzten Jahren erschienen zunehmend Modelle, die nicht nur mehr Leistung und bessere Akkulaufzeit, sondern auch eine Wischfunktion mitbringen. Der nächste Schritt ist auch schon vorgezeichnet. Nun wollen die Hersteller den Nutzern das häufige Entleeren des Staubbehälters ersparen.

Dazu wird die Basisstation der Roboter aufgerüstet. Sie ist nun nicht mehr nur noch Ladestation und "Funkzentrale", sondern verfügt auch über einen kleinen Motor, mit dessen Hilfe sie die "Beute" des Roboters absaugen und in einem deutlich größeren Behälter speichern kann. Somit muss man weniger Entleerungen vornehmen und auch eine Reinigung des Behälters am Roboter selbst ist seltener notwendig.

Mit diesem Feature soll auch der Ultenic T10 als eine der günstigeren Optionen überzeugen. Bei Ultenic handelt es sich um eine Marke des 1998 gegründeten, chinesischen Unternehmens Proscenic, das bereits seit einiger Zeit international tätig ist und auch über Niederlassungen in der EU verfügt.

Foto: DER STANDARD/Pichler

Lieferumfang und Inbetriebnahme

Verkauft wird der T10 in unseren Breitengraden bisher nur über Amazon zu 500 Euro. Im Lieferumfang finden sich neben Roboter, Staubbehälter mit integriertem Wassertank und Absaug-Basisstation auch ein Wischaufsatz nebst zwei passenden Mikrofasertüchern, eine Reinigungsbürste, ein Ersatz-HEPA-Filter sowie zwei Rotationsbürsten, von denen eine als Ersatz dient und drei Einweg-Staubbeutel. Dazu kommt auch eine Fernbedienung, mit der die wichtigsten Funktionen (Start/Stopp, 4-Wege-Richtungssteuerung, Saugstärke, Wassermenge für das Wischen, Absaugung sowie das Ein-/Ausschalten) zugänglich sind.

Das Anschließen der Basisstation kann aufgrund des recht dicken und starren Kabels etwas Mühe erfordern, ist aber an sich nicht kompliziert. Auch die Inbetriebnahme über Ultenics eigene Android-App (auch eine iOS-Ausgabe ist verfügbar) geht flott vonstatten. Der Roboter kann auch via Alexa (nicht getestet) oder Google Home sprachgesteuert werden. Die Einbindung über Letzteres klappte ohne Probleme. Der Roboter verfügt über Sprachausgabe, für die es auch ein deutsches Soundpaket gibt. Die Übersetzung der App ermöglicht eine problemlose Verwendung, ist aber bei manchen Punkten ("ein Knopf zum Sammeln der Stäube") etwas originell.

Foto: DER STANDARD/Pichler

Die Anmeldung eines Ultenic-Accounts ist für die Nutzung via App Voraussetzung, abseits der Wahl eines Nutzernamens und der Angabe einer E-Mail-Adresse werden keine Daten abgefragt. Über die App ist auch Fernzugriff auf den Roboter möglich. Der Hersteller gibt an, in Sachen Datenübertragung der Datenschutzgrundverordnung zu entsprechen. Was sehr positiv auffällt ist, dass die Verbindung zum Roboter über die App sehr schnell aufgebaut wird und Eingaben zügig umgesetzt werden. Das ist längst nicht bei allen Staubsaugrobotern der Fall. Zu bemängeln ist jedoch, dass der ursprünglich implementierte Support für 5-Ghz-WLANs entfernt wurde.

Umfangreiche App-Einstellungen

Der Roboter legt während des Reinigens via Lidar-Scanner einen Grundriss seines Wirkungsbereichs an, der natürlich in etwa dem Grundriss der jeweiligen Wohnung bzw. des Stockwerks entspricht. Er legt weiters automatisch "Partitionen" in diesem Grundriss an, versucht also einzelne Räume zu definieren. Für den Nutzer kann dies praktisch sein, da man dies nicht mehr selbst tun muss, wenn man den T10 etwa dazu abkommandieren möchte, nur ein bestimmtes Zimmer zu säubern. Das vom Roboter erstellte Layout lässt sich nachträglich auch anpassen, in dem man etwa Partitionen zusammenlegt oder mit selbst gezogenen Grenzen teilt. Konfigurierbar sind auch Sperrbereiche, in die sich die selbstfahrende Reinigungshilfe dann nicht vorwagt.

Foto: DER STANDARD/Pichler

Auch ein Reinigungsplan lässt sich anlegen, man kann im Detail konfigurieren, wo und mit welcher Saugstärke und welchem Wasseraufwand der T10 operiert. Auf Basis manuell gestarteter Fahrten kann die App auch Vorschläge für eine passende "Schedule" liefern. Einstellbar ist auch, ob die Absaugung an der Basisstation nach jeder Fahrt erfolgen soll, oder nur alle 2 bis 3 Fahrten. Alternativ kann diese Funktion auch rein auf Kommando des Nutzers gestartet werden. Weitere Reinigungsmodi sind außerdem "Spot Cleaning" (Reinigung im Umkreis von etwa einem Meter rund um den gewählten Punkt und "Edge Cleaning" (Reinigung im Bereich entlang von Wänden und Möbelstücken im gewünschten Bereich).

Gute Reinigungsleistung und Navigation

Wer den Roboter fahren lässt, sollte zuerst für ein Mindestmaß an Ordnung sorgen. Dünnere Kabel, kleine Textilien oder andere "Fundstücke" werden sonst zum verhängnisvollen Fressen, das schnell zur Betriebseinstellung nebst Fehlermeldung führt. Das Reinigungsergebnis selbst ist passabel. Einzelne Krümel oder Staubflanken können übrig bleiben, wenn sie von der Rotationsbürste auf bereits gereinigtes Areal geschoben werden.

Sind wasserempfindliche Bodenbeläge im Reinigungsbereich, sollte auf die Wischfunktion verzichtet werden. Der T10 verfügt zwar über Teppicherkennung (die bei sehr kurzen Teppichen nicht anschlägt) für Erhöhung der Saugleistung, ist bei gefülltem Wassertank aber etwas "inkontinent". Das heißt, dass stets etwas Wasser durch das Mikrofasertuch sickert. Das Volumen variiert je nach Einstellung, abschalten lässt sich dieses Problem aber nicht. Aus diesem Grunde weist Ultenic in der Anleitung und auf einem Sticker am Behälter darauf hin, dass man nach erfolgter Reinigung den Tank entleeren und das Tuch entfernen sollte.

Foto: DER STANDARD/Pichler

Die Wischfunktion hilft, auch kleinere Staubpartikel, die nicht aufgesaugt werden, aufzunehmen. Auch kleinere Verunreinigungen wie Kalkflecken können so beseitigt werden. Mangels größerem Druck ersetzt sie aber nicht die Verwendung eines Wischmopps zur gründlicheren Bodenreinigung. Die Lärmentwicklung des T10 entspricht den meisten anderen Saugrobotern dieses Formats und liegt auch in der höchsten Saugstufe deutlich unter einem "normalen" Staubsauger.

Mit einem Saugdruck von bis zu 3000 Pa ist er aber freilich auch deutlich schwächer, für die Reinigung von Oberflächen wie Fliesen, Parkett oder Laminat oder kurzfaserigen Teppichen sollte dies aber ausreichen. Für anspruchsvollere Textilbeläge kommt man für eine gründliche Säuberung nicht um einen konventionellen Sauger herum, der in der Regel um die 20.000 Pa bietet.

Bei der Wegfindung glänzt der Roboter. Er findet seinen Weg auch, wenn er nur recht knapp durch eine Lücke passt und überwindet auch über Absätze von circa bis einen Zentimeter Höhe. Im rund zweimonatigen Testzeitraum mit Dutzenden Fahrten "verirrte" sich der Roboter nur einmal unter einem ungünstig platzierten, von Stühlen flankierten Turmwäscheständer und schaffte es einmal nicht mehr, an die Basisstation anzudocken – beide Probleme waren jedoch leicht lösbar.

Die Absaugfunktion verrichtet ihren Dienst gut, ist in den etwa zehn Sekunden Betrieb jedoch sehr laut. Zur Größe von Wassertank und Staubbehälter des Roboters macht der Hersteller keine Angaben. Nachgemessen fasst der Tank circa 280 ml und der Staubcontainer etwa 400 ml an Inhalt. Mit Saug- und Wischstufe 3 reicht dies für etwa 100 bis 120 Quadratmeter an zu reinigender Fläche, wenn der Roboter ein bis zwei Mal wöchentlich fährt.

Foto: DER STANDARD/Pichler

DIY-Adapter statt Ressourcenverschwendung mit Einwegbeuteln

Das Volumen der Beutel wird mit 4,26 Litern angegeben. Ein Beutel soll im Schnitt den Staub von 60 Tagen Reinigungsaktivität aufnehmen können, bevor man ihn entsorgen muss. Das Dreierpack, das Ultenic für 13 Euro feilbietet, reicht demnach für ein halbes Jahr. Gegenüber dem STANDARD erklärte man, die Beutel und anderes Zubehör über Jahre hinaus auf Amazon anbieten zu wollen. Einen passenden, wiederverwendbaren Staubbeutel oder einen entleerbaren Container mit Filter plant man hingegen nicht anzubieten.

Die Lösung mag auf den ersten Blick komfortabel wirken, ist aber auf den zweiten Blick nicht besonders ressourcenfreundlich und kostet immerhin 26 Euro jährlich. Aber auch das ist ein lösbares Problem, wenn man bereit ist, Hand anzulegen.

Ist kein Beutel in der Ladestation angebracht, verweigert sie das Absaugen. Getriggert wird die Erkennung aber einfach nur über einen kleinen Schalter in jener Führung, in die man die aus Karton bestehende Halterung der Staubbeutel einhängt. Diese ließ sich einfach vermessen und als "Adapter" im CAD-Tool Fusion 360 rekonstruieren und mit einem 3D-Drucker erstellen. An diesen Adapter wurde auf einer Seite ein wiederverwendbarer Staubbeutel mit gleichem Öffnungsdurchmesser (32 mm) mit starkem Kleber lückenlos fixiert. Auf der anderen Seite wurde die Flachdichtung eines mitgelieferten Staubbeutels angeklebt. Sie dichtet den Übergang zur "Staubleitung" vom Sauger in die Station ab und verhindert, dass Staub in der schwer zu reinigenden Kammer landen. Das Absaugen funktioniert mit dieser Lösung reibungslos, erspart den Neukauf der Wegwerf-Beutel und somit auf Dauer Geld und Ressourcen.

Foto: DER STANDARD/Pichler

Da der zur Absaugung notwendige Unterdruck über einen von einem Filter geschützten Rotor im Boden des Staubfachs erzeugt wird, lässt sich nicht einfach ein beliebiger Container verwenden, da sonst kein Luftfluss zustande kommt. Dieser müsste über einen luftdurchlässigen (und staubundurchlässigen) Filter passgenau an der richtigen Stelle verfügen. Ein wiederverwendbarer Staubbeutel hingegen eignet sich in dieser Hinsicht genauso gut, wie die Einwegbeutel. Zu achten ist nur darauf, dass dieser entfaltet nicht zu groß für das Fach ist, das konservativ gemessen auf etwa 16 x 14 x 16 cm (Länge x Breite x Höhe) kommt.

Die finale Version des Adapters, der zur leichteren Anbringung eines Beutels über eine rohrförmige Verlängerung des Anschlusses verfügt, kann über die Plattform Thingiverse unter non-kommerzieller CC-Lizenz (CC-BY-NC-SA 4.0) heruntergeladen und verändert werden. Die Bereitstellung erfolgt in den Formaten STL und STEP. Unter Zuhilfenahme der Maßangaben (siehe Foto) lässt sich aber natürlich auch ohne 3D-Drucker eine Lösung bauen. Der Adapter passt möglicherweise auch in Basisstationen anderer "selbst-entleerender" Staubsaugroboter von Ultenic und Proscenic.

Foto: DER STANDARD/Pichler

Fazit

Mit dem T10 hat Ultenic einen an sich sehr tauglichen Staubsaug- und Wischroboter zu einem recht verträglichen Preis auf den Markt gebracht. Die Reinigungsleistung ist gut, der Roboter navigiert sich sicher durch Wohnungen und die App bietet einen großen Funktionsumfang. Die Schwächen sind bis auf eine überschaubar.

Leider ist gerade der nicht zu übersehende Kritikpunkt durchaus schwerwiegend. Zyklonstaubsauger und Staubsaugerroboter etablierten eigentlich zunehmend Hepa-Filter und Container als Ersatz für konventionelle Staubbeutel. Dass man diesen Fortschritt nun bei der Einführung einer an sich sinnvollen Komfortfunktion mittels Einwegbeuteln wieder rückgängig macht, ist unverständlich. Insbesondere, wenn die Alternative auf der Hand liegt, nachweislich funktioniert und auch vom Hersteller selbst – wenn auch nur einmal – verkauft werden könnte. (Georg Pichler, 10.07.2021)