Zahlreiche Maturantinnen meldeten sich bei Bastian K. und berichteten von Belästigungen und sexuellen Übergriffen.

Foto: DocLX

Bei der diesjährigen Maturareise des Veranstalters X-Jam soll es in Kroatien zu zahlreichen Belästigungen und sexuellen Übergriffen gekommen sein – das berichtet der Schüler Bastian Köstinger, der die Fälle auf Instagram öffentlich gemacht hat. Nicht nur Maturanten, auch Security-Kräfte werden beschuldigt.

Der Veranstalter X-Jam kündigte unterdessen via Aussendung an, dass man "unkorrektes, falsches und strafbares Verhalten in keiner Weise tolerieren" werde. Einzelne Security-Mitarbeiter seien umgehend entlassen worden, fallweise werde man auch Anzeige erstatten, heißt es seitens von X-Jam. Betroffene Maturanten und Maturantinnen sollten sich jedenfalls beim Unternehmen melden, damit man den Vorwürfen nachgehen könne.

Mittlerweile bestätigte die kroatische Polizei, dass ein 19-jähriger Maturant aus Österreich wegen des Vorwurfs der Vergewaltigung festgenommen wurde. Laut Informationen von X-Jam sei der Mann zwei Tage in Gewahrsam gewesen, mittlerweile befinde er sich wieder in Österreich. Ein Gespräch mit jenem Mann, der die öffentliche Debatte ins Rollen gebracht hat.

STANDARD: Herr Köstinger, Sie sammeln auf Instagram Berichte zu Belästigungen und sexuellen Übergriffen bei der Maturareise des Veranstalters X-Jam. Was erzählen Ihnen Maturantinnen?

Köstinger: Es hat ganz "harmlos" begonnen. Am Anfang waren es Erzählungen von unangenehmen Blicken und Sprüchen. Dann ist es immer mehr geworden, bis hin zu sexueller Belästigung und grundloser Gewalt. Auch Vergewaltigungen und der Einsatz von K.-o.-Tropfen wurden mir geschildert. Insgesamt sind es etwas 45 konkrete Fälle, die mir Betroffene geschickt haben.

Bastian Köstinger (18) war Anfang Juli auf Maturareise in Kroatien. Er startete die Debatte auf Instagram.
Foto: Bastian Köstinger

STANDARD: Haben Sie mit so vielen Nachrichten gerechnet?

Köstinger: Ich habe eigentlich das Gegenteil gehofft. Allein innerhalb der ersten vier Stunden haben mir viele Mädchen geschrieben. Damit habe ich nicht gerechnet. Es ist wirklich schrecklich. Der Großteil der genannten Fälle stammt übrigens aus diesem Jahr.

STANDARD: Sie sagen, dass Sie von diesen Übergriffen selbst nichts mitbekommen haben. Wie haben Sie dennoch Ihre Maturareise erlebt?

Köstinger: In meiner Gruppe herrschte eine gute Stimmung. Aber im Laufe der Tage habe ich von fremden Personen mitbekommen, dass es zu diversen Vorfällen gekommen sei. Das hat mich dann so beschäftigt, dass ich auf Instagram diesen Aufruf gestartet habe.

STANDARD: Von X-Jam hieß es zuletzt, dass man wegen Ihrer Instagram-Postings von den Vorwürfen erfahren habe. Sind Sie mittlerweile in Kontakt mit dem Veranstalter?

Köstinger: Ich war auf Instagram und per Mail in Kontakt mit X-Jam. Es gab einen längeren Austausch, aber auf Nachfragen ist man nicht eingegangen.

STANDARD: Auf Instagram schreiben Sie, dass Sie nach "handfesten Beweisen" suchen. Was wollen Sie erreichen?

Köstinger: Ich will, dass die mutmaßlichen Täter ihre gerechte Strafe bekommen. Und das funktioniert nur mit handfesten Beweisen. Gerüchte und Erzählungen helfen nicht. Wir dürfen bei solchen Schilderungen nicht mehr wegsehen. (Matthias Balmetzhofer, 13.7.2021)