Am Mittwochmorgen blitzte und donnerte es über dem Osten Österreichs (Symbolbild).

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Wien – Viele Wiener dürften am Mittwochmorgen von Donner, Blitz und zum Teil auch Hagel aus dem Schlaf gerissen worden sein. Laut einer Auswertung des österreichischen Blitzortungssystems Aldis (Austrian Lightning Detection and Information System) wurden im Stadtgebiet 177 Blitzeinschläge gezählt. Diese führten auch zu Stromausfällen, insgesamt waren 3.150 Haushalte in Wien und Umgebung betroffen. Auch Verkehrsampeln fielen im Frühverkehr aus. In Hausleiten (Bezirk Korneuburg) ist ein 44-Jähriger von einem Blitz getroffen worden. Der Erntehelfer wird im Universitätsklinikum St. Pölten intensivmedizinisch betreut.

Viele Erdblitze

Zählt man auch die Blitze innerhalb der Gewitterwolken dazu, dann gab es laut Aldis in Wien in der Früh circa 1.500 Einzelentladungen, wobei Entladungen in den Wolken für das menschliche Auge in der Regel nicht zu sehen sind und nur als Wetterleuchten beobachtet werden können. "Beachtlich" ist laut Aldis-Chef Gerhard Diendorfer die Zahl der erfolgten Bodeneinschläge. "Nur im Jahr 2018 gab es in den vergangenen fünf Jahren mit 446 Blitzen zur Erde mehr Blitze an einem einzigen Tag", sagte er im APA-Gespräch.

Im langjährigen Schnitt gibt es in Wien circa 450 Blitzeinschläge pro Jahr. Damit sei Mittwochfrüh bereits ein Drittel des Jahresschnitts niedergegangen. "Auffällig an diesem Gewitter war die relativ große Zahl an Erdblitzen im Verhältnis zu den Wolkenentladungen. Im Durchschnitt geht nur jeder zehnte Blitz zum Boden, heute Früh war das circa jeder dritte." Die Einschläge erfolgen auf dem Stadtgebiet übrigens größtenteils in höhere Gebäude. Dies stelle aber keine Gefahr dar, da diese Bauten schon allein aufgrund gesetzlicher Vorgaben fast immer mit Blitzschutzanlagen ausgestattet sind, so Diendorfer.

Strom- und Ampelausfälle

Die Wiener Netze verzeichneten vier Stromstörungen durch Blitzeinschläge. Die erste derartige Meldung ging um 5.16 Uhr im Bereich Traiskirchen (Bezirk Baden) ein. "Insgesamt waren 3.150 Haushalte im Gebiet der Wiener Netze, das ist Wien und Wien-Umgebung, davon betroffen", berichtete Wiener-Netze-Sprecher Christian Call der APA.

Auch mehrere Ampeln in Wien fielen aus. Laut Bettina Angerer, Sprecherin der MA 33 (Wien leuchtet, Öffentliche Beleuchtung), waren im Stadtgebiet 13 Anlagen betroffen. Die Feuerwehr verzeichnete "vereinzelte kleinere, aber keinen nennenswerten Einsätze", wie es auf APA-Nachfrage hieß.

Flugzeug umgeleitet

Das Gewitter führte auch zu einer außerplanmäßigen Umleitung einer aus Newark, USA, kommenden AUA-Maschine, wie das Luftfahrtportal "Austrian Wings" berichtete. Planmäßige Ankunft der Maschine in Wien-Schwechat wäre 7.05 Uhr gewesen. Doch der Zweistrahler musste stattdessen auf dem Flughafen der oberösterreichischen Landeshauptstadt Linz landen, bevor sich die Wettersituation besserte und der Flug nach Wien fortgesetzt werden konnte.

Auch im Burgenland gab es Gewitter, jedoch ohne gröbere Folgen. Laut Landessicherheitszentrale Burgenland musste die Feuerwehr aufgrund eines Gewitters im Raum Eisenstadt am Mittwochvormittag Auspumparbeiten durchführen. Bei Oberwart wiederum blockierte ein umgestürzter Baum eine Straße.

Auch in Teilen Niederösterreichs, des Burgenlands und der Steiermark tobten am Mittwoch in den frühen Morgenstunden Gewitter. Wegen des Tiefdruckgebiets Bernd sind weitere Gewitter möglich. Am Nachmittag soll es aber trockener und auch wieder heißer werden.

Starkregen in Deutschland

Auch in anderen Teilen Europas tobten Unwetter. In Deutschland hat Starkregen in der Nacht auf Mittwoch zu Unfällen und zahlreichen Feuerwehreinsätzen geführt. Im sächsischen Erzgebirgskreis wurde ein Mann von einem Fluss mitgerissen. Die Feuerwehr habe die Suchaktion in der Nacht vorerst abgebrochen.

Hagen, Nordrhein-Westfalen.
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Am späten Dienstagabend war im Landkreis Hof in Bayern der Katastrophenfall ausgerufen worden. Mehr als 50 Feuerwehren mit knapp 1.000 Leuten sowie 140 Angehörige des Technischen Hilfswerks (THW) waren im Dauereinsatz, um Wasser aus Kellern zu pumpen und Sandsäcke zu beschaffen. Auch in Nordrhein-Westfalen musste die Feuerwehr zahlreiche Keller auspumpen. "Die Leute sind verzweifelt", sagte der Sprecher des Polizeipräsidiums Hagen.

Hochwassergefahr in der Schweiz

In der Schweiz herrscht indes derzeit bei mehreren Seen Hochwassergefahr: Nach den starken Regenfällen und den Unwettern der vergangenen Tage droht etwa der Vierwaldstättersee in der Zentralschweiz über die Ufer zu treten. Das Bundesamt für Umwelt verhängte am Dienstagabend dort die höchste Alarmstufe 5. Die Schifffahrt wurde eingestellt. An mehreren anderen Seen ist die Lage ähnlich angespannt. Auch auf dem Rhein bei Basel wurde die Schifffahrt eingestellt.

Südtirol

In Mühlbach (Südtirol) in Italien ist ein Baum auf eine fahrende Zwölf-Mann-Kabine der Seilbahn gestürzt, die Mühlbach mit Meransen verbindet. Durch den Aufprall wurde die Kabine gegen die Seilbahnstütze gedrückt, die zehn Fahrgäste blieben Medienberichten zufolge unverletzt. (agr, APA, 14.7.2021)