FC Red Bull Salzburg (Rasmus Nissen Kristensen, links) und der LASK (Peter Michorl) waren in jüngerer Vergangenheit Österreichs erfolgreichste Europacupfighter.

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Österreichs Klubfußball wurde in den vergangenen Jahren nicht nur einmal totgeschrieben. Ein 2018 auf vice.com erschienener Artikel versuchte in etwas länglicher Form zu erklären, "warum die österreichische Bundesliga immer drittklassig bleiben wird". Ex-Profi und Autor Peter Hackmair tingelte 2018 mit fünf Gründen durch die Medienlandschaft, warum es in Österreich in naher Zukunft gar keinen Profikick mehr geben würde.

Dahinter steckt aber mehr als nur binnenösterreichisches Suderantentum. In der Schweizer Tageswoche las man 2014 unter dem Titel "Österreich ist eifersüchtig auf die Schweiz": "Die Chancen, dass die Österreicher die Schweiz im Uefa-Ranking langfristig überholen, sind gering. Dazu fehlt es neben Red Bull Salzburg an den nötigen Punktelieferanten, dafür schickt Österreich alle Jahre wieder zu viele 'Exoten' ins Europacup-Rennen."

Wenig Konkurrenz bis zu den "Big Five"

Die nur sehr beispielhaften Texte alterten allesamt ziemlich schlecht. Denn ehe diese Woche für die heimischen Vertreter die neue Europacupsaison beginnt, steht die Bundesliga im kontinentalen Vergleich besser da als je zuvor: In der Fünfjahreswertung der Uefa, über die die Startplätze im Europacup vergeben werden, rangiert Österreich unter den zehn besten Nationen. Die Bundesliga und die jeweils höchsten Klassen der "Big Five" (England, Spanien, Italien, Deutschland und Frankreich) trennen nur mehr die vier Konkurrenten Portugal, Niederlande, Russland und Belgien.

Auf Rang zehn konnte sich Österreich in den vergangenen dreißig Jahren zwar bereits zweimal hochkämpfen. Damals, 1993/94 und 1996/97, war die Konkurrenz aber noch spürbar dünner als heute: In der Uefa tummelten sich etliche Nationen weniger als die momentanen 55, und die neu gegründeten Verbände der Nachfolgestaaten der Sowjetunion und Jugoslawiens hatten noch nicht einmal fünf volle Saisonen Gelegenheit, um Punkte für die Fünfjahreswertung einzusammeln.

Später, in den Nullerjahren, kam eine Zeit der Misere. Die schlechte Performance der Vereine in der Champions League und im Uefa-Cup ließ Österreich Mitte des Jahrzehnts ins europäische Mittelfeld abrutschen.

Die Talsohle wurde in der Spielzeit 2006/07 mit Rang 22 durchschritten. Dann ging es wieder bergauf, langsam aber stetig: Rang 19 im Jahr 2010, Rang 16 im Jahr 2015, Rang zwölf vor zwei Jahren. Und nun eben Platz zehn.

Dieser Aufstieg müsse aber nicht stellvertretend für eine Qualitätssteigerung des heimischen Fußballs insgesamt stehen, mag man einwenden. Denn waren dafür nicht nur jene Punkte verantwortlich, die Serienmeister FC Red Bull Salzburg holte und die also der Getränkekonzern erkauft hat? Nicht ganz.

Freilich war Salzburgs Beitrag nicht unwesentlich. In der Saison 2017/18 sorgten die Wals-Siezenheimer durch den Halbfinaleinzug in die Europa League im Alleingang für zwei Drittel der Punkte in der Fünfjahreswertung.

Die vergangenen beiden Saisonen haben aber gezeigt, dass auch die anderen österreichischen Vereine anschreiben können: Der LASK holte sowohl 2019/20 als auch 2020/21 mehr Punkte als Salzburg. Letztes Jahr rückten auch Rapid und der Wolfsberger AC an den Ligakrösus heran.

Dass Österreichs Bundesliga in Europa konkurrenzfähiger wird, zeigt sich aber nicht nur anhand der Uefa-Wertung. Auch die Marktwerte der Kader steigen stärker als in den meisten anderen Nationen.

Zwischen 2015 und 2021 hat sich der geschätzte Gesamtwert der Bundesligisten laut transfermarkt.com von 143 auf 299 Millionen Euro mehr als verdoppelt. Unter den 25 teuersten Ligen Europas verzeichneten im selben Zeitraum nur Frankreichs Ligue 1, Englands Premier League und Schottlands Premiership höhere prozentuelle Zugewinne.

Auch wenn der sportliche Beitrag in den letzten beiden Jahren bescheidener war, schlug Red Bull Salzburg den größten Profit aus Österreichs Marktwertanstieg. Rund 133 der 299 Millionen Euro ist das Team von Neo-Trainer Matthias Jaissle wert. Allein die Startprämien für zwei Champions-League-Antritte von jeweils mehr als 15 Millionen Euro, eine halbe Million pro Unentschieden sowie 1,5 Millionen Pro Sieg in der Gruppenphase ließen die Kassen klingeln.

Doch auch die restlichen Ligateilnehmer konnten ihre Marktwerte in nur sechs Jahren seit 2015 von 96 auf satte 166 Millionen Euro steigern – und das, obwohl der Fußball wegen der Corona-Pandemie europa- und weltweit starke Einbrüche hinnehmen musste.

Ob der Aufstieg der Bundesliga in die zweite Riege des europäischen Fußballgeschäfts nachhaltig sein wird, können ab dieser Woche bereits die Wiener Klubs Rapid (2. Qualifikationsrunde der Champions League gegen Sparta Prag am Dienstag) und Austria (2. Qualifikationsrunde der neu geschaffenen Conference League gegen Breiðablik Kópavogur am Donnerstag) mitbestimmen. In der Fünfjahreswertung 2021/22 wäre mit einigen starken Auftritten erstmals sogar Rang sieben für Österreich realistisch. (Michael Matzenberger, 19.7.2021)