Die Dienste zu bewerben könnte für Twitch-Berühmtheiten rechtliche Folgen haben.

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Die Streamingplattform Twitch befindet sich offenbar inmitten eines Glücksspielbooms, angeheizt vom Aufstieg sogenannter Kryptokasinos. Durch den Einsatz von Echtgeld können Spieler dort Kryptowährungen wie Bitcoin und Ethereum in Spielen wie Blackjack und Baccarat gewinnen. Anbieter sponsern zudem beliebte Streamer, damit sie ihre Dienste auf ihren reichweitenstarken Kanälen zeigen. Teils würden sie dafür zehntausende Dollar pro Stunde bezahlen, berichtet "Wired" unter Berufung auf Inhaltsschaffende und Experten.

Einer dieser Twitch-Streamer ist der 30-jährige US-Amerikaner Tyler Niknam, der auf der Plattform unter dem Pseudonym Trainwrecks bekannt ist. Das Online-Kasino Stake.com ist einer seiner prominentesten Sponsoren, dessen Services präsentiert er teils zehntausenden Zuschauern. Das Problem dabei ist, dass der Dienst in den USA gar nicht erlaubt ist. Laut den Berichterstattern wird US-Besuchern folgende Meldung angezeigt: "Aufgrund unserer Glücksspiellizenz können wir keine Spieler aus den Vereinigten Staaten akzeptieren."

Lukrativ und reichweitenstark

Die Kooperationen scheinen allerdings sehr lukrativ zu sein. Offenbar bot die Webseite Duelbits dem Streamer Adin Ross zwischen 1,4 und 1,6 Millionen Dollar pro Monat an. Außerdem sollen 64 der tausend bestbesuchten Twitch-Konten entsprechende Inhalte übertragen haben oder einen Sponsoring-Deal mit vergleichbaren Webseiten beworben haben.

Manche Streams sollen dabei mehr als 100.000 Live-Zuschauer aufgewiesen haben, zudem sind einige der verantwortlichen Influencer Mitglieder des Twitch-Partnerprogramms. Dadurch erhalten sie neben einer erhöhten Umsatzbeteiligung auch zusätzliche Unterstützung. Laut der Plattform handle es sich bei den Partnern um Personen, "die als Vorbilder für die Community agieren können".

Häufig spielen die Glücksspiel-Streamer jedoch nicht um ihr eigenes Geld, suggerieren endlosen Spaß am Spiel, während die Online-Kasinos in Wirklichkeit das verspielte Geld zur Verfügung stellen. "Es war nicht mein Geld", sagte diesbezüglich Matthew Rinaudo im Juni auf seinem Twitch-Kanal. Er bekam eigenen Aussagen zufolge Angebote, um für 35.000 Dollar pro Stunde im Livestream den digitalen Spielautomaten zu betätigen. Ob dies eine gute Vorbildwirkung für die oft minderjährigen Nutzer hat, darf bezweifelt werden.

Lizenzlos glücklich

Allgemein ist es zudem egal, ob die Anbieter mit ihrem Glücksspiel die Gewinnmöglichkeit von US-Dollar oder von digitalen Währungen bewerben – brauchen sie doch in den USA für jeden Bundesstaat eine Lizenz. Oben genannte Kasinos sitzen allerdings in Ländern wie Curaçao – aus den USA sind die Webseiten also nur über einen VPN erreichbar. Laut "Wired" soll das allerdings nicht allzu schwierig sein. Zwar würden nämlich die USA selbst blockiert werden, allerdings nicht der Zugang von Personen innerhalb der USA.

Die Dienste zu bewerben könnte für Twitch-Berühmtheiten zudem rechtliche Folgen haben, sagt der auf Online-Glücksspiel spezialisierte Anwalt Jeff Ifrah gegenüber den Reportern. Selbst wenn das Angebot verlockend sei, würden zudem die Risiken für vulnerable Gruppen überwiegen. (mick, 14.7.2021)