Ihn ereilen auch auf dem Sterbebett noch Albträume: K. alias Franz Kafka (Matthias Rheinheimer).

Foto: Robert Newald

Theater im großen Cinemascope-Format – dafür steht das Festival Theaterzeit Freistadt seit 2014. Regisseur Ulf Dückelmann und Schauspielerin sowie Managerin Susanna Bihari haben einen Spiel- und Inszenierungsstil etabliert, der im Sommertheatergetriebe wahrlich einen Kontrapunkt darstellt. In der Mühlviertler Messehalle gibt es nämlich eher nichts zu lachen, dafür schlägt der Grusel zu.

Hier wird literarischen Stoffen in emotional krassen Bildern und stattlicher Besetzung großzügig Raum gegeben. Bisher gab es u. a. eine Walpurgisnacht (2015), eine Hamlet-Saga (2016) oder eine Jedermann-Neufassung (2018) zu sehen. In diesem Jahr ist Franz Kafkas Romanfragment Das Schloss der Ausgangspunkt für eine Befragung des Zustands des Auf-sich-zurückgeworfen-Seins.

Rätselhafte Kälte

Die Erfahrung, von keinem verstanden und leider auch nicht akzeptiert zu werden, macht der Protagonist K. als Landvermesser in einem zu einem gräflichen Schloss gehörenden Dorf. Der bürokratische Dschungel und die scheinbar verschwörerische Ablehnung seitens der Bewohner bringen den Mann (Matthias Rheinheimer) in albtraumhafte Situationen, die er in Dückelmanns Fassung rückblickend vom Sterbebett aus und verwoben mit Kafkas Biografie nacherlebt. So sind Kafkas Weggefährten wie Max Brod, Milena Jesenská oder seine Schwester Ottla als dramatisches Personal eingebaut.

Der tiefe Raum, die winterliche Stimmung im Roman sowie beherzt laufende Nebelmaschinen werden bei der Uraufführung von Das Schloss Westwest am Freitag (20 Uhr), Gothic-Horror-Stimmung erzeugen. Begleitend zum Spielplan präsentiert Theaterzeit u. a. auch einen Kurzfilmwettbewerb unter namhafter Jury: Maria Hofstätter, Harald Sicheritz, Robert Dornhelm, Elisabeth Scharang. (afze, 15.7.2021)