Eine Aufnahme einer X-Jam-Reise aus vergangenen Jahren.

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Die Staatsanwaltschaft Graz hat nach Vorwürfen bezüglich einer mutmaßlichen Vergewaltigung einer Maturantin aus Oberösterreich bei der X-Jam-Maturareise in Kroatien das Ermittlungsverfahren übernommen. Das bestätigte Christian Kroschl, der Sprecher der Staatsanwaltschaft, am Mittwochnachmittag dem STANDARD. "Der Akt ist zu uns gewandert", sagte Kroschl. Es gehe um den Verdacht auf Vergewaltigung.

Beim Verdächtigen handelt es sich um einen 19-Jährigen aus dem Bezirk Deutschlandsberg. Das mutmaßliche Opfer hat die mutmaßliche Vergewaltigung laut Kroschl am 8. Juli in Begleitung ihrer Mutter in ihrem Heimatbundesland angezeigt. Sie habe angegeben, dass sie am 7. Juli bei der Maturareise auf der Halbinsel Lanterna nahe Poreč vom Beschuldigten in ihrem Hotelzimmer vergewaltigt worden sei.

Enthaftung in Istrien

Eine Anzeige dürfte zuvor auch in Kroatien erfolgt sein: Der 19-Jährige war am 7. Juli von der kroatischen Polizei festgenommen und am 8. Juli in Istrien einem U-Richter vorgeführt worden, der die Enthaftung anordnete. Das Ermittlungsverfahren wurde an Österreich abgetreten. Der 19-Jährige reiste zurück. Die steirische Landeskriminalpolizei wurde laut Kroschl mit den Ermittlungen beauftragt. Eine Befragung des 19-Jährigen als Beschuldigter dürfte bevorstehen. Zudem warte man auf Übermittlung der Unterlagen der kroatischen Polizei. Noch würden laut Kroschl "keine Einvernahmen vorliegen".

Laut APA soll die junge Frau angegeben haben, dass es Kontakt gegeben habe. Sie soll dem 19-Jährigen aber zu verstehen gegeben haben, dass sie keinen Sex wolle. Der junge Mann führt hingegen einvernehmlichen Sex ins Treffen. Es gilt die Unschuldsvermutung.

Veranstalter zeigt Security-Mitarbeiter an

Nachdem sich Vorwürfe von sexuellen Übergriffen, Belästigungen und rassistischen Beleidigungen erhärtet hatten, hat der Veranstalter einen Security-Mitarbeiter angezeigt. Wie X-Jam am Mittwochabend der APA mitteilte, wurde der Mann, der in Kroatien zwei Wochen als Ordner im Einsatz war, bei der Landespolizeidirektion Wien wegen sexueller Belästigung (§ 218 StGB) zur Anzeige gebracht.

40 Maturantinnen und Maturanten haben sich bisher bei einer Beschwerdestelle des Veranstalters gemeldet. In einigen Fällen gebe es "konkrete Anschuldigungen". Betroffene sollen nun Gelegenheit bekommen, die Verdächtigen zu identifizieren. Derzeit seien X-Jam vier Security-Mitarbeiter bekannt.

65 positive Corona-Fälle

Wie am Mittwoch bekannt wurde, entwickelte sich bei der nach Eigenangaben "größten Maturareise Europas" auch ein großer Corona-Cluster. Bisher wurden 65 Infektionen nachgewiesen. Davon betroffen sind 28 Österreicher sowie 37 Deutsche. Insgesamt nahmen 7.500 Personen an der Reise teil, wie X-Jam dem STANDARD mitteilte.

Ausgangspunkt waren zwei infizierte Teilnehmerinnen aus Deutschland. Offenbar hat das engmaschige Testkonzept versagt: Nach Auskunft der Veranstalter mussten alle Teilnehmer zwei Tage vor Abreise in Eigenregie einen PCR-Test durchführen. Vor dem Buseinstieg wurde ein Antigentest durchgeführt und der PCR-Test kontrolliert. Während des Aufenthalts sei zudem zwei Mal PCR-getestet worden. So seien auch die beiden Fälle vor Ort entdeckt worden: Die beiden Teilnehmerinnen wurden nach den positiven Tests nach Angaben des Veranstalters sofort abgesondert und kamen wie die K1-Kontaktpersonen in Quarantäne.

Bei beiden sei, wie es hieß, der PCR-Test vor der Abreise negativ gewesen. Das Contact-Tracing in Deutschland habe aber ergeben, dass die beiden bereits vor der Abfahrt infiziert gewesen sein müssen. Insgesamt seien vor Ort 30.000 Tests, davon 23.000 PCR-Tests, durchgeführt worden. (Vanessa Gaigg, David Krutzler, 14.7.2021)