"Wer wir waren": Der Klimawandel stellt das Leben auf der Erde infrage.

Foto: Filmladen

Die Menschheit weiß noch gar nicht so lang, dass sie eine Menschheit ist. Und im Grunde war dieses Wissen schon früh mit einem Krisenbewusstsein verbunden: Nicht alles läuft ideal mit dem Fortschritt.

Inzwischen steht mit dem Klimawandel das Leben auf der Erde insgesamt infrage. Marc Bauder ließ sich für seinen Dokumentarfilm "Wer wir waren" von einem gleichnamigen Text von Roger Willemsen inspirieren, der versuchte, sich die heutige Menschheit aus der Zukunft anzusehen. Den Maßstab, den Willemsen angelegt hat, hat Bauder mit seinem Film nun noch weiter vergrößert.

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Tücken der Moderne

Eine Reihe von Kronzeugen dienen als Orientierung, zum Beispiel die Ozeanologin Sylvia Earle, die unter dem Meeresspiegel vergleichbare Erfahrungen macht wie der Astronaut Alexander Gerst im Weltall. Tauchbilder sind meistens attraktiv, wie auch der Blick von oben auf eine Wolkenformation, an deren Unterseite gerade ein Hurrikan tobt. Mit solchen Effekten wartet Wer wir waren immer wieder auf. Marc Bauder erzählt wie einer, der darübersteht, der eine Position außerhalb des täglichen Klein-Kleins gefunden hat.

Er lässt sich in Japan künstliche Menschen vorführen, die verblüffend lebensecht wirken, und hört danach der Theoretikerin Janina Loh zu, wie sie diese Erfahrung in ein posthumanistisches Weltbild einzuordnen versucht. Die Gesprächspartner von Bauder sind vorwiegend interdisziplinär unterwegs: Matthieu Ricard ist Biologe, in erster Linie aber buddhistischer Mönch, der sich besonders für die Meditation interessiert.
Ironischerweise gehorcht "Wer wir waren" mit seiner Logik genau jenem westlichen Expansionismus, den er zugleich kritisiert. Das sind halt die Tücken der Moderne. (Bert Rebhandl, 14.7.2021)