Der Cluster "Reise" wächst bei Ages-Analysen von Neuinfektionen. Insgesamt bleibt fast ein Drittel der Infektionen ungeklärt.

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Die Kurve bei den Covid-Neuinfektionen geht zwar schon seit dem 3. Juli wieder nach oben, allerdings waren die Anstiege zunächst minimal. Seit mittlerweile einer Woche liegen die Fallzahlen wieder im dreistelligen Bereich, österreichweit sind innerhalb von 24 Stunden bis Mittwoch 332 neue Fälle dazugekommen. Die Sieben-Tage-Inzidenz lag Anfang des Monats noch bei sieben Fällen pro 100.000 Einwohnern, mittlerweile hat sie sich auf rund 15 mehr als verdoppelt. In Wien ist sie mit 30 am höchsten. Die letzten Lockerungsschritte fanden am 1. Juli statt. Zuletzt wurde etwa die Maskenpflicht deutlich gelockert.

Zugleich ist die Delta-Variante auf dem Vormarsch: In der vergangenen Kalenderwoche wurden 317 laborbestätigte Fälle der zunächst in Indien aufgetretenen Mutation des Coronavirus nachgewiesen, wie die Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (Ages) in ihrem aktuellen Bericht festhält.

Weitere Lockerungen

Daraus geht auch hervor, dass zuletzt ein Viertel der Neuinfektionen auf Reisen zurückzuführen seien, was eine signifikante Steigerung am Anteil des Infektionsgeschehenes bedeute. Dabei fielen die Sommerferien noch gar nicht in den Analysezeitraum. Mit einem weiteren Anstieg ist also zu rechnen. Etwa 52 Prozent der Infektionen gehen laut Ages auf den weitgefassten Bereich "Haushalt" zurück.

Für 22. Juli wurden weitere Lockerungen in Aussicht gestellt. Experten warnten bereits davor, eine erneute Welle so wie im vergangenen Sommer zu verschlafen.

Impftempo geht zurück

Dass die Zahlen steigen, sei klar gewesen, sagte Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP), der noch bis Mittwoch in New York war. Zuvor betonte Kurz, dass die Pandemie für alle Geimpften "vorbei" sei. Was also tun? Für den Kanzler lautet die Antwort jedenfalls nicht Impfpflicht, wie er erneut bekräftigte. Er appellierte besonders an junge Menschen, sich impfen zu lassen, und verwies auf die steigenden Infektionszahlen unter Jungen.

Derzeit sind 64 Prozent der impfbaren Bevölkerung mindestens einmal geimpft, bei 48 Prozent besteht bereits der vollständige Impfschutz. Expertinnen und Experten empfehlen eine Durchimpfungsrate von 75 Prozent. Allerdings geht das Impftempo bereits deutlich zurück. Die Länder versuchen mit Impfung ohne Termin oder mobilen Angeboten gegenzusteuern. Für junge Menschen wurden in Wien außerdem "Impf-Partys" gestartet. Von Gutscheinen, Freibier oder gar einem Gratisjoint, wie es ihn in den USA teilweise als Belohnung gab, ist man hierzulande noch weit entfernt. In Niederösterreich will man hingegen Mitte August die Impfzentren schließen, wie die NÖN berichten.

Drei G bleiben Kernstrategie

Kern der aktuellen Öffnungsstrategie ist die Drei-G-Regel. Zumeist darf nur, wer getestet, genesen oder geimpft ist und einen entsprechenden Nachweis herzeigen kann, an sozialen Ereignissen teilhaben. Egal ob es sich dabei um die Gastro, das Schwimmbad oder den Friseur handelt. Seit Mittwoch können die Behörden nun bei Verstößen auch Organmandate ausstellen.

Der oder die Betroffene muss dann direkt 90 Euro zahlen. Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (Grüne) erließ eine entsprechende Verordnung. Schon bisher riskierte man bei Nichteinhaltung der Drei-G-Regel eine Anzeige. Die Möglichkeit, sich für eine Anzeige und ein Verfahren zu entscheiden, bleibt natürlich bestehen. In diesem Fall kann man die – dann allerdings höhere – Strafe anfechten. Kontrolliert werden soll niederschwellig und stichprobenartig, heißt es aus dem Gesundheitsministerium.

Im Grunde werden mit der neuen Verordnung nur Anpassungen an die aktuellen Regelungen vorgenommen: Nachdem etwa der Mindestabstand mit Anfang Juli gestrichen wurde, können nun auch logischerweise keine Organmandate mehr deswegen verhängt werden. Im Gegenzug wurden Verstöße gegen die Drei-G-Regel in die Verordnung aufgenommen.

Was die Einreise aus Ländern mit geringem Risiko betrifft, gilt nach wie vor: Ein Impf- oder Testnachweis muss bei einer etwaigen Kontrolle vorgezeigt werden können. Bei Einreise ohne Nachweis muss man sich vorab registrieren und einen Test innerhalb von 24 Stunden nachbringen. (Lara Hagen, Vanessa Gaigg, 14.7.2021)