"Verstehen Sie Spaß?"-Moderator Guido Cantz hört Ende des Jahres auf.

Foto: SWR/Wolfgang Breiteneicher

München – Noch verspüre er keinen Abschiedsschmerz, sagt Guido Cantz. Bis Jahresende sei noch Zeit, vier Ausgaben von "Verstehen Sie Spaß?" stehen noch an. Anfang Juni hatte der 49-Jährige angekündigt, danach als Moderator der Scherzshow aufzuhören – nach zwölf Jahren. Wenn er am Samstagabend ab 20.15 Uhr in der neuen Ausgabe in ORF 1 und im Ersten mit seinen Gästen plaudert, ist das aber noch kein Thema – die Sendung wurde vor der Ankündigung des Abschieds aufgezeichnet.

Wegen der Corona-Vorgaben fehlte dabei das Saalpublikum. Während die ersten Fernsehshows wieder leibhaftige Gäste mit Abstand in Stuhlreihen sitzen lassen, kommen die Lacher bei "Verstehen Sie Spaß?" also noch vom Band. "Ich würde mich freuen, wenn ich noch einmal vor Publikum moderieren kann", sagt Cantz im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur. Ob es dann ein paar Hundert oder Tausend Gäste seien, sei im Grunde egal. "Aber ich stehe mein Leben lang vor Publikum." Und gerade für eine Sendung mit Gags vor versteckter Kamera seien die Lacher wichtig – auch um andere Leute anzustecken. "Das ist bei uns auch noch mal wichtiger als bei einer Quizsendung."

Intimere Atmosphäre

Ohne Publikum im Saal sei es allerdings eine intimere Atmosphäre, sagte Cantz. "Ein netter Abend auf dem Sofa zusammen." Das könne unter Umständen auch Vorzüge haben: "Ich glaube, dass ein Studio, in dem nur Kameraleute und Kabelhilfen stehen, vielleicht von Vorteil ist für Leute, die nicht so erfahren sind." Wenn die sonst in einen Saal kommen, in dem Hunderte Menschen klatschen, seien sie sehr nervös.

Somit sind die Lacher aus der Konserve im Münchner Studio einer der vielen Kompromisse, die Cantz und sein Team in Corona-Zeiten machen mussten. Manche Scherze funktionieren schlicht im Lockdown nicht. So werden Szenen aus einer gut besuchten Einkaufsmall gezeigt – mit dem Hinweis, dass vor Corona gedreht wurde. Ein anderes Problem: "Bei FFP2-Masken sieht man keine Mimik", schildert Cantz. "Die Filme leben aber ja davon, dass man sieht, wie die Leute reingelegt werden."

Wotan Wilke Möhring lässt Johannes B. Kerner warten

Wenn Prominente aufs Korn genommen werden, müsse man genau schauen, in welchen Situationen die Beteiligten keine Maske tragen oder vorher einen Corona-Test machen. So erwischt es Moderator Johannes B. Kerner bei seiner eigenen Sendung, in der er Schauspieler Wotan Wilke Möhring interviewen will – der ihn eiskalt warten lässt. "Wir haben dich ein bisschen reingelegt", sagt Cantz. "Streiche 'ein bisschen'", kontert Kerner, der beim Warten sichtlich genervter wird.

Schauspieler Möhring hat als Lockvogel bei auch zugunsten seiner Kinder mitgemacht, wie der 54-Jährige erzählt. Die dürften sich sonst nämlich nichts von dem anschauen. "Ich mach' nur Viertel-nach-acht-Filme oder noch schlimmer." Möhring hat drei Kinder im Alter bis zwölf Jahren. Sie seien froh und stolz, jetzt mal etwas von ihm sehen zu können.

Laura Wontorra

Moderatorin Laura Wontorra wird vermeintlich von den Kölner Haien akquiriert, um bei einem Fan-Treffen mit einem möglichen Sponsor der Eishockey-Mannschaft unfreiwillig bei den Vorbereitungen für ein Date zu helfen – inklusive Kleidungstipps und Gesangsprobe. Manche geplanten Szenarien hätten aber abgeblasen werden müssen, weil sie wegen der Hygienevorgaben nicht umsetzbar waren, erzählt Cantz.

So hätte Oliver Pocher eigentlich im Zusammenspiel mit einer Fußballmannschaft gefoppt werden sollen. Nun trifft es den Comedian an einem wunderen Punkt: Sein Schwager ist angeblich in eine sogenannte Influencerin verliebt, die Pocher pauschal nicht leiden kann. In der Diskussion mit seiner Frau Amira und dem Paar bei einem Dinner redet er sich in Rage. "Er hat ein paar Klopper rausgehauen, die wir rausschneiden mussten", verrät Cantz. Das Ergebnis sei aber dennoch besser als alles, was die Macher geplant hätten. Auch Pocher spricht von der "besten versteckten Kamera aller Zeiten".

Nun folgen also noch drei Ausgaben von "Verstehen Sie Spaß?" mit Gastgeber Cantz, die Aufnahmen für ein Special im Sommer laufen gerade. Ob der 49-Jährige Angst hat, auch nochmal Opfer seiner Kollegen zu werden? "Ich bin ja schon zweimal reingelegt worden", sagt er. Aber er bleibe wachsam. "Ich gucke schon, wenn ich in Taxis steige, ob da Kameras sind." Die seien während seiner Zeit bei der Sendung immer kleiner, das Team immer gewiefter beim Tarnen geworden. "Und es muss gar nix Großes und Aufwendiges sein, damit es gut ist." (APA, dpa, 15.7.2021)