Auf der kroatischen Halbinsel Lanterna werden seit Jahren Maturareisen veranstaltet. Hier ein Foto aus dem Jahr 2011.

Foto: DocLX

Die Vorkommnisse bei der vom österreichischen Unternehmen X-Jam veranstalteten Maturareise auf der kroatischen Halbinsel Lanterna beschäftigen hierzulande mittlerweile mehrere Ermittlungsbehörden: Das Landeskriminalamt Steiermark untersucht den Fall eines 19-jährigen Burschen, der bei der Reise eine 18-jährige Oberösterreicherin vergewaltigt haben soll. Der Mann spricht von einvernehmlichem Sex. Es hat bisher noch keine Einvernahme des Beschuldigten durch die Kriminalpolizei gegeben, sagt Christian Kroschl, Sprecher der Staatsanwaltschaft Graz, am Donnerstag. Eine erste Einvernahme des 19-Jährigen habe in Kroatien stattgefunden. Die Unterlagen seien aber noch nicht in Graz eingetroffen, so Kroschl.

Wer für die Sicherheit bei X-Jam-Reisen sorgt

Bei der Landespolizeidirektion Wien wurde Anzeige wegen sexueller Belästigung gegen einen Sicherheitsmitarbeiter erstattet. Mehrere Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Reise hätten den Mann identifiziert, sagt Alexander Khaelss-Khaelssberg, der für X-Jam spricht. Der Mann war als Ordner tätig und ist österreichischer Staatsbürger. Mehr Angaben zu seiner Person gibt es derzeit nicht.

Die Causa lenken die Aufmerksamkeit auf das Sicherheitskonzept von X-Jam. 115 Securitys seien vor Ort, etwa drei Viertel davon seien über große kroatische Sicherheitsfirmen engagiert, mit denen man auch schon seit Jahren zusammenarbeite, sagt Khaelss-Khaelssberg.

Ordner für Kost und Logis

Der Rest, also circa 30 Personen, werde in Österreich rekrutiert. "Dieses Team macht vor allem Ordnerdienste und ist auch da, falls es Sprachbarrieren mit dem kroatischen Team gibt." Die Aufgabe der Ordner sei es außerdem, in Notfällen zu deeskalieren. Der nun angezeigte Mann sei Teil dieses Teams gewesen.

Drei externe Personen sind bei X-Jam für die Rekrutierung dieses Teams – das Volunteer-Programm – zuständig. Manche würden bezahlt, andere gegen Kost und Logis arbeiten, erklärt der Sprecher das Konzept. Probleme habe es bis dato nie gegeben, bei dem nun der sexuellen Belästigung beschuldigten Mann handle es sich wohl "um ein schwarzes Schaf". X-Jam wolle dennoch das Sicherheitskonzept überarbeiten und dafür auch Expertinnen und Experten ins Boot holen.

Security-Ausbildung Thema im Regierungsprogramm

Ausbildung und Bezahlung von Sicherheitsleuten sind in Österreich nicht wirklich geregelt – Branchenvertreter lobbyierten lange dafür und waren zuletzt erfolgreich. Denn im türkis-grünen Regierungspr0gramm ist sowohl von der "Schaffung klarer und verbindlicher Qualitätsstandards für private Sicherheitsunternehmen" die Rede als auch von der "Entwicklung eines Berufsbilds 'Private Sicherheitsdienstleister'". Außerdem soll die Ausbildung vereinheitlicht werden: Konkret soll einerseits eine "standardisierte Grundausbildung mit einheitlichen und verbindlichen Standards" eingeführt und andererseits ein Lehrberuf geschaffen werden.

Forschungsergebnisse im Herbst

Aus dem Wirtschaftsministerium heißt es zum Status quo der Pläne, dass derzeit ein Projekt zu Ausbildungs-und Qualitätsstandards für Sicherheitsdienstleister laufe – die Projektleitung habe die FH Campus Wien, Fachbereich Risiko-& Sicherheitsmanagement, inne, das Ministerium sei Projektpartner, wie auch der zuständige Fachverband in der Wirtschaftskammer.

Im Rahmen des Projekts werden drei Curricula erarbeitet: eine zweitägige Ausbildung für (gelegentliche) Beschäftigung bei Veranstaltungen, ein möglicher Lehrgang für Sicherheitspersonal in der kritischen Infrastruktur und ein möglicher Lehrberuf. Die Ergebnisse des Projekts werden im Herbst präsentiert. Darauf aufbauend könne die konkrete Ausbildungsordnung unter Einbindung der Branche und der Sozialpartner erstellt werden, so eine Ministeriumssprecherin. (Lara Hagen, David Krutzler, 15.7.2021)