Ein bisserl dröge sei er, nicht so wirklich entscheidungsfreudig. Das wird Unionskanzlerkandidat Armin Laschet (CDU) vorgeworfen. Doch angesichts der Unwetterkatastrophe in Deutschland hat Laschet gezeigt, dass er die Klaviatur der Krisenkommunikation gut beherrscht.

Unionskanzlerkandidat Armin Laschet (CDU) im Katastrophengebiet Nordrhein-Westfalen.
Foto: EPA/FRIEDEMANN VOGEL

Natürlich ist er nicht, wie geplant, ins bayerische Seeon gefahren, um sich dort mit Markus Söder, dem CSU-Chef und verhinderten Kanzlerkandidaten, darüber zu streiten, ob jetzt Steuersenkungen nach der Wahl möglich sind oder nicht.

Stattdessen hat Laschet eine Anleihe beim sozialdemokratischen Ex-Kanzler Gerhard Schröder genommen, die Gummistiefel angezogen und sich ins Katastrophengebiet begeben.

Das hat Schröder 2002, beim Jahrhunderthochwasser der Elbe, auch getan. Während sein Herausforderer Edmund Stoiber (CSU) noch im Urlaub weilte, stapfte Schröder in Ostdeutschland durch Schlamm und Dreck. Für seine Wiederwahl kurz danach wirkte das Wunder, Stoiber hatte das Nachsehen.

Für den Moment kann Laschet also aus den schrecklichen Ereignissen Kapital schlagen. Aber der Wahlsieg ist ihm deshalb noch nicht sicher. Bis zur Bundestagswahl werden noch mehr als zwei Monate vergehen.

Und Söder vergisst nicht(s). Er will unbedingt mit Steuersenkungen werben, während Laschet meint, dafür gebe es kein Geld. Diesen Streit müssen die schwierigen Schwestern CDU und CSU klären. Aufgeschoben ist nicht aufgehoben. (Birgit Baumann, 15.7.2021)