Die verwüsteten Häuser in den Unwettergebieten sind noch nicht trocken, die weggespülten Brücken noch nicht wieder aufgebaut, die Toten noch nicht bestattet – und doch wird im fernen Berlin schon eifrig darüber spekuliert, wer nun politisch am meisten von der Hochwasserkatastrophe im Westen Deutschlands profitiert.

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Armin Laschet baut auf die Macht der Bilder.
Foto: dpa/Marcel Kusch

Kein Wunder. In wenig mehr als zwei Monaten wird gewählt, und Bilder, in denen honorige Landesväter für die Kameras hemdsärmelig anpacken, sind der Stoff, aus dem Wahlsieger gemacht sind. Ob ihr Einsatz mit Spaten und Gummistiefeln nachhaltig ist oder nicht, spielt da keine Rolle.

Jedenfalls bisher. Unionskandidat Armin Laschet, der auch Ministerpräsident in dem vom Unwetter besonders heimgesuchten Nordrhein-Westfalen ist, baut ganz auf die Macht der Bilder. In der Krise, so das altbekannte Kalkül, dankt das Volk per Kreuzchen dem Macher, der ihm das Gefühl vermittelt, alles im Griff zu haben. Und auch das bisherige Reizwort Klimaschutz kommt ihm angesichts des allzu offensichtlichen Zusammenhangs plötzlich spielend einfach über die Lippen.

So leicht könnte Laschets Plan aufgehen, stünde ihm auf seinem anvisierten Durchmarsch ins Kanzleramt nicht ausgerechnet eine Partei im Weg, deren Kandidatin Annalena Baerbock zwar angeschlagen ist, die den Klimaschutz aber von jeher im grünen Markenkern führt. Gut möglich, dass sich die Deutschen diesmal nicht nur bei denen bedanken, die laut die aktuelle Katastrophe beklagen, sondern auch bei jenen, die die besten Konzepte gegen künftige Katastrophen haben. (Florian Niederndorfer, 17.7.2021)