Technische Lehrabsolventen werden künftig noch gefragter sein.

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Lehrlinge sind gefragt. Das war in den vergangenen Pandemiemonaten nicht immer so. Viele Betriebe zögerten wegen Homeoffice, Kurzarbeit oder der unsicheren Situation, Lehrlinge einzustellen.

Seit Corona ist die Zahl der Lehranfänger in Betrieben gesunken, zeigt eine Erhebung des Instituts für höhere Studien (IHS). Zwischen Juni 2019 und Juni 2021 gab es einen Rückgang um 8,4 Prozent – der Zeitraum ist laut IHS auf die Datenlage der Lehrlingsstatistik zurückzuführen. Gleichzeitig stieg die Zahl der Lehrlinge in einer überbetrieblichen Lehre um 39,1 Prozent. Insgesamt haben demnach 570 Jugendliche weniger eine Lehre begonnen.

Wie sieht die Situation nun in den beiden westlichsten Bundesländern aus, wo es traditionell mehr Lehrstellen als Bewerber gibt? In Tirol waren Ende Juni laut Wirtschaftskammer Tirol 9.864 Lehrlinge in Ausbildung. 571 Menschen suchten zu der Zeit eine Stelle, 2.168 sofort verfügbare Plätze waren ausgeschrieben – ein Überhang von rund 1.600 Stellen.

Mehr Stellen als Suchende

In Vorarlberg sind laut dortiger Wirtschaftskammer (WK) mit Stand Juli 6.389 Lehrlinge in Ausbildung – ein Minus von 2,1 Prozent im Vergleich zu 2020. Aktuell stehen 198 Lehrstellensuchende 369 sofort verfügbaren Stellen gegenüber. Nicht einmal halb so viele wie 2020 suchen derzeit eine Stelle, was laut WK auch daran liege, dass einige bereits eine Zusage für September haben oder im Verlauf der letzten Monate eine ergattert haben, als die Unternehmen wieder einstellten.

"Die Situation hat sich merklich entspannt", heißt es von der WK Vorarlberg. Die Zahl der Lehranfänger liegt fast wieder auf Vorkrisenniveau. Auch die Lehrstellenlücke dürfte sich langsam schließen – österreichweit legen das auch die AMS-Zahlen nahe. Dass dennoch viele Stellen unbesetzt bleiben, hat mehrere Gründe: Erstens fehlten im Lockdown Schnuppertage oder Lehrlingsmessen zur Joborientierung. Mitunter deshalb, aber auch ob der Corona-bedingten Unsicherheiten entschieden sich viele gegen eine Lehre, blieben in der Schule.

Ebenso gibt es Branchen, die krisenbedingt weniger Lehrlinge finden: insbesondere der Tourismus und die Industrie. Laut Wirtschaftskammern gab es im Tourismus in Tirol heuer um zehn Prozent weniger Lehranfänger, in Vorarlberg elf Prozent. Letztlich müssten die Betriebe, die derzeit händeringend Lehrlinge suchen, bereit sein, auf diese zuzugehen – für gutes Gehalt und Aufstiegschancen sorgen, heißt es von der WK Tirol. Denn klar ist: Nach der Ausbildung wird es künftig viele Jobs für Lehrabsolventen geben. Gerade mit einer technischen Ausbildung wird man in Firmen gefragt sein. (red, 19.7.2021)