Ein Tatort in Wien.

Foto: APA/ROLAND SCHLAGER

Mailand/Wien – Die Mailänder Staatsanwaltschaft will einen Schnellprozess gegen sechs ukrainische Staatsbürger und einen Tschetschenen beantragen, die im Juni in Mailand und in anderen lombardischen Städten wegen des Vorwurfs festgenommen worden waren, islamistischen Terroristen, darunter dem Attentäter von Wien, gefälschte Ausweise geliefert zu haben. Über den Antrag auf Schnellverfahren muss die Mailänder Untersuchungsrichterin Raffaella Mascarina in den nächsten Tagen entscheiden.

Europaweit größte Organisation

Zu den Fundamentalisten, die dank der Bande einen gefälschten Ausweis erhalten haben, zählt auch der 20-jährige Anhänger der radikalislamistischen Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) und Attentäter von Wien. Die Angeklagten werden verdächtigt, Mitglieder einer grenzüberschreitenden Organisation zu sein, die sich auf gefälschte Ausweise spezialisiert hat. Die Ermittlungen wurden von der Mailänder Anti-Terror-Staatsanwaltschaft in die Wege geleitet, so italienische Medien am Freitag.

Laut den Justizbehörden sei der zerschlagene Ring die europaweit größte Organisation zur Dokumentenfälschung, die jemals entdeckt wurde. Die gefälschten Ausweise, Pässe und Führerscheine seien in ganz Europa verkauft worden. Die Bande soll mindestens 15 Terroristen Ausweise vermittelt und über 1.000 Dokumente gefälscht haben. Laut den Mailänder Ermittlern hatte der Wien-Attentäter einen Ausweis bei sich, der ihm von der in der Lombardei etablierten Bande geliefert worden war.

Ermittlungshinweis aus Österreich

Die Festnahmen sind Ermittlungen zu verdanken, welche die italienische Polizei Ende 2020 aufgrund einer Meldung der österreichischen Sicherheitskräfte gegen einen 35-jährigen Tschetschenen aufgenommen hatte. Er wurde im vergangenen November in der lombardischen Stadt Varese wegen Dokumentenfälschung festgenommen. Laut den Ermittlern hatte er Kontakte zu einer tschetschenischen Gruppe aus Ex-IS-Kämpfern, mit denen auch der Wien-Attentäter in Verbindung stand. Der Tschetschene bestritt die Vorwürfe und behauptete, die gefälschten Ausweise und Pässe lediglich geliefert, aber nicht gefälscht zu haben. (APA, 16.7.2021)