Im siebenten Bezirk ist die Dichte an Lokalen und Schanigärten groß. Am Abend und in der Nacht tun sich zwischen den Interessen der Partywilligen, der Anrainer und der Gastronomen zuweilen Konfliktpotentiale auf.

Foto: Robert Newald

Wien – Es gibt zwar keine Corona-Sperrstunde mehr – und auch die Gastronomie sowie Clubs haben längst wieder geöffnet. Dennoch haben die Einschränkungen in der Pandemie dazu geführt, dass der öffentliche Raum auch nächtens weiterhin vermehrt für Zusammenkünfte und Partys genutzt wird. Dazu kommen angesichts des Klimawandels auch immer mehr laue Abende, die Outdoortreffen zusätzlich attraktiver machen.

Vor allem im dichtbesiedelten Gebiet mit Lokalen und Wohnungen ergeben sich da auch zwangsläufig Nutzungskonflikte zwischen Partywilligen, Gastronomen und Anrainern. Auch nach Sperrstunde der Schanigärten geht es oft draußen weiter. "Es kann sein, dass sich bei schönem Wetter eine Gruppe von 50, 60 Leuten um zwei Uhr in der Nacht draußen auf einem Platz im Bezirk aufhält", erzählt Markus Reiter, der grüne Bezirksvorsteher von Wien-Neubau. "Da braucht es auch Unterstützung für die Bevölkerung."

Nur die Polizei zu rufen könne nicht das Ziel sein. Daher bastelt Reiter nach eigenen Angaben in Zusammenarbeit mit Gastronomen, der Wirtschaftskammer, der Polizei und dem Magistrat an einem sogenannten Nacht-Awareness-Team. Dieses soll an beliebten Plätzen im siebenten Bezirk unterwegs sein, auf mögliche Konflikte hinweisen und eine Vermittlerrolle einnehmen. "Die Leute würden auch aus der Clubkultur kommen und sollen auch die Bedürfnisse der Jungen nachvollziehen können", so Reiter. "Da braucht es nicht zwingend Jugend-Sozialarbeiter."

Reiter plant, dass vorerst ein Dreierteam am Freitag und Samstag von 20 Uhr bis 4 Uhr früh mögliche Konflikt-Hotspots im Bezirk ansteuert. Reiter will dafür " mehrere 10.000 Euro" aus Bezirksmitteln aufbringen. "Das könnte in zwei Wochen starten." Vonseiten der rot-pinken Stadtregierung gebe es dafür aber noch kein Go.

Awareness-Projekt der Stadt "vorübergehend eingestellt"

Dabei hat die Stadt selbst auf Awareness-Teams gesetzt: Diese wurden Mitte Juni von Jugendstadtrat Christoph Wiederkehr (Neos) eingesetzt, nachdem bei noch strengen Maßnahmen – die auch eine frühe Sperrstunde umfasste – Partys mit hunderten Menschen auf dem Karlsplatz oder am Donaukanal etwas aus dem Ruder liefen. Drei Teams mit je vier Personen waren danach an Partyorten im innerstädtischen öffentlichen Raum unterwegs, um deeskalierend zu wirken und unter dem Motto "Informieren statt strafen" den Dialog mit Jugendlichen zu suchen.

Dieses Projekt wird "vorübergehend eingestellt" – und zwar per Ende Juli, wie ein Sprecher Wiederkehrs bestätigte. Mit der Öffnung der Nachtgastronomie habe sich die Lage entspannt. Sollten aber Corona-Maßnahmen vonseiten des Bundes wieder verschärft werden, "werden wir auch diese Teams wieder einsetzen", hieß es. (David Krutzler, 17.7.2021)