Foto: ORF/TALK TV/Gustl Gschwantner

Als langjährige Beobachterin der Liebesg’schichten und Heiratssachen beschäftigt mich seit geraumer Zeit die Frage, welche Art der Selbstdarstellung größeren Erfolg verspricht. Sich vor der Kamera und vor rund 800.000 Menschen anzupreisen kann ja zweierlei bedeuten:

Entweder die einsamen Herzen zeigen sich besser als sie sind, was die Gefahr bösen Erwachens in sich trägt. Oder sie üben sich im Understatement, um später in der persönlichen Begegnung auftrumpfen zu können.

Hammondorgel und Minigolf

Einer wie Walter (66) zum Beispiel, der sich am Montag um 20.15 Uhr auf ORF 2 als Romantiker bezeichnet, der gern Liebesfilme schaut, dem dabei die Tränen hinunterkullern, der herzzerreißende Weisen auf der Hammondorgel spielt und selbst auf dem Minigolfplatz gute Figur macht. So einer muss doch körbeweise Zuschriften bekommen! Oder auch nicht, skeptische Naturen könnten einwenden, dass so viel Gutes in einer Person gar nicht wahr sein kann.

Oder Helga (76), die mehr auf Ausgewogenheit und körperliches Wohlbefinden zu schauen scheint: Ein Wochenende sie bei ihm, das andere er bei ihr – so stellt sie sich das vor. Dafür gibt’s Schweinsbraten mit Knödel, Sauerkraut, danach Kaffee und Apfelstrudel und ein Schlaferl. Klingt traumhaft!

"Haare haben"

Nur: Potenzielle Bewerber könnten sich angesichts drohenden Übergewichts erschrecken.

Gertrud (58) wiederum hat mit Richard Gere und George Clooney als Bezugspersonen auf den ersten Blick ganz schlechte Karten. Nachgefragt, legt sie die Latte doch deutlich niedriger: Der "Traumprinz" soll "Haare haben, soll sportlich-elegant sein". Überall blühen Rosen. (Doris Priesching, 18.7.2021)