Swarovski-Chef Robert Buchbauer will der Konzernstruktur einen Feinschliff verpassen. Der Widerstand ist groß.

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Wattens/Innsbruck – Sie bewegt sich doch, die Unternehmensstruktur des Tiroler Kristallkonzerns Swarovski. Am Mittwoch gab das Landesgericht Innsbruck grünes Licht für die Änderung des Gesellschaftsvertrags der Swarovski Auslandsholding GmbH. Noch im Februar hatte dasselbe Gericht den Eintrag ins Firmenbuch verweigert. Ein Teil der Gesellschafter des Familienunternehmens war als Schiedskläger gegen die von Swarovski-Chef Robert Buchbauer angetriebene Strukturänderung des Unternehmens vorgegangen. Mit ihren Anträgen sind die "Oppositionellen" nun offenbar abgeblitzt, wie es vonseiten des Konzerns heißt. Dadurch sei "ein weiterer wichtiger Meilenstein unserer Transformationsreise" erreicht, freute sich ein Unternehmenssprecher.

Abgeschlossen ist der Umbau des Kristallkonzerns damit freilich nicht. Buchbauer will Swarovski nicht nur strategisch neu ausrichten – vereinfacht: mehr Konsumentengeschäft im Hochpreissegment –, sondern auch die Governance des Konzerns drastisch vereinfachen. Der Plan ist, dass die Swarovski International Holding mit Sitz in der Schweiz, die den Swarovski-Gesellschaftern gehört, neues Kapital ins Unternehmen einbringt. Damit würden die Stimmrechte im Unternehmen zugunsten der Holding verschoben und kein Gesellschafter enteignet. Die Unternehmensführung beklagt nämlich, dass das seit 1895 zum Konzern angewachsene Unternehmen schwer führbar sei – die Familie und damit die Zahl der stimmberechtigten Gesellschafter wuchs nämlich mit, inzwischen sind es mehr als 80 Gesellschafter, die die Geschicke des Unternehmens leiten. Ziel ist, den Konzern börsenfit zu machen.

Im Oktober stimmte eine Gruppe, die laut eigenen Angaben rund 20 Prozent der Unternehmensanteile hält, gegen Buchbauers Pläne. Daraufhin entbrannte um die Frage, ob der Beschluss rechtsgültig sei, ein Familienstreit, der nach wie vor Medien und Gerichte beschäftigt. (Worum es im Swarovski-Familienstreit geht, berichtet DER STANDARD hier.)

Forderung nach Rücktritt

Die "Opposition" fürchtet zweierlei: Erstens die Verwässerung ihrer Anteile samt des Verlusts von Stimmrechten, und zweitens ist sie besorgt um den traditionellen Standort in Wattens, dem ja eine Schrumpfung verordnet wird. Das dort beheimatete Komponentengeschäft, in dessen Rahmen die Glitzersteine zwecks Weiterverarbeitung verkauft werden, sei kaum profitabel, argumentiert die Konzernführung.

Wie die Tiroler Tageszeitung am Sonntag berichtete, forderte eine Gesellschaftergruppe in einem Schreiben an die Gesellschafter nun einen Wechsel an der Konzernspitze und damit den Rücktritt von Buchbauer. Begründet werde die Forderung mit den Problemen im Geschäftsbereich Kristall. Der sei Corona-bedingt "tief ins Minus gerutscht". Er befinde sich in einer "unvergleichbar kritischen Phase", wurde argumentiert.

Größte Einzelgesellschafter

Laut dem Bericht handelt es sich bei der Gruppe um Markus Langes-Swarovski und Marina Giori-Lhota um die größten Einzelgesellschafter, denen unter anderem Evelyn Haim-Swarovski, Diana Langes-Swarovski und Fiona Pacifico Griffini Grasser angehören.

Die operative Führung soll von Managern übernommen werden, die keine Familienmitglieder sind, lautet die Forderung. Zudem forderten sie die Einsetzung eines Finanzvorstandes für den Geschäftsbereich Kristall. Man sei mit einer Verlängerung der operativen Organstellungen und Dienstverträge über das heurige Jahresende hinaus nicht einverstanden, hieß es. Stattdessen soll eine Leitungsgesellschaft kommen. (red, APA, 18.7.2021)