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Hallein Samstagabend: Der kleine Kothbach verklaust, und binnen Minuten schießen die Wassermassen ungehindert durch die Altstadt. Die Schäden sind enorm, Menschen kommen nicht zu Schaden.

Foto: Reuters/Christoph Kahl

Dieseldampf wabert durch die engen Gassen der Halleiner Altstadt, die Aggregate der Pumpen dröhnen, dazwischen schiebt ein schwerer Radlader jenen Dreck zur Seite, den der Kothbach Samstagabend innerhalb weniger Minuten in Teile der Halleiner Altstadt gespült hat.

Feuerwehren aus dem ganzen Bundesland sind angerückt, um ihre Halleiner Kollegen zu unterstützen. Keine 24 Stunden nach der Überschwemmung hat in Hallein bereits das große Aufräumen begonnen. Vor einigen Häusern stapelt sich alles, was das Wasser binnen Minuten in den Kellern und Erdgeschoßen zerstört hat – hie und da liegen auch noch Sandsäcke vor den Hauseingängen. Freiwillige Helfer und Helferinnen sind auch gekommen: Es wird geschaufelt, ausgeräumt und geputzt. Das Bundesheer hat 50 Soldaten für den Katastropheneinsatz bereitgestellt.

"Wir haben ein Riesenglück, dass wir so eine gut funktionierende Polizei und Feuerwehr haben", sagt der Wirt des kleinen Lokals La Cantina beim STANDARD-Lokalaugenschein Sonntagmittag. Sein Unternehmen entging der Flut – der Geschäftseingang liegt etwa einen Meter höher als der Höchststand des Wassers Samstagabend.

Vermisster Pkw

"Riesenglück" ist das Wort des Tages. Auch ein Sprecher der zweitgrößten Stadt des Bundeslandes gebraucht es. "Es gibt keine ernsthaft Verletzten, keine Vermissten, keine Toten." Dass der unscheinbare Bach – am Sonntag längst in sein kanalisiertes Bachbett zurückgekehrt – zumindest einen Teil der Altstadt so massiv getroffen habe, sei "eine Verkettung unglücklicher Umstände gewesen".

Eine Verklausung, vermutlich durch einen mitgespülten Pkw ausgelöst, habe binnen Minuten zu der kleinräumigen Katastrophe geführt. Das fragliche Auto war bis Sonntagnachmittag übrigens nicht auffindbar. Es dürfte, vermutet die Feuerwehr, direkt in die Salzach gespült worden sein.

Riesenglück und Erschöpfung

Neben dem Gefühl, gerade noch davongekommen zu sein, eben "Riesenglück" gehabt zu haben, dominiert in den Gesprächen die Erschöpfung. Auf Sandsäcken oder auf Holzpaletten sitzen manche Bewohner und Bewohnerinnen, ihnen sind die Strapazen der vergangenen Nacht und der Aufräumarbeiten deutlich anzusehen.

Sonntagmittag – nicht einmal 24 Stunden nach der Sturzflut – präsentierte sich der Kothbach wieder als weitgehend harmloser Bach.
Foto: Neumayr/Chris Hofer

Auch Halleins Bürgermeister Alexander Stangassinger (SPÖ) steht die Anstrengung ins Gesicht geschrieben. Er habe vielleicht eineinhalb Stunden geschlafen, sagt der Ortschef. Neben jenen 18 Bewohnern und Bewohnerinnen der Altstadt, die man noch in der Nacht in Notunterkünfte bringen musste, habe man auch noch den kleinen Stadtteil Gamp im Süden Halleins mit etwa 80 Leuten evakuiert. "Vorsorglich", sagt Stangassinger, nur für den Fall, dass am Sonntag noch einmal lokaler Starkregen Hallein heimsuche.

Haslauer verspricht Hilfe

Auch Landeshauptmann Wilfried Haslauer (ÖVP) war am Sonntagmittag am Ort des Geschehens. In gelber Warnweste und Gummistiefeln galt es den Menschen Mut zuzusprechen: "Wir werden beim Beseitigen der Schäden niemanden alleinlassen", verspricht er.

Wie hoch die Schäden sind, kann knapp 24 Stunden nach dem Hochwasser naturgemäß niemand beziffern. Die Aufräumarbeiten werden eine Woche dauern – dann sei das Ärgste geschafft, hofft ein Anrainer.

Hochwasserschutz hält

So dramatisch die Ereignisse lokal begrenzt in Hallein auch sind, insgesamt ist das Land Salzburg relativ glimpflich durch die Hochwassersituation gekommen. Der mobile Hochwasserschutz habe sich bewährt, bilanziert der Krisenstab der Stadt Salzburg. Nach der Hochwasserkatastrophe von 2002 haben Land und Bund Jahr für Jahr zig Millionen Euro in den technischen Hochwasserschutz investiert. Im Oberpinzgauer Mittersill beispielsweise gibt es neuerdings eine Brücke, die so weit angehoben wird, dass die Salzach kontrolliert darunter durchfließen kann. (Thomas Neuhold, 18.7.2021)