Die blaue Garnele der Spezies Litopenaeus stylirostris gibt es frisch in Europa nur aus der Zuchtanlage "White Panther" in den steirischen Bergen nahe Rottenmann.

Foto: White Panther Garnele

Beheizt werden die Becken mit einer Wassertemperatur von 27 Grad Celsius mit der Abwärme aus dem angrenzenden Holzgaskraftwerk.

Foto: White Panther Garnele

Links, rechts, hinter und vor einem ragen sie in die Höhe, die von Fichtenwäldern gesäumten Berge unweit der Ortschaft Rottenmann. Dazwischen, im Tal, steht ein Holzhaus. Es bietet Platz für knapp drei Millionen neue Bewohner.

Die obersteirische Gemeinde wird dadurch aber nicht zur Großstadt, bei den Zugezogenen handelt es sich um Exemplare der Spezies Litopenaeus stylirostris – einer blauen Garnelenart. Wie es zur Zucht dieser Meerestiere inmitten der steirischen Berge kommt, die zugleich eine der größten Anlagen in Europa ist, erklären Forstdirektor Maternus Lackner und Finanzexperte Stefan Weiser, die beiden Geschäftsführer der White Panther Gebirgsgarnele.

"Wir wollen die Abwärme, die aus unserem Holzgaskraftwerk entsteht, sinnvoll nutzen", sagt Weiser. Während der Recherche zur Nutzung der Wärme sind sie auf einen Artikel zur Garnelenzucht in Kreislauf-Anlagen gestoßen. Das Projekt der Gebirgsgarnelen, mit einer Investitionssumme im zweistelligen Millionenbereich, habe sich als lukrativer und natürlich spannender herausgestellt als die Hühnerställe, die sie ursprünglich mit der Abwärme beheizen wollten.

Auf diesen Entschluss folgten Recherchereisen zu Zuchtanlagen in Ecuador. In einer Zuchtforschungsstation auf Hawaii sollte das Team der White Panther Gebirgsgarnele auf Styli treffen, wie sie ihr blaues Krustentier liebevoll nennen. Der Grundstock der Population stammt von dort.

Nun züchten die Steirer unter der Anleitung von internationalen Experten in der Anlage selbst, und zwar als Einzige in Europa. Will man also in Österreich in den Genuss der blauen Garnele kommen, kauft man entweder tiefgekühlt oder in Rottenmann.

60 Tonnen Garnelen pro Jahr

Sowohl roh als auch gebraten ist die Garnele von knackiger Konsistenz und fein süßlich im Geschmack.
Foto: White Panther Garnele

Von hier stammen pro Jahr 60 Tonnen Garnelen, von der blauen Garnele, aber auch von der Garnelenart Litopenaeus vannamei, kurz Vanna. Sind die Garnelenlarven der streng abgeschotteten "Hatchery" entwachsen, kommen sie in die "Nursery", den sogenannten Kindergarten. Das sind knapp zwei Meter hohe Plastiktanks, die mit Gebirgswasser, Nährstoffen und Meersalz gespeist werden.

Auf Chemikalien und Antibiotika verzichte man, sagen die Geschäftsführer. Daher ist auch die Abschottung der Anlage so wichtig, damit keinerlei Erreger die Garnelen erreichen. Nach 48 Tagen im Kindergarten wandern die Tiere weiter in die Tanks der erwachsenen Garnelen. Von dort werden sie nach etwa vier Monaten für den Verkauf herausgefischt.

Die 400-Gramm-Tasse blaue Garnelen kostet, je nach Größe, etwa 40 Euro. Erhältlich ist sie über den Onlineshop des Unternehmens sowie im Einzelhandel in Wien. Sowohl roh als auch gebraten ist die Garnele von knackiger Konsistenz und fein süßlich im Geschmack. Die Salzigkeit fällt milder aus als bei Garnelen aus dem Meer.

Nachdem die Garnele das Meer nie gesehen hat, sind auch Schadstoffe daraus nicht in der Garnele zu finden. Und wilde Bestände bleiben unangetastet. Auch wenn die Garnele die Alpen ohne menschliches Zutun freilich nicht erwandert hätte. (Nina Wessely, RONDO, 24.7.2021)