Weit über eine Milliarde Euro wurde bereits für die österreichische Teststrategie ausgegeben.

Foto: Regine Hendrich

Die Corona-Diskussion lässt die Wogen hochgehen: Gratistests oder bald selbst bezahlen? Impfanreize setzen oder darauf vertrauen, dass die Menschen durch gute Information und nachhaltige Aufklärung sich irgendwann doch von selbst für den Stich anmelden? Impfpflicht, zumindest für gewisse Berufsgruppen, oder doch nicht?

All diese Fragen sind extrem emotional und polarisieren. Zumindest die Frage nach der Impfpflicht für Gesundheitspersonal ist relativ leicht zu beantworten. Es lässt sich nämlich schwer dagegen argumentieren, besteht doch eine Schutzpflicht gegenüber den Patientinnen und Patienten beziehungsweise den zu pflegenden Personen – und damit eine gesamtgesellschaftliche Verantwortung. In einigen Bundesländern wird die Immunisierung nun zumindest für all jene, die ab Herbst neu angestellt werden, vorgeschrieben. Die anderen sollten da dringend nachziehen.

Etwas anders sind die Fragen zu den Gratistests und den Impfanreizen zu bewerten. Warum sollte die Gesamtgesellschaft für jenen Teil, der sich einfach nicht impfen lassen will, zahlen? Immerhin wurde schon weit über eine Milliarde Euro für die österreichische Teststrategie ausgegeben, Impfanreize würden weitere Kosten verursachen. Diese Summen müssen finanziert werden, wie Gesundheitsminister Mückstein zu Recht anmerkt. Dazu kommt, dass Anreizsysteme für die Impfung ein Gefühl der Ungerechtigkeit hervorrufen könnten bei jenen, die sich bereits immunisieren lassen haben. Der Schutz durch den Stich sollte für sich selbst sprechen.

Diese Diskussion ignoriert ein zentrales Problem der Pandemie: Wir wissen nicht, wie sie sich weiterentwickelt, das zeigt Delta exemplarisch. Was am Anfang der vergangenen Woche noch als sicher galt, nämlich weitere Öffnungsschritte, wurde am Ende der Woche schon wieder relativiert. Deshalb kann man viele Fragen einfach nicht endgültig beantworten, und es macht wenig Sinn, für den Herbst kostenpflichtige Tests in Aussicht zu stellen. Alles, was zu diesem Thema verkündet wird, betrifft immer nur einen vorläufigen Wissensstand, der sich schon sehr bald wieder ändern kann.

Und während man noch darüber nachdenkt, wie man diese Mutation in den Griff bekommt, gibt es wahrscheinlich schon die nächste gefährliche Variante. Vielleicht sogar eine, gegen die die Impfung nicht schützt. Deshalb geht es hier auch um den gesamtgesellschaftlichen Schutz. Und der muss in der jetzigen Situation immer noch ganz oben stehen. (Pia Kruckenhauser, 20.7.2021)