Die FFP2-Maske gehört bereits der Vergangenheit an. Am Donnerstag soll auch in großen Teilen des Alltags der Mund-Nasen-Schutz fallen.

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Am Donnerstag fällt im Handel großteils die Maskenpflicht. Laut der neuen Verordnung des Gesundheitsministeriums muss man dann nur noch in Geschäften des täglichen Bedarfs – also etwa in Apotheken, Drogerien und im Lebensmittelhandel – Mund und Nase verhüllen. In den öffentlichen Verkehrsmitteln bleibt entgegen früheren Ankündigungen jedoch die Maskenpflicht aufrecht.

Die Bundeshauptstadt hat allerdings einen anderen Weg gewählt: Am Dienstag beriet sich Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) mit seinen Expertinnen und Experten über die Maßnahmen des Bundes – und entschied: Wenn laut Bundesverordnung am Donnerstag die Maskenpflicht in weiten Teilen des Handels fällt, wird die Maske in Wien weiterhin getragen. Nicht nur in Geschäften des täglichen Bedarfs (wie es bundesweit gilt), sondern in jedem Shop, das verkündete Ludwig am Dienstag per Twitter. Ebenfalls bleibt die Maske bei Indoor-Treffen und Kulturveranstaltungen: "Die Maske wird weiter getragen – egal ob beim Einkauf von Brot, Milch, Kleidung, Schuhen, Möbeln, Büchern oder beim Besuch von kulturellen Veranstaltungen", erklärte Ludwig. Eine entsprechende Verordnung des Landes soll am Mittwoch kundgemacht werden.

"Der konsequente Weg der Schutzmaßnahmen für die Gesundheit der Wiener Bevölkerung wird auch nach dem 22. Juli fortgesetzt", schrieb Ludwig: "Zu hohe Zahlen haben Auswirkungen auf den Wiener Wirtschaftsstandort und würden sich damit negativ auch auf die Beschäftigungszahlen auswirken." Das "umfassende Impfangebot, von der klassischen Impfinfrastruktur wie Impfstraßen und Impfboxen wie auch innovativen Projekten wie dem Impfboot auf der Alten Donau" werde sukzessive ausgebaut, schreibt Ludwig. Ab August kann man sich etwa auch im Stephansdom impfen lassen.

Schon zuletzt fuhr Wien einen weitaus strengeren Kurs. So akzeptiert die Stadt etwa – im Gegensatz zu den restlichen Bundesländern – sogenannte Wohnzimmertests nicht als Eintrittskarte, und die Drei-G-Regel gilt für Kinder ab sechs Jahren, bundesweit sind es zwölf Jahre.

Taskforce tagt

Außerdem tagt am Donnerstag auch die Corona-Taskforce der Regierung. Da zuletzt wegen der stark ansteckenden Delta-Variante die Neuinfektionszahlen deutlich gestiegen sind, könnte es dabei zu neuerlichen Verschärfungen kommen.

Schon vergangene Woche hatten sich nach einem Treffen Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (Grüne) und Tourismusministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) auf Nachschärfungen der Drei-G-Regel in der Nachtgastronomie und beim grünen Pass geeinigt: Letzteren sollen Geimpfte ab 15. August nur noch bei einer Vollimmunisierung erhalten. Ab Donnerstag ist in Clubs der Zutritt nur noch für Geimpfte und jene Personen erlaubt, die einen negativen PCR-Test dabei haben. Außerdem bleibt die Registrierungspflicht bestehen.

Das restriktivere Vorgehen in den Clubs führte nun auch dazu, dass sich nach und nach Länder melden, um es Wien gleichzutun und über das Projekt "Alles gurgelt" kostenlose PCR-Tests anzubieten. Vorerst in drei oberösterreichischen Bezirken startete am Montag das Projekt in Linz, am 2. August folgen die Bezirke Gmunden und Vöcklabruck. Werden die Tests gut angenommen, soll das ganze Bundesland gurgeln. Mitte August will dann auch Kärnten starten. Sobald Bestellungen beim Bund möglich sind, würden diese durchgeführt, hieß es am Dienstag aus Klagenfurt.

Neben der Verordnung der neuen Maßnahmen kündigten Mückstein und Köstinger auch schärfere Kontrollen der Gastronomie zur Einhaltung der drei G an. Zusätzlich zu verstärkten Kontrollen können seit kurzer Zeit auch die Behörden Strafen bei Verstößen schneller ahnden. Der Grund für das schärfere Vorgehen: Zuletzt kam es zu gehäuften Infektionen in der Gastronomie.

Cluster im Lokal

In Linz wird etwa derzeit fieberhaft rund um einen Corona-Cluster in einem Lokal ermittelt. Das Kuriose dabei: Es gibt offenbar mittlerweile 14 Covid-Infizierte, die auf das Lokal zurückgehen; allerdings haben sich nur zwölf Gäste in dem entsprechenden Zeitraum dort registriert. Die Stadt hatte zuvor dazu aufgerufen, dass alle, die in der Nacht von Freitag, 9. Juli, auf Samstag, 10. Juli, in dem Lokal gewesen sind, auf Symptome achten sollen, da eine mit Covid infizierte Person in dem Lokal gewesen sein dürfte.

Ein Corona-Cluster rund um eine Bar in Kaprun im Pinzgau zählt mittlerweile 52 Infizierte. Der Cluster geht auf eine infizierte Lokalbesucherin zurück. Beim Land geht man davon aus, dass die Delta-Variante für die vielen Infektionen verantwortlich ist. Auch der Fall eines Cafés in der Stadt Salzburg, wo sich drei Infizierte über mehrere Tage aufgehalten haben, wächst mittlerweile zu einem Cluster. Zumindest acht Personen wurden positiv getestet, die auf das Lokal zurückzuführen sind. Für Aufregung sorgte in Salzburg auch eine Infektion bei der Premiere des "Jedermann" bei den Festspielen. Der Besucher war vollimmunisiert, hieß es in einer Aussendung. Der Fall sorgt für 44 Kontaktpersonen, die durch die Personalisierung der Eintrittskarten der Behörde gemeldet werden konnten.

Weitere Verschärfungen

Neben dem härteren Vorgehen in der Gastronomie wurden vergangene Woche allerdings weitere Vorschläge des Gesundheitsministers auf die lange Bank geschoben. Diese sollen beim Taskforce-Treffen am Donnerstag aufs Neue diskutiert werden. Mückstein will dann erneut auf verpflichtende PCR-Tests für Reisende aus Risikogebieten und eine Erweiterung der Länder und Regionen, die als solche erfasst sind, pochen.

Eine epidemiologische Abklärung der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (Ages) zeigte zuletzt, dass mittlerweile fast ein Drittel aller Neuinfektionen mit dem Coronavirus auf Reisen zurückgeht. Demnach ließen sich 31,1 Prozent aller der in der Woche von 5. bis 11. Juli geklärten Fälle auf Reisetätigkeiten zurückführen. In der Woche davor (von 26. bis 28. Juni bis 4. Juli) waren es 25,3 Prozent. (Oona Kroisleitner, Stefanie Ruep, 20.7.2021)