Sie waren bei den Löwen in Kenia, haben in Indien die Spur des Tigers verfolgt und konnten Buckelwale im Eismeer beobachten? Sehr schön. Aber auch eine Fotosafari daheim im Garten ist lohnend. Auch dort herrscht das Gesetz des Dschungels. Unser Beobachtungsgebiet befindet sich im Mostviertel in Niederösterreich. Beginnen wir mit flatternden Naturschönheiten.

Segelfalter (Iphiclides podalirius).
Foto: Michael Simoner

Der Segelfalter ist einer der schönsten Schmetterlinge Süd- und Mitteleuropas. Sein Name ist Programm. Die Tagfalter sind ausgezeichnete Piloten. Bei der sogenannten Gipfelbalz (Hilltopping) steigen die Männchen immer wieder steil empor und suchen dann im Segelflug nach Weibchen.

Mittlerer Weinschwärmer (Deilephila elpenor).
Foto: Michael Simoner

Der Mittlere Weinschwärmer trägt einen, äh, mutigen Farbmix. Olivgrün und Pink machen den ziemlich großen Schmetterling (bis 6,5 Zentimeter Flügelspannweite) unverwechselbar. Die Kleinen Weinschwärmer sehen zwar sehr ähnlich aus, sind aber – erraten – viel kleiner. Tagsüber halten sie, wie es sich für Nachtschwärmer gehört, Siesta.

Trauerspinner (Penthophera morio).
Foto: Michael Simoner

Der Trauerspinner wirkt zerbrechlich. Nur Männchen entwickeln sich zu flugfähigen Nachtfaltern, mit ihren doppelt gekämmten Fühlern nehmen sie Pheromone der Weibchen wahr, die in Wiesen sitzend auf ein Date warten.

Nun zu den Big Five unserer Gartensafari:

Grünspecht (Picus viridis).
Foto: Andrea Zlatarits

Der Grünspecht ist ein ziemlich großer Vogel, aber kein großer Trommler wie etwa sein kleinerer Cousin, der Buntspecht. Mit seiner langen Zunge sucht der große, grüne Woodpecker hauptsächlich am Boden nach Ameisen.

Sperber (Accipiter nisus).
Foto: Michael Simoner

Der Sperber ist für einen Greifvogel zwar eher klein, doch wenn er beziehungsweise die vergleichsweise viel größere Sperberin einfliegt, wird es im Garten zuerst laut, dann leise. Sperber können im Flug regelrecht Haken schlagen und verfolgen ihre Beute, hauptsächlich kleinere Vögel, bis ins Geäst.

Igel (Erinaceus).
Foto: Michael Simoner

Der Igel zählt seit vielen Jahren zu den Big Five im Garten. Für die hauptsächlich nachtaktiven stacheligen Säugetiere, die ein großes Repertoire an Pfauchlauten beherrschen, sind immer mehrere Blätterhaufen zum Überwintern reserviert.

Hornisse (Vespa crabro).
Foto: Michael Simoner

Die Hornisse ist mit Abstand die größte Wespe im Garten. Eine befruchtete Königin allein gründet einen eigenen Staat. Unter Insekten haben Hornissen keine Feinde.

Kohlmeise (Parus major).
Foto: Michael Simoner

Die Kohlmeise zählt heuer im Garten zu den Big Five, weil es mit dem Nachwuchs ausgesprochen gut klappt. Sogar in einem alten Eisenofen, der als Deko unterm Apfelbaum steht, baute ein Kohlmeisen-Paar ein Nest. Den Moment mitzuerleben, als die Youngsters vorsichtig das Nest verließen, war ein echtes Garten-Highlight.

Von den Big Five zu kleinen Monstern:

Fliegenhaft (Cloeon dipterum).
Foto: Michael Simoner

Der Fliegenhaft, der hier an einer Brennnessel hängt, ist eine Eintagsfliege mit langen Schwanzfäden. In diesem letzten Stadium fressen die Insekten nichts mehr, es geht nur noch um Sex.

Rüsselkäfer (Curculionidae).
Foto: Michael Simoner

Die Rüsselkäfer sind eine sehr große Familie, bis zu 60.000 Arten soll es weltweit geben. Dieser Winzling genießt sein Bad im Löwenzahn.

Gemeiner Bienenkäfer (Trichodes apiarius).
Foto: Michael Simoner

Der Gemeine Bienenkäfer ist The Beauty und The Biest. Der prächtige Käfer ist ein braver Bestäuber, aber auch ein Räuber. Die Larven fressen sich in Bienennestern durch.

Veränderliche Krabbenspinne (Misumena vatia).
Foto: Michael Simoner

Die Veränderliche Krabbenspinne ist eine Meisterin der Tarnung. Die Mini-Räuberin kann ihre Körperfarbe aktiv wechseln und an Blüten, in denen sie auf Beute lauert, anpassen.

Und dann gibt es noch sehr seltene Gartenbesucher:

Alpen-Kammmolch (Triturus carnifex).
Foto: Michael Simoner

Der Alpen-Kammmolch schaute nach regnerischem Wetter auf einen Sprung im Garten vorbei. Weibchen haben einen gelblichen Rallystreifen am Rücken, der bis zur Schwanzspitze reicht. In manchen Gegenden gelten diese Schwanzlurche als gefährdet.

Weißstorch (Ciconia ciconia).
Foto: Michael Simoner

Der Weißstorch ist einmal wohl versehentlich im Garten gelandet. Vielleicht hat er die Frösche aus dem nachbarlichen Schwimmteich gehört. Dass Störche in Afrika südlich der Sahara überwintern, wusste vor 200 Jahren noch nicht jedes Kind. Es hielt sich unter anderem der Aberglaube, dass sich die Vögel in der kalten Jahreszeit in ein anderes Tier verwandeln. Erst als 1822 in Deutschland ein Storch mit einem afrikanischen Pfeil im Hals auftauchte, setzte sich die Erkenntnis vom Vogelzug durch. Der "Pfeilstorch" ist übrigens bis heute ausgestopft in der Zoologischen Sammlung der Universität Rostock zu sehen.

Amsel (Turdus merula).
Foto: Michael Simoner

Die Amsel ist recht weit verbreitet. Weibchen sind bräunlich, Männchen schwarz, deshalb heißt die Amsel auf Englisch auch Black Bird. Vor einigen Jahren zur Weihnachtszeit kam aber eine dritte Variante zur Fütterung: eine weiße Amsel. Und wie der orangefarbene Schnabel verriet, war es ein Mister White Black Bird. Diese äußerst seltene Erscheinung beruht auf einer Gen-Mutation, die Leuzismus genannt wird (kein Albinismus). Den anderen Amseln war die Weißheit des Kollegen egal. (Michael Simoner, 21.7.2021)


Anmerkung: In einer früheren Version befand sich beim Beitrag zur Veränderlichen Krabbenspinne ein Bild, das auch ihrer Cousine, die Grüne Blattkrabbenspinne, zeigen könnte. Bei 175 Gattungen der Krabbenspinne mit 2155 Arten ist die Bestimmung nicht immer einfach. Danke jedenfalls an den aufmerksamen User Taji Soron für einen entsprechenden Hinweis. Die Schwarmintelligenz im Netz ist neben Fachliteratur überhaupt eine sehr wertvolle Hilfe bei der Bestimmung von Insekten und anderen Tieren. Hier eine Auswahl von hilfreichen Links:

Entomologie-Forum, Lepiforum (Schmetterlinge), Wildbienen, Käfer, Heuschrecken

Naturbeobachtungen in Österreich kann man hier melden: Naturbeobachtungen.

Vogelbeobachtungen sammelt BirdLife Österreich auf dieser Ornitho-Seite.