Ein Sieg für Didi Kühbauer.

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Natürlich bleibt eins plus zwei nach wie vor drei, aber im Fußball wird die Mathematik adaptiert. Aufgrund der Abschaffung der Auswärtstorregel im Europacup wird das Spiel beeinflusst, es droht eine Unzahl an Verlängerungen. Rapid könnte diese Erfahrung bereits am 28. Juli in Prag machen, wobei es Sparta-Trainer Pavel Vrba nicht so eng sieht. "Wer mehr Tore schießt, steigt auf." Rapid führt nach dem Heimspiel 2:1, das Gegentor nach 140 Sekunden ist kein Totalschaden, denn ein 1:0-Sieg reicht Sparta nicht. Es könnte künftig mehr taktiert und abgewartet werden. Rapid darf von der Champions League träumen, die Halbetappe der zweiten Qualifikationsrunde wurde gemeistert. Was laut Trainer Didi Kühbauer "aber nichts zu bedeuten hat. Wir bleiben bescheiden, denn oben ist die Luft dünn."

Der Dienstagabend war eine Zeitreise. 19.500 Fans im Allianz Stadion, es herrschte eine Stimmung, frage nicht, lauter geht es kaum, das war kurz vor Gehörstürzen. Sogar die Sparta-Kicker waren von der Atmosphäre angetan. Rapid ist wie kaum ein anderer Klub vom zwölften Mann, der zwölften Frau abhängig. Kühbauer weiß und schätzt das. "Kompliment, wie sie uns gepusht haben. Danke." Das Damoklesschwert, das über Hütteldorf schwebt, ist ein Corona-Schwert. Befürchtungen, es könnte angesichts steigender Infektionszahlen wieder zu Beschränkungen kommen, sind durchaus vorhanden, wobei sie Kühbauer wegschiebt. "Bitte nicht, es sind eh alle geimpft."

Ein Gemälde

Rapid hat sich weiter gemausert (physisch wie psychisch), ist in der Lage, Rückstände zu verkraften. Der nächste Schritt wäre, nicht in Rückstand zu geraten. Wobei die Leistung in der ersten Halbzeit eher mau war, das frühe 0:1 führte vielleicht nicht zu einer kollektiven Depression, aber zu einer kollektiven Teillähmung. Es bedurfte eines Geniestreichs von Christoph Knasmüllner, der in Minute 63 zum 1:1 ausglich. Ein Tor wie ein Gemälde. Aus dem Stand schlenzte er den Ball ins Kreuzeck. Auch sein Siegestor war kein Schmutz.

Knasmüllner zählt in der Branche nicht zu den Plaudertaschen, als Gast in der Barbara-Karlich-Show wäre er eine absolute Fehlbesetzung. Der 29-Jährige ist ein Spezialist für hübsche Treffer, angeblich übt er im Training den ästhetisch wertvollen Schuss. "Ja, es war mein schönstes Tor. Aber wenn man aus einem Meter den Ball reinstolpert, zählt es auch. Wir sind eine geile Truppe." Knasmüllner trägt die Rückennummer acht wie einst Antonin Panenka, der übrigens im Allianz-Stadion zu Gast war. Ein Vergleich, der laut Kühbauer hatscht. "Panenka war Weltklasse, Knasi ist extrem wichtig für uns."

Eingelebt

Rapid hat im Rahmen der Möglichkeiten am Transfermarkt klug agiert. Robert Ljubicic, Marco Grüll und Kevin Wimmer haben sich prächtig eingelebt, sind das Gegenteil von Nieten. Kühbauer. "Wir holen ja keine unfähigen Leute." Sportchef Zoran Barisic befürchtet allerdings noch Abgänge. Ljubicic, sein Bruder Dejan wechselte nach Köln, schlug wunderbare Flanken. "Er hat ein Löwenherz, ist laufstark." Wegen einer Roten Karte aus der Vorsaison mit St. Pölten ist der 22-Jährige für vier Liga-Partien gesperrt.

Vor Prag ist Hartberg, die Steirer kommen am Samstag nach Wien. Nach Prag ist im Idealfall (Aufstieg) der AS Monaco Drittrundengegner in der Champions-League-Quali. "Wer daran denkt, ist fehl am Platz", sagt Kühbauer. Die Bundesliga bleibe das tägliche Brot. Mit halber Kraft werde man gegen Hartberg nicht bestehen. Sagt der Hausverstand. Nicht die Mathematik.(Christian Hackl, 21.7.2021)