Marie (Verena Altenberger) möchte Menschen in Not retten.

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Es zeugt von den vielschichtigen Realitäten der globalisierten Welt, dass ein Filmemacher aus Österreich mit Geburtsort in Peru nun in einem Spielfilm versucht, der Flüchtlingskrise von 2015 in ihrer ganzen Komplexität erzählerisch gerecht zu werden:

"Me, We" von David Clay Diaz nimmt vier Figuren näher in den Blick. Marie (Verena Altenberger) möchte unbedingt Menschen aus dem Meer retten, findet in Griechenland aber nur ein Schiff, das nicht auslaufen darf. Die gutsituierte, allein lebende Petra (Barbara Romaner) nimmt den vermeintlichen jungen Syrer Kamil bei sich auf und versucht aus ihm einen Salsatänzer zu machen. Gerald (Lukas Miko) leitet ein Heim für männliche Geflüchtete und erlebt sich dabei vielfach in seiner Identität infrage gestellt.

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Marcel schließlich, ein Patriot aus Gänserndorf, würde gern so etwas wie eine Hilfsorganisation für junge Frauen aufbauen, die er von Übergriffen durch muslimische Zuwanderer bedroht sieht. Dieser Erzählfaden ist derjenige, mit dem Me, We am deutlichsten an Überzeichnungen anstreift. Insgesamt stellt sich David Clay Diaz mit seiner ehrgeizigen Dramaturgie eine Aufgabe, die er nur mit einigen absehbar dramatischen oder emotionalen Zuspitzungen lösen kann.

Im Großen und Ganzen aber nimmt uns der Film mit in eine Bewegung niemals eindeutiger Erfahrungen. Menschen, die das Bedürfnis haben, zu helfen, treffen auf Menschen, die sich lieber selber helfen (können oder dürfen) wollen. Die enorme Bandbreite an zwischenmenschlichen Situationen, die sich daraus ergeben, lotet David Clay Diaz sehr gut aus. Über den aufrüttelnden psychischen Realismus von Me, We kann man sicher viel diskutieren. Sehenswert ist der Film aber in jedem Fall. (Bert Rebhandl, 22.7.2021)