Mitarbeiterabbau ist in der Bawag nichts Neues.

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Die jüngsten Aufregungen im Hause Bawag PSK sind noch nicht vorbei, da rollen schon die nächsten heran. Die Bank – mit ihrer Kosten-Ertrags-Relation von 44,3 Prozent zählt sie zu den effizientesten Österreichs – hat sich heuer bereits von rund 200 Mitarbeitern getrennt. Sie haben gemeinhin "Golden Handshakes" genannte Abschiedspakete angenommen, inzwischen ist der Personalabbau abgewickelt, wird in der Bank erzählt.

Verabschiedet werden neben vielen Filialmitarbeitern vor allem auch langjährige Banker, die Bedingungen dafür sind in einem Sozialplan festgeschrieben. Der wurde heuer aktualisiert: Mitarbeiterabbau ist in der Bawag ja nichts Neues. Ende 2020 gab es noch rund 3.200 "aktive" Mitarbeiter. In dieser Zahl sind jene nicht inbegriffen, die in Karenz waren, und jene, die vom 2018 abgeschlossenen Sozialplan erfasst waren.

Zu viel Platz im Turm

Für die verbliebenen Banker wird es in der Zentrale ("The Icon Vienna") am Wiener Hauptbahnhof künftig freilich weniger Platz geben. Ab September soll es nur noch für 30 Prozent aller Mitarbeiter dort eigene Schreibtische geben – Desk-Sharing ist also angesagt. Die, die im Büro arbeiten wollen, müssen sich rechtzeitig anmelden, wie das alles funktionieren wird, das wisse man noch nicht, sagen Involvierte.

Die Folge: Die Bawag endet künftig zwei bis vier Stockwerke früher. Derzeit hat sie 17 Stockwerke gemietet, anlässlich der Personal- und Schreibtischeinsparung gibt sie gerade zwei Stockwerke an Icon-Eigentümer Allianz-Gruppe zurück. Gerüchtehalber könnten es auch vier werden. Neben dem Personalaufwand (2020: rund 297 Millionen Euro) wird also auch die Miete sinken.

Weniger Mitarbeiter, mehr Vorstand

In der Bank selbst will man diese Verkleinerung nicht bestätigen oder kommentieren – die Umstellung auf Desk-Sharing "in den zentralen Bereichen" bestätigt ein Pressesprecher aber. Er begründet das mit der verstärkten Nutzung des bei den Mitarbeitern beliebten Homeoffice und dessen "Integration in unsere Unternehmenskultur, mit der eine kontinuierliche Neuwertung unserer gesamten betrieblichen Infrastruktur einhergeht".

Die Mitarbeiter erfreut das alles nicht, man spare die Bank noch zu Tode, wie – überspitzt – geklagt wird. Sie beziehen sich bei ihrer Kritik auch darauf, dass für den Vorstand einiges Geld in die Hand genommen wird. Das Führungsgremium des börsennotierten Bankhauses, das zu 78 Prozent in Streubesitz steht und zu 22 Prozent dem US-Hedgefonds Golden Tree gehört, wurde im Juni um ein sechstes Mitglied aufgestockt: Guido Jestädt kümmert sich um rechtliche, regulatorische und Compliance-Dinge. Und, was die Belegschaft auch missfallen soll: Dem Sparkurs auf Mitarbeiterebene stehen Rekordgagen der Manager gegenüber.

Aktien für den Vorstand

Zwar ist der Gewinn der Bawag, über die die Republik ihre Zahlungen abwickelt, 2020 um mehr als ein Drittel gesunken, die Vorstandseinkommen ließen sich aber trotzdem sehen. Unter den Top Ten des von der AK jüngst präsentierten Chefgagen-Rankings 2020 der ATX-Unternehmen sind alle fünf Bawag-Vorstandsmitglieder zu finden. 5,3 Millionen Euro kassierte Vorstandschef Anas Abuzaakouk.

Dazu kommen Aktienzuteilungen, die dem Vorstand gemäß "Long Termin Incentive Plan"(LTIP) zustehen. Am 9. Februar 2021 wechselten im Rahmen dieses Vergütungsprogramms rund 600.000 Aktien um null Euro den Besitzer – beim Kurs von fast 40 Euro waren die in Summe rund 24 Millionen Euro wert. Der Bawag-Chef bekam gemäß Directors-Dealings-Liste davon 169.880 Papiere, seine Kollegen den Rest. Laut Bawag-Homepage halten die Vorstandsmitglieder (bzw. eng verbundene Personen) 2,2 Millionen Aktien oder 2,5 Prozent der gehandelten Papiere.

Dem seit 2014 amtierenden Bankchef selbst (bzw. ihm Nahestehende) gehören demnach 772.000 Aktien, die am Mittwoch rund 34 Millionen Euro wert waren. (Renate Graber, 22.7.2021)