Freundlich, aber bestimmt wird im olympischen Umfeld auf das umfangreiche Covid-19-Regelwerk hingewiesen.

Kurz vor Eröffnung am Freitag meldeten die Organisatoren acht weitere Corona-Fälle im Umfeld der Olympischen Spiele. Die Zahl der positiven Tests, die seit dem 1. Juli ermittelt wurden, stieg auf insgesamt 75. Im olympischen Dorf wurde ein Offizieller positiv getestet, er hatte zwölf Kontaktpersonen. Dass innerhalb der olympischen Blase Infektionen festgestellt werden, verwundert angesichts der rigorosen Vorkehrungen.

Frage: Unter welchen Voraussetzungen konnten Österreichs Teilnehmerinnen und Teilnehmer an Spielen in Japan einreisen?

Antwort: Österreicherinnen und Österreicher waren und sind insofern privilegiert, als sie vor dem Besteigen des Flugzeugs nach Tokio nur zwei negative PCR-Tests binnen vier Tagen abliefern müssen. Personen aus Ländern, in denen die Delta-Variante besonders stark vertreten ist, müssen sich sieben Tage lang vor der Abreise PCR-Tests unterziehen – für die Teams aus Ländern mit schlechter medizinischer Infrastruktur eine fast schon unüberwindbare Hürde. Voraussetzung für die Einreise ist zudem die Installation einer Gesundheits- und einer Tracking-App.

Frage: Was passiert bei der Ankunft in Tokio?

Antwort: Da gilt das neue olympische Motto "Länger, genauer, absurder". Auf dem Flughafen Narita ist ein 1.500 Meter langer Parcours mit dutzenden Kontrollpunkten samt einer Teststation zu überwinden. Die glücklichsten, bestorganisierten Ankömmlinge können ihn innert zwei Stunden absolvieren, drei bis fünf Stunden sind aber einzurechnen, bis die Apps kontrolliert, die Formulare ausgefüllt und alle Fragen beantwortet sind. Ursprünglich war nach dem Verlassen des Flughafens eine dreitägige Quarantäne im Quartier obligatorisch, sie wird aber derzeit nicht in jedem Fall gefordert.

Frage: Ist eine volle Immunisierung Voraussetzung für die Teilnahme? Wie funktioniert das Testregime?

Antwort: Auch Nichtgeimpfte können an den Spielen teilnehmen, Geimpfte haben keine Vorteile. Die Sportlerinnen und Sportler dürften zu 85 Prozent geimpft oder genesen sein. So oder so müssen sich alle Mitglieder der olympischen Familie täglich einem Spucktest (Saliva-Test) unterziehen.

Frage: Was passiert bei einem positiven Testergebnis?

Antwort: Ist das Ergebnis durch einen weiteren Test gesichert, wird der Betroffene in einer der eigens eingerichteten Stationen isoliert. Ein positiver Test zieht keine Disqualifikation für den Wettkampf nach sich, ein Start nach Genesung ist aber ausgeschlossen, da die Spiele insgesamt ja nur 14 Tage dauern.

Frage: Können sich die Sportlerinnen und Sportler frei bewegen?

Antwort: Im olympischen Dorf ja, allerdings sind Abstandsregeln einzuhalten. Athletinnen und Athleten dürfen frühestens fünf Tage vor ihrem Wettkampf ins Dorf ziehen. Spätestens 48 Stunden nach Ende ihres Wettbewerbs müssen sie abreisen. Bis zu 6700 Personen wohnen gleichzeitig im Dorf.

Frage: Und außerhalb des Dorfes?

Antwort: Jede Athletin, jeder Athlet darf nur Sportstätten betreten, die für die eigene Teilnahme an den Spielen maßgeblich sind. Der Besuch touristischer Attraktionen kann zur Disqualifikation führen. Für die Medien gelten noch strengere Regeln, so werden Einkaufsmöglichkeiten zugeteilt und die Dauer des Aufenthalts außerhalb des Hotels und der Sportstätte mit 15 Minuten limitiert. Überwacht werden alle Bewegungen per Tracking-App.

Frage: Ist die Strenge der Maßnahmen mit den Zahlen zu erklären?

Antwort: Nur bedingt. Zwar wurde zuletzt ein Rekord an Neuinfektionen gemeldet, die absoluten Zahlen sind allerdings moderat. Im Großraum Tokio wurden zuletzt täglich rund 1400 Neuinfektionen registriert, die Inzidenz liegt unter 20. Shigeru Omi, der Chef der Covid-19-Taskforce der Regierung, rechnet für Anfang August mit täglich knapp 3000 neuen Fällen. Die Impfquote von noch nicht 25 Prozent vollständig Immunisierter gibt Anlass zur Sorge. (Sigi Lützow, 22.7.2021)