Vorstand Gerhard Krisch: "Wir sind bei den Jugendlichen völlig weg vom Markt, das bestätigt jede Statistik".

Foto: APA/HELMUT FOHRINGER

Manfred Schmid schwört seine Mannschaft auf Breidablik ein. Es ist die erste echte Bewährungsprobe für den neuen Cheftrainer der Austria.

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Conference League im Ticker: Austria vs. Breidablik, Do. 18 Uhr

Breidablik Kópavogur – dieser Name löst in Österreich ungute Erinnerungen aus. In der Qualifikation für die Europa League 2013/14 nahm der isländische Verein Sturm Graz aus dem Bewerb. Nach einem 0:0 im Auswärtsspiel verloren die Steirer zu Hause 0:1. Für Breidablik war es der größte internationale Erfolg, für Sturm nicht gerade ein Ruhmesblatt.

Nun soll es die Austria besser machen. In der zweiten Qualifikationsrunde zur Conference League treffen die Wiener am Donnerstag im ersten Heimspiel der Saison (18 Uhr, ORF 1) auf den Tabellendritten der Pepsideild. Ja, so heißt die isländische Profiliga, benannt nach dem namenssponsernden Softdrink.

An dieser Stelle gleich ein Tipp für die Geldbörse. Solltest du, werter Leser, unter 15 Jahre alt sein und einen Stadionbesuch ins Auge fassen, frag Mama und Papa nach einer Saisonkarte. Kinder zahlen auf allen Tribünen 19,11 Euro für ein Abonnement. Das Match gegen Breidablik ist ebenso inkludiert wie ein mögliches Heimspiel in Runde drei.

19,11 Euro? Ist das nicht gar billig für eine ganze Saison? Hat die knapp an der Insolvenz vorbeigeschlitterte Austria plötzlich etwas zu verschenken? "Wir sind bei den Jugendlichen völlig weg vom Markt, das bestätigt jede Statistik", sagt Vorstand Gerhard Krisch im Gespräch mit dem STANDARD, "dem müssen wir entgegenwirken."

Schwerer Rucksack

Bisher wurden 3200 Saison-Abos abgesetzt. Das ist längst kein Grund, Schampus zu versprühen, bedeutet für Krisch aber "die kleinen Freuden des Managers." Der 55-Jährige ist im Mai die Nachfolge von Markus Kraetschmer angetreten und konnte sich seither ein unerfreuliches Bild von der wirtschaftlichen Lage des Vereins machen: "Wir haben einen Rucksack zu tragen. Den bekommt man nicht auf Knopfdruck weg. Jeder kennt die Zahlen."

Falls jemand die schaurigen Zahlen vergessen haben sollte, kann er an dieser Stelle sein Gedächtnis auffrischen: Der Geschäftsbericht für das Jahr 2019/20 wies Verbindlichkeiten von 78 Millionen Euro und ein Jahresminus von 18,8 Millionen Euro aus. Kein Pappenstiel für einen Verein wie die Austria.

Abhilfe hätte der im März präsentierte Deal mit der Insignia bringen sollen. Der Luxusdienstleister sollte dank seiner Verbindungen internationale Sponsoren an den Verteilerkreis lotsen. Firmenboss Michael Surguladze kam eine schwere Covid-19-Erkrankung in die Quere, er lag längere Zeit im Tiefschlaf und hatte andere Sorgen als einen finanzmaroden Verein aus Wien-Favoriten. Trotzdem tragen die Austria-Spieler neuerdings den Schriftzug der Insignia auf der Brust. Geld ist geflossen, aus dem "strategischen Partner" ist vorerst ein gewöhnlicher Sponsor geworden. So hat Surguladze gegenüber dem Verein sein Commitment unter Beweis gestellt.

"Wir müssen die Erträge steigern und die Kosten in den Griff bekommen", sagt Krisch und spricht von "moderaten Personalveränderungen." In den vergangenen Monaten war öfters zu hören, dass der Verwaltungsapparat des Vereins zu üppig ausgefallen sei. "Manche Jobs werden nicht nachbesetzt", sagt Krisch. Es hätte aber keinen Sinn, "sich von Teilen des Personals zu trennen, wenn wir dann nicht mehr zur Zufriedenheit unserer Fans arbeiten können. Wir brauchen ein tolles Service, wir sind schließlich Dienstleister."

Im Europacup spielte die Austria zuletzt 2019, damals war gegen Apollon Limassol aus Zypern in der Qualifikation zur Europa League Endstation. Das Rückspiel gegen Breidablik wird in einer Woche im 3000 Zuseher fassenden Kópavogsvöllur ausgetragen.

Leichte Hoffnung

Schafft die Austria den Aufstieg, geht es in der dritten Qualifikationsrunde am 5. und 12. August gegen Aberdeen aus Schottland oder BK Häcken aus Schweden. Um in die Conference League einzuziehen, müsste auch noch das Play-off überstanden werden. Dieser Weg wird kein leichter sein.

Das Antreten in der Gruppenphase wird von der Uefa mit einem Startgeld von 2,94 Millionen Euro belohnt. Geld, das die Austria sicher brauchen könnte. Geld, das der Verein auf keinen Fall einplant. "Natürlich sind die Europacup-Einnahmen wichtig", sagt Krisch. "Ich baue aber keine Luftschlösser. Wir sind nicht über den Berg, uns erwartet jede Menge Knochenarbeit." (Philip Bauer, 22.7.2021)

Technische Daten und mögliche Aufstellungen zu Austria – Breidablik am Donnerstag:

Fußball-Conference-League-Qualifikation, 2. Runde, Hinspiel:

Austria Wien – Breidablik (Wien, Viola Park, 18.00 Uhr/live ORF 1, SR Hövdanum/FRO)

Austria: Pentz – Martins, Schoissengeyr, Handl, Suttner – Martel, Demaku – Pichler, Fitz, Fischer – Djuricin

Ersatz: Helac – Bejic, Mühl, Braunöder, Teigl, Grünwald, Keles, Jukic

Es fehlen: Wimmer (Sprunggelenksverletzung), Antovski (fehlende Spielgenehmigung)

Breidablik: A. Einarsson – Gunnlaugsson, Muminovic, Margeirsson, Ingvarsson – V. Einarsson, Sigurdarson – Svanthorsson, Steindorsson, Eyjolfsson – Mikkelsen

Ersatz: Bragason – Helgason, Sigurjonsson, Atlason, Gudbjargarson, Yeoman, Vilhjalmsson

Rückspiel am 29. Juli (21.00 Uhr) in Kopavogur. Der Gewinner trifft in der 3. Qualifikationsrunde der Conference League auf Sieger aus Aberdeen/BK Häcken