Bild nicht mehr verfügbar.

Auf einen Schlag ist es indoor vorbei mit dem Inlinehockeyspielen. Die Schuhe haben Zeit, um, wie es in Wien heißt, auszumiachteln.

Foto: Getty Images/RichLegg

"Man sieht sich." – "Hoffentlich bald." – "Hoffentlich irgendwann." – "Hoffentlich überhaupt." – "So eine verdammte Sauerei." – "Sportstadt Wien, ha ha." – "Wien statt Sport!"

Diesen und ähnliche Dialoge konnte man in den vergangenen Tagen immer wieder vernehmen in der Sport-&-Fun-Halle (SFH) Leopoldstadt. An die 200 Spielerinnen und Spieler in gut einem Dutzend Inlinehockeypartien schnür(t)en diese Woche die Schuhe, um sich auf dem 20 mal 30 Meter großen Platz noch einmal auszutoben. Ein letztes Mal. Zwei Wochen zuvor hatten sie erfahren, dass es rucki, zucki vorbei ist mit ihrem Sport. Da nebenan das Dusika-Stadion bald geschleift wird, hat der Turnsport Platzbedarf – und diesen Bedarf gleich nebenan zu erfüllen, lag in den Augen der Verantwortlichen nicht nur räumlich nahe.

Die Inlinehockeyspieler, die keinen großen Verband und keine politische Lobby hinter sich wissen, schwanken zwischen Verzweiflung und Empörung. Sie gehen der einzigen Indoor-Spielfläche in Wien verlustig. Am Montag beginnen die Umbauarbeiten, bald schon soll in diesem Teil der SFH geturnt werden. Bis dato haben die Turnerinnen und Turner im benachbarten Dusika-Stadion trainiert. Dieses weicht allerdings einer neuen Sporthalle, weshalb demnächst mit seinem Abbruch begonnen wird.

Prioritäten

Die Leichtathleten haben in der Nähe des Budocenters in einer früheren Golfsport-Halle eine Übergangslösung gefunden, die Radsportler wurden von der Stadt Wien zumindest vorerst links liegen gelassen und sind verzweifelt auf der Suche nach einer Alternative. Auf das Turnen, so ist selbst aus Turnvereinskreisen zu hören, wurde zunächst schlicht vergessen. Dass es sich, wie es da heißt, um "eine Ho-Ruck-Aktion" handelt, wird allerdings seitens des Sportamts (MA 51) in Abrede gestellt. "Wir haben es uns nicht leichtgemacht", wird dem STANDARD zur Kenntnis gebracht. "Leider gibt es keine andere Möglichkeit, die Turner hatten Platzbedarf und auch den Wunsch, an dem Standort zu bleiben. Das ist die sinnvollste, optimale Lösung. Der Bereich in der Sport-&-Fun-Halle hat sich angeboten."

Im Sportamt weiß man auf Anfrage allerdings nicht, wie viele Turner und Turnerinnen nun übersiedeln sollen. Laut Auskunft des Turnverbands (Austrian Gymnastics) kommen zu den gut 30 Wiener Kaderangehörigen, die zuletzt regelmäßig im Dusika-Stadion trainierten, vor allem noch Kinder und Jugendliche aus Vereinen dazu, die einzelne Termine belegen. Das könnte eine Gesamtzahl von 250 pro Woche ergeben.

Möglichkeiten

Die Inlinehockeyspieler fragen sich, wieso ausgerechnet ihnen der Boden unter den Füßen weggezogen wird, der in Wien ihr einziger ist. In der SFH Leopoldstadt gibt es auch nicht wenig Fläche für Beachvolleyball, Basketball, Badminton und Fußball. All diese Sparten hätten diverse Ausweichmöglichkeiten gehabt. Das Sportamt bleibt dabei: "Wir haben alle Möglichkeiten durchgespielt."

Dem Inlinehockey droht in Wien zumindest eine längere Pause. Schon ab Herbst 2015 hatte es – wie alle anderen SFH-Sportarten – zwei Jahre lang aussetzen müssen, obwohl die SFH nur ein Jahr lang als Flüchtlingsquartier benötigt worden war. Wieso die Halle erst wieder im Herbst 2017 aufgesperrt hat, blieb letztlich unerklärt.

Interessant ist, dass fürs Turnen wohl schon in einem Jahr eine neue Übergangslösung gesucht werden muss. Schließlich soll dann die SFH dem neuen Busterminal weichen, die Nachfolge-Arena des Dusika-Stadions wird aber längst nicht fertig sein. So oder so soll in weiterer Folge auch eine neue Sport-&-Fun-Halle errichtet werden, womöglich in der Venediger Au beim Praterstern. Ob Inlinehockey dann ein Comeback geben wird, lässt das Sportamt dahingestellt. Man will sich zunächst ansehen, "welchen Nutzungsbedarf es gibt". (Fritz Neumann, 22.7.2021)