Seit Donnerstag darf man nur noch PCR-getestet oder geimpft in den Club. Besonders unter Jungen sind die Ansteckungen hoch.

Foto: Christian Fischer

Vorerst wird es keine neuen bundesweiten Maßnahmen zur Eindämmung der Coronavirus-Pandemie geben. Darauf hat sich am Donnerstag die Taskforce des Gesundheitsministeriums geeinigt. Das Infektionsgeschehen – besonders in Hinblick auf die stark ansteckende Delta-Variante – werde aber weiterhin beobachtet und laufend evaluiert. Weitergehen soll auch jedenfalls der Austausch von Bund, Ländern sowie Expertinnen und Experten über mögliche weitere Regelungen und nächste Schritte.

Zuvor hatte das Gesundheitsministerium überlegt, einen verpflichtenden PCR-Test von allen Reiserückkehrerinnen und Reiserückkehrern aus Risikogebieten zu verlangen. Der Grund dafür: Der Anteil der Neuinfektionen, die auf Reisetätigkeiten zurückzuführen sind, stieg zuletzt stark. Die Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (Ages) berichtete, dass fast ein Drittel der Neuinfektionen – 31,1 Prozent – aller in der Woche von 5. bis 11. Juli geklärten Fälle auf Reisen zurückführen seien.

Entspannung beim Reisen

Hier dürfte es aber ein wenig Entspannung geben, wie die aktuellen Daten der Corona-Kommission, die Donnerstagnachmittag tagte, zeigen: Demnach ging der Anteil der reiseassoziierten Neuinfektionen in der Woche von 12. bis 18. Juli auf 14,6 Prozent zurück.

Insgesamt dürfte die österreichische Karte nach der Corona-Ampelschaltung etwas bunter werden, da sich innerhalb Österreichs auch die Corona-Lage immer unterschiedlicher gestaltet. Bisher waren alle Länder, mit Ausnahme des gelb gefärbten Wien (mittleres Risiko), in Gelbgrün gehalten (geringes Risiko) – die zweitbeste Stufe auf der vielfarbigen Ampel.

Das Burgenland, dem als einziges Bundesland kein steigender Trend attestiert wird, bleibt auch weiterhin wie Niederösterreich im gelbgrünen Bereich. Auch in Wien ändert sich nichts in der Risikoeinschätzung. Zur Hauptstadt gesellt sich jedenfalls Tirol, das sowohl in der risikoadjustierten Sieben-Tage-Inzidenz, die auch Faktoren wie das Alter miteingerechnet, als auch in der rohen Sieben-Tage-Inzidenz bereits gelb strahlt. Letztere leuchtet auch in Vorarlberg gelb, wobei hier die risikoadjustierten Zahlen bereits im orangenen Bereich liegen (hohes Risiko).

Salzburg schärft nach

Anders sieht es in Salzburg aus. Dort befindet sich die risikoadjustierte Sieben-Tage-Inzidenz mit 143 bereits im roten Bereich (sehr hohes Risiko) in der Bewertung der Kommission, die auf den Daten der Woche von 12. bis 18. Juli basiert. Die rohe Sieben-Tage-Inzidenz in dem Zeitraum von 61 Fällen auf 100.000 Einwohnerinnen und Einwohner ist hingegen noch in der orangen Zone – am Donnerstag lag die Inzidenz laut Ages-Dashboard bei 73. Wegen der steigenden Infektionszahlen verschärft das Land Salzburg punktuell die Corona-Maßnahmen – Grund dafür sind nicht zuletzt die Cluster, die ihren Ausgang in Nachtlokalen hatten. In Großarl im Pongau bleibt – wie auch in Wien – die Maskenpflicht im Handel bestehen. Im Pinzgau, wo die Inzidenz mit 195 derzeit am höchsten ist, wird die Polizei die Kontrollen der Maßnahmen verschärfen.

Neben Großarl sollen auch im Saalachtal in Unken, Lofer und St. Martin Impfstraßen mehr Leute zu einer Immunisierung bewegen. Auch Veranstaltungen mit einem hohen Infektionsrisiko sollen überdacht werden – so wurde etwa der Kirtag in Unken abgesagt. In Unken gebe es derzeit einen Cluster mit 20 Personen, in Kaprun einen mit 60 Infizierten. Allein aufgrund dieser beiden Cluster seien rund 500 Menschen abgesondert.

Insgesamt wird die Lage österreichweit von der Corona-Kommission schlechter bewertet als bei der vergangenen Schaltung. Nach gelbgrün liegen alle Inzidenzen im gelben Sektor. Am Donnerstag wurden 452 Neuinfektionen innerhalb von 24 Stunden gemeldet.

Junge betroffen

Was sich in den Aufzeichnungen der Kommission auch zeigt, ist, dass eine Corona-Infektion derzeit vor allem ein Problem der Jüngeren ist. Rund die Hälfte (49,9 Prozent) aller Neuansteckungen in der Woche von 12. bis 18. Juli entfiel auf unter 25-Jährige. Die insgesamt höchsten Inzidenzwerte weist die Altersgruppe der 15- bis 24-Jährigen (101 Fälle bei 100.000 Personen) auf.

Jüngere trifft auch die jüngste Maßnahme des Bundes: Seit Donnerstag dürfen nur noch Geimpfte und PCR-Getestete in die Clubs. Das sorgt bei den Betreibern für großen Unmut. Da die Regeln im Club strenger als bei Zeltfesten sind, werde man klagen, kündigte der Sprecher der Nachtgastronomie Stefan Ratzenberger der "APA" an.

"Wir haben aus ganz Österreich die Rückmeldungen bekommen, dass man sich vonseiten der Nachtgastronomie und vor allem im ländlichen Bereich anschauen will, wie dieses Wochenende funktioniert, und dann überlegt, ob man wieder schließen wird", sagte der Obmann der Sparte Gastronomie der Wirtschaftskammer, Mario Pulker, am Donnerstag im Ö1-"Morgenjournal". Und: "Über 50 Prozent haben gesagt, das wird nicht funktionieren." Die Ausrollung der PCR-Tests würde zu lange dauern. In Tirol und der Steiermark bieten Teststraßen ab sofort PCR-Tests an, in Niederösterreich die ersten Apotheken. (Oona Kroisleitner, Stefanie Ruep, 22.7.2021)