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Wäre Laschet zum Lachen in den Keller gegangen, hätte er soziale Intelligenz bewiesen.

Foto: Reuters / Marius Becker

Mehrfach hat man in dieser Woche gehört, dass die Helfer bei den Wetterkatastrophen in Deutschland und Österreich wenigstens ein Gutes in der ganzen Misere verspürt haben: das Gemeinschaftsgefühl, das sich bei den Bergungs- und Aufräumarbeiten einstellte. Ist das nicht wunderbar? Einmal den lähmenden Spaltungsfuror zwischen Männern und Frauen, Alten und Jungen, angeblich Linken und vermeintlichen Rechten hinter sich zu lassen und an einer Sache zu arbeiten, die die Allgemeinheit betrifft? Das kann richtig glücklich machen!

Einer, der sich in dem Schlamassel weniger von seiner hilfreichen, sondern von seiner fetzendepperten Seite gezeigt hat, ist der CDU-Kanzlerkandidat Laschet. Während Präsident Steinmeier im Vordergrund eine staatstragende Rede hielt, lachte sich hinten Laschet mitten im Katastrophengebiet gemeinsam mit einem Haberer einen Ast ab. Wäre Laschet zum Lachen in den Keller gegangen, hätte er soziale Intelligenz bewiesen. Aber coram publico den Lachsack zu geben, war abgrundtief töricht und ist bei den Deutschen schlecht hineingegangen.

Kein akzeptabler Lachanlass

Denn die gesellschaftlich akzeptierten Lachumstände sind eng umschrieben. Wenn einer oder eine auf einer Bananenschale ausrutscht, eine Cremetorte ins Gesicht bekommt oder bei einer feierlichen Gelegenheit, etwa einer Promotion sub auspiciis Praesidentis, im Auditorium einen gschmackigen Furz lässt: Das ist lustig!

Unwetterkatastrophen gelten hingegen nicht als akzeptabler Lachanlass. Leute, die sich bei tödlichen Unfällen oder Hinrichtungen vor Lachen nicht halten können, werden meist als leicht sonderbar eingestuft. Auch wird man einen Arzt, der bei dem Satz "Herr Doktor, ich habe seit einer Woche ein juckendes Geschwür am Bauch" in lautes Bruhaha ausbricht und sich vor Vergnügen auf die Schenkel klopft, nicht unbedingt als Zierde seines Standes wahrnehmen, der man sich vertrauensvoll hingibt.

Man muss Laschet zugutehalten, dass er vermutlich nicht über die Katastrophe gelacht hat, sondern vielleicht eher über Angela Merkel, Olaf Scholz oder einen geilen Witz wie den folgenden. "Treffen sich zwei Freunde. Sagt der eine: ‚Hey, wer war denn eigentlich die Nutte, mit der du da gestern unterwegs warst?‘ Meint der andere: ‚Das war keine Nutte, das war meine Bitch.‘" (Christoph Winder, 26.7.2021)