Alfred Biolek starb mit 87 Jahren.

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Seine Sendungen hießen "Bios Bahnhof", "Boulevard Bio" und "Alfredissimo!", er versammelte das Publikum in seiner Fernsehküche und brachte seine Gäste zum Plaudern: Alfred Biolek, Entertainer, Talkmaster und TV-Küchenchef, starb nun im Alter von 87 Jahren.

Biolek startete beim deutschen Fernsehen als Produzent der beliebten Rudi-Carrell-Show "Am laufenden Band" 1974. Im Jahr 1978 bekam er seine erste eigene Fernsehshow "Bios Bahnhof" beim WDR. Von 1994 bis 2003 kam Deutschlands Prominenz zu "Boulevard Bio". 1994 begrüßte er zum ersten Mal Gäste in der Fernsehküche von "Alfredissimo!".

Promovierter Jurist

Alfred Franz Maria Biolek kam 1934 im tschechischen Freistadt als Sohn eines Rechtsanwalts und einer Klosterschülerin und Laienschauspielerin zur Welt. Sein Jusstudium schloss er mit einer Dissertation über "Die Schadensersatzpflicht des Verkäufers und des Herstellers mangelhafter Waren nach englischem Recht" ab.

Beim Fernsehen begann er 1963 im ZDF in der Rechtsabteilung, wechselte aber bald in die Redaktion. Neben der "Rudi-Carrell-Show" schuf er für den WDR den "Kölner Treff". Das Konzept – entspanntes Plaudern in gemütlicher Atmosphäre – führte er in allen seinen Sendungen fort. Sein höflicher Umgangston und seine liebenswürdige Art sorgten dafür, dass sich seine Gäste bei ihm rundum wohlfühlten.

Monty Python und Herman van Veen, Sammy Davis jr.

Biolek war es, der Monty Python und Herman van Veen nach Deutschland holte, der zum ersten Mal Sting im Ersten auftreten ließ. In seiner Wohnung in Köln empfing er Weltstars wie Tina Turner zum Essen. Sein schönstes Kompliment bekam er von Sammy Davis jr. in "Bios Bahnhof": "Ich bin seit 53 Jahren im Showbusiness, und ich muss sagen, dies ist die originellste und am besten zusammengestellte Fernsehshow, in der ich jemals auftreten durfte."

Mit seiner Homosexualität hat sich Biolek lange schwergetan. Erst im Alter von etwa 30 Jahren gestand er sich selbst ein, dass er schwul war, gab bei dieser Gelegenheit all seine Anzüge in die Altkleidersammlung und trug eine Zeit lang nur noch Pullover und Lederjacke. Öffentlich sprach er nie darüber. Sein Outing übernahm ein anderer: Der Filmemacher Rosa von Praunheim verkündete 1991 in einer RTL-Sendung, Biolek sei "stockschwul". Der empfand das zunächst als "unfair", doch später war er froh darüber: "Ich habe da einen Schlag bekommen, der sehr wehgetan hat, aber irgendwo hat dieser Schlag eine Verspanntheit gelöst, die danach weg war."

Rauschende Feste

Lange war Biolek ein fester Bestandteil der Berliner Gesellschaft. Wenn er eines seiner rauschenden Feste gab, kamen alle: der regierende Bürgermeister, der Ex-Kanzler, der Bundespräsident. 2007 verabschiedete sich Alfred Biolek mit der letzten Folge der Kochsendung "Alfredissimo!". Doch dann veränderte sich sein Leben von einem Tag auf den anderen: 2010 stürzte er auf der Treppe, zog sich Kopfverletzungen zu und fiel ins Koma. Danach war sein Gedächtnis weg. Erst beim Lesen seiner Autobiografie kehrte die Erinnerung zurück.

Anschließend zog er nach Köln zurück und verschwand aus der Öffentlichkeit. "Mir war aufgefallen, dass ich in Berlin zwar sehr viele Bekannte hatte, meine richtigen Freunde aber überwiegend in Köln wohnten." Von seiner Wohnung aus blickte er über die Wipfel des Stadtgartens mit uralten Bäumen. Dort ging er immer spazieren und sah den Kindern einer nahe gelegenen Schule zu, die dort die Pause verbrachten. Einen Partner hatte er nicht mehr, aber sein Adoptivsohn Scott und seine Freunde kümmerten sich liebevoll um ihn. Zum Kochen oder Verreisen war er zu schwach, aber er konnte immer noch ins Restaurant oder in die Philharmonie gehen.

Keine Angst vor dem Tod

Angst vor dem Tod hatte der Katholik nicht. Einmal sagte er der Deutschen Presse-Agentur: "Ich habe das Gefühl, ich werde den Tod genauso entspannt erleben wie alle Dinge in meinem Leben." Nun sei der frühere Talkmaster am Freitagmorgen in seiner Kölner Wohnung friedlich eingeschlafen, sagte sein Adoptivsohn Scott Biolek-Ritchie der Deutschen Presse-Agentur. (red, dpa 23.7.2021)