SPÖ-Stiftungsrat Heinz Lederer sieht den bürgerlichen ORF-Kandidaten Roland Weißmann inhaltlich im "Windschatten" von ORF-Chef Wrabetz.

Foto: Walter Sieberer

Wien – Heinz Lederer, von der SPÖ in den ORF-Stiftungsrat entsandt, wird hellhörig bei den Ankündigungen von ORF-Generalsbewerber Roland Weißmann. Der von der ÖVP unterstützte Kandidat für die Führung von Österreichs größtem Medienkonzern hat Donnerstag auf STANDARD-Anfrage erklärt: Es lohne, über einen Generalsekretär für den ORF nachzudenken.

  • Update Weißmann: Kein Generalsekretär geplant Auf STANDARD-Nachfrage am Freitag, ob er plant, einen Generalsekretär im ORF zu installieren und ob das womöglich der frühere ORF-Finanzdirektor Richard Gras sein könnte, sagt Weißmann: "Zweimal nein." Er plane keinen Generalsekretär zu installieren.

Lederer wollte nach den Aussagen auf Journalistenfrage von Weißmann vor der Generalswahl am 10. August verbindlich wissen, wen Weißmann für diese Funktion vorsieht, erklärt er am Freitag dem STANDARD. Der Sprecher des SPÖ-nahen Freundeskreises im ORF-Stiftungsrat warnt zudem vor zusätzlichen Kosten eines neuen ORF-Führungsjobs in der Größenordnung von "hunderttausenden Euro" pro Jahr.

Diese Managementfunktion bestellt der ORF-Generaldirektor allein, er braucht dazu im Gegensatz zu den Direktorinnen und Direktoren sowie Landesdirektoren keine Zustimmung im Stiftungsrat. Der ORF-Generalsekretär war in der Geschichte stets ein Politikverbinder und eine Art Transmissionsriemen für Interventionen in den ORF.

Die letzten Generalsekretäre

Seit Monaten kursiert das Gerücht im und um den ORF, der frühere Finanzdirektor Richard Grasl könnte als Generalsekretär Weißmanns in den ORF zurückkehren. Weißmann war über Jahre Grasls enger Mitarbeiter.

  • Update Grasl: Kein Interesse Richard Grasl erklärt auf STANDARD-Anfrage dazu: "Wie schon zu Jahresbeginn ausgeführt: Kein Interesse an einer Rückkehr. Es geht mir im 'Kurier' sehr gut."

Letzte Generalsekretäre im ORF waren Andreas Rudas, danach wieder SPÖ-Geschäftsführer, sowie Gerhard Weis in Personalunion mit der Radiodirektion unter ORF-Generaldirektor Gerhard Zeiler (1994 bis 1998). Zeiler wiederum war unter ORF-General Thaddäus Podgorski (1986 bis 1990) ORF-Generalsekretär. Weis wurde 1998 nach Zeiler ORF-Generalintendant und verzichtete auf einen eigenen Generalsekretär.

Generalsekretär des bürgerlichen Langzeitgenerals war etwa Kurt Bergmann, der auch als ÖVP-Parteimanager tätig war, oder der spätere niederösterreichische Langzeitlandesdirektor des ORF, Paul Twaroch. Auch der spätere ORF-Finanzdirektor Peter Radel war bei Bacher Generalsekretär.

Die Überlegungen über einen Generalsekretär machen Lederer "sehr hellhörig" – und ebenso eine mögliche Struktur für die vier vom Gesetz vorgesehenen ORF-Direktionsjobs. Sollte Weißmann wieder eine eigene Infodirektion planen, würde dies auf Kosten der bestehenden Direktionen gehen müssen. Eine zentrale Infodirektion erinnere ihn an Werner Mück, den zentralen TV-Chefredakteur unter der von der ÖVP unterstützten ORF-Generaldirektorin Monika Lindner (2002 bis 2006).

"Mit Wrabetz hervorragend abgedeckt"

Es liege nun wesentlich am Regierungspartner Grüne, inhaltlich und budgetär auf die Direktionspläne zu achten, sagt Lederer.

DER STANDARD bat Lederer auch um Auskunft, warum es keinen Kandidaten der SPÖ für die ORF-Generaldirektion gibt. Lederer: "Für uns ist das mit dem Generaldirektor hervorragend abgedeckt, deshalb brauchen wir keinen eigenen Kandidaten. Alexander Wrabetz hat budgetär, inhaltlich und organisatorisch bewiesen, dass er es kann. Deshalb gibt es keine Überlegungen für einen eigenen Kandidaten. Aber ich bin offen für einen Wettstreit der Ideen."

"Windschattenfahren ist kein Konzept"

Lederer zeigt sich erfreut, dass sich nun auch Weißmann als Bewerber offen deklariert hat. Auch inhaltlich erwartet er sich – neben den Personalfragen – vom bisherigen Vizefinanzdirektor des ORF noch Klarstellungen.

Lederer sieht bisher wenige Unterschiede zum Konzept des amtierenden ORF-Generals Wrabetz und sagt: "Windschattenfahren noch kein Konzept." (fid, 23.7.2021)