Nach vier Anläufen konnte am Donnerstag Piotr Beczała endlich auf die Bühne des Großen Saales im Konzerthaus.

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Was lange währt, wird endlich gut. Nach vier Anläufen konnte am Donnerstag Piotr Beczała endlich auf die Bühne des Großen Saales im Konzerthaus, um gemeinsam mit Helmut Deutsch am Klavier einen Liederabend unter dem Motto "Con molto sentimento" zu gestalten. Zu entdecken gab es zwei Stunden Romantik pur aus Italien, Polen und Deutschland von Komponisten des ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts – darunter viele Raritäten und Erstaufführungen.

Etwa die charmanten Lieder von Stefano Donaudy nach Texten seines Bruders Alberto, die von duftenden Wiesen, der verlorenen Liebe und hoffnungsvollen Herzen erzählen. Oder die reizvollen Canzonette des Deutschitalieners Ermanno Wolf-Ferrari: in Noten gesetzte Gefühle, die durch Schlichtheit und Unmittelbarkeit verzaubern und für die Beczała und Deutsch stets den richtigen Ton, die richtige Stimmung finden.

Ebenfalls eine Entdeckung: Francesco Paolo Tostis herrlich süffige Melodien, bei denen man sich sofort in einer italienischen Bar wähnt. Ungleich mehr Dramatik gibt es bei Otto Respighi. Wunderbar hier Beczała Phrasierung sowie die stets fein ausbalancierte Dynamik zwischen Beinaheflüstern und emotionaler Glut.

Bis zum hohen H

Musik aus Piotr Beczałas Heimat Polen gab es nach der Pause. Wie aus der Zeit gefallen klingt Mieczysław Karłowicz, dessen Lieder zum ersten Mal überhaupt im Konzerthaus zu hören waren. Der Tenor und sein kongenialer Begleitet am Klavier gestalten die klangschönen Miniaturen wie aus einem Guss – mal heiter, mal schwermütig, mal hemmungslos romantisch.

Den Abschluss bildeten ausgewählte Lieder von Richard Strauss. Hier konnte Piotr Beczała sein gesamtes Stimmpotenzial ausschöpfen, mit einer mitreißend-frohlockenden Heimlichen Aufforderung, einem zärtlich-verklärten Liebeshymnus oder einer bis zum hohen H drängenden Cäcilie. Zum Ausklang des stimmungsvollen Abends gaben Beczała und Deutsch vier Zugaben und erhielten vom begeisterten Publikum dafür stehende Ovationen. (Miriam Damev, 23.7.2021)