Sky Brown hat sich als Elfjährige im Training den Schädel gebrochen. Die Olympischen Spiele blieben aber das Ziel der Britin.

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Lena Grabowski (18) ist Österreichs Jüngste.

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Tomokazu Harimoto (18) trägt Japans Hoffnungen.

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Hend Zaza (12) hat es aus Syrien zu den Spielen geschafft.

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Der Spanier Pedri (18) verdient erfolgsunabhängig gut.

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Christine Mboma (18) aus Namibia wäre Favoritin über 400 Meter gewesen.

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Der Name des jüngsten Olympioniken der Neuzeit ist unbekannt. Er war Franzose und wäre heute 128 Jahre alt. Bei den Spielen 1900 in Paris hatte Hermanus Brockmann, der Steuermann des niederländischen Ruderzweiers, eine zündende Idee. Weniger Gewicht, größere Siegeschance, dachte sich Brockmann und übergab vor dem Finale das Steuer seines Bootes einem zufällig herumstehenden Buben von sieben Jahren. Der hielt mühelos Kurs, Brockmann und seine Kollegen feierten den Sieg, der Steuerbub aber entschwand im Nebel der Geschichte, ohne seinen Namen genannt zu haben.

Nicht wenige sehr junge Sportlerinnen und Sportler dürften in Tokio triumphieren. Während aber der Sommerrekord von Klaus Zerta ungefährdet ist – der Deutsche steuerte 1960 in Rom im Alter von 13 Jahren und 283 Tagen den Ruderzweier seines Landes zum Olympiasieg –, ist ein neuer weiblicher Altersrekord nicht ausgeschlossen. Den hält noch die 1992 gestorbene US-Wasserspringerin Marjorie Gestring, die 1936 in Berlin im Alter von zwölf Jahren und 268 Tagen vom Dreimeterbrett siegte.

Gefahr für Kim Yoon-mi

Am 4. August tritt die Skateboarderin Sky Brown im Park-Bewerb für Großbritannien an. Die gebürtige Japanerin ist die Nummer drei der Weltrangliste, gilt als Mitfavoritin und wäre im Fall des Falles mit dann 13 Jahren und 23 Tagen die jüngste Olympionikin, jünger noch als die Südkoreanerin Kim Yoon-mi, die 1994 bei den Winterspielen in Lillehammer 60 Tage älter war, als sie mit der Shorttrack-Staffel ihres Landes gewann.

Sky Brown, aber auch die im Park-Bewerb favorisierte Japanerin Misugu Okamoto (15) könnten die olympische Premiere ihres Sportes gar nicht schmücken, wäre das Internationale Olympische Komitee IOC nicht von einer erst 1997 erlassenen Altersgrenze für Teilnehmerinnen und Teilnehmer abgerückt. Seinerzeit hatten die Kunstturnerinnen und da vor allem die chinesische Riege Anlass zur Sorge gegeben, dass der Hochleistungssport der körperlichen Entwicklung von noch Heranwachsenden abträglich sein könnte. Sehr bald gingen die Olympier aber dazu über, den jeweiligen Fachverbänden das letzte Wort zu lassen. Im Kunstturnen sind die 16 Jahre nach wie vor verbindlich, im Skateboard gehören freilich wesentlich Jüngere der Weltklasse an und drängen dementsprechend ins Rampenlicht – Alterslimit gibt es folglich keines.

Hals- und Beinbruch

Dennoch entzündete sich just an Sky Brown erneut die Diskussion darüber, ob es für Olympia nicht doch ein "zu jung" gibt. Die, nun ja, Autorin des Buches Sky’s the Limit, von ihren Eltern und dem Sportartikelkonzern Nike eifrig gefördert, brach sich als Elfjährige bei einem Trainingsunfall den Schädel, schwebte in Lebensgefahr. Noch nicht wieder genesen, bekräftigte Sky ihren Wunsch, bei Olympia in Tokio dabei zu sein.

Vergleichsweise gering ist das sportliche Risiko, das die jüngste Olympiateilnehmerin eingeht. Die zwölfjährige syrische Tischtennisspielerin Hend Zaza, die zum Auftakt des Einzels Österreichs Doyenne Liu Jia (39) unterlag, hat es ins sechsköpfige Team des Bürgerkriegslandes für Tokio geschafft. Das Mädchen aus Hama, das seine Qualifikation als "Geschenk für mein Land, meine Eltern und alle meine Freunde" bezeichnet, träumte mit deutlich weniger Aussicht von einer Medaille als der 18-jährige Pedri. Pedro González López, Profifußballer beim FC Barcelona, bester Nachwuchsspieler der verwichenen EM und Star in Spaniens Olympiateam, ist erfolgsunabhängig der wohl bestverdienende Teenager unter den Sportlern in Tokio.

Der, dem die größte Aufmerksamkeit im Gastgeberland gilt, ist der erst seit Ende Juni 18-jährige Tischtennisspieler Tomokazu Harimoto, ein Sohn chinesischer Einwanderer. Ein verhinderter Teenagerstar ist dagegen Christine Mboma. Die Läuferin aus Namibia galt als Goldfavoritin über 400 Meter, ein zu hoher Testosteronwert warf die 18-Jährige aber aus der Bahn.

Das Küken des österreichischen Teams, Schwimmerin Lena Grabowski, geht am Sonntag (12 Uhr, MESZ) ganz sicher über 100 Meter Rücken an den Start. (Sigi Lützow, 23.7.2021)