Eigentlich tut Sonnenschein den Weintrauben recht gut. Wird es aber zu heiß und trocken, kann es zu massiven Ernteausfällen kommen.

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Die Folgen des Klimawandels bescheren den Weinbauern im Alpenraum eine unsichere Zukunft. Der Grüne Veltliner, eine der wichtigsten Rebsorte Österreichs, leidet besonders unter dem Temperaturanstieg, wie Experten unlängst prophezeit haben. Die zunehmende Wärme wirkt auf Austrieb, Blüte und Reife der Reben aus. Je höher die Temperaturen, desto höher der Zucker- und Alkoholgehalt der Trauben. Laut Klimaforschern wird sich das Haupt-Weinanbaugebiet in Niederösterreich in zwei Jahrzehnten 20 Jahren vor allem zu einem Anbaugebiet von Rotweinen entwickeln.

Insgesamt ist der Alpenraum besonders empfindlich für Klimaveränderungen. Während Rotwein-Trauben die Wärme lieben, verliert der Veltliner seine Frische und feine Aromatik. Mit den selben Problemen haben auch die Südtiroler Winzer zu kämpfen. Um herauszufinden, was dem Weinanbaugebiet südlich des Alpenhauptkamms bevorstehen könnte, untersuchen Forscher der Universität Innsbruck gemeinsam mit Südtiroler Kollegen, wie die Weinreben auf Hitze- und Trockenstress reagieren.

Rebstöcke am Limit

Bei einem Großexperiment am Zentrum für Extremklima-Simulation des Südtiroler Forschungszentrums Eurac Research in Bozen soll geklärt werden, wann bestimmte Rebsorten an ihr physiologisches Limit geraten – sie schicken einige Rebstöcke gleichsam in die Zukunft. Dadurch soll die Grundlage möglicher Anpassungsstrategien für die Winzer an Ort und Stelle geschaffen werden.

Dass sich erhöhte Temperaturen auf Farbe und Struktur von Rotweinen, sowie den Säuregehalt von Weißweinen auswirken, sei bereits bekannt. Optionen, den Auswirkungen des Klimawandels entgegenzuwirken, gebe es etwa bei der Gestaltung des Weinberges und des jeweiligen Jahrganges, meint Florian Haas, einer der insgesamt 14 beteiligten Forscher der Innsbrucker Universität, des Versuchszentrums Laimburg, der Eurac Research und der Freien Universität Bozen.

Um bis zu 5,4 Grad Celsius wärmer

Seit den 1970er-Jahren habe in der Autonomen Provinz Bozen die Temperatur im Sommer um 2,2 Grad Celsius zugenommen – in niedrigeren Höhenlagen um bis zu drei Grad Celsius. "Das sind genau jene Gebiete, die überwiegend landwirtschaftlich, auch für den Weinbau, genutzt werden", erklärte Projektleiter Georg Wohlfahrt vom Institut für Ökologie der Universität Innsbruck den Hintergrund der Forschungen. Hinzu komme, dass es im Jahr 2100 laut Prognosen im Sommer um bis zu 5,4 Grad Celsius wärmer sein könne, so Wohlfahrt.

Der erste Teil des Experiments fand von 12. bis 25. Juli, der zweite von 26. Juli bis 8. August statt. Das Forschungsdesign ermögliche es, die Auswirkungen von Hitze- und Trockenstress sowohl separat als auch kombiniert zu untersuchen. Dazu wurden im Zentrum für Extremklima-Simulation vier separate Klimakammern mit zweijährigen Weinstöcken der Sorte Sauvignon Blanc bepflanzt. In zweien davon würden die mittleren Umweltbedingungen, wie sie in den vergangenen 30 Jahren im Juli an der Wetterstation Laimburg vorherrschten, nachgestellt.

Simulierte Hitzewellen

Mittels der sogenannten "Chlorophyllfluoreszenz" können die Forscher den Stresszustand der Pflanzen quantifizieren. In den beiden anderen Klimakammern simuliert das Team eine Hitzewelle und damit künftige Klimaszenarios. In jeder der Klimakammern gebe es ausreichend bewässerte Weinreben und solche, die nicht bewässert werden.

Während des Experiments sollen unterschiedliche Daten erhoben werden, den Abschluss des Experiments soll eine Blindverkostung nach der Weinlese im Herbst bilden. Die Forschung wird von der Autonomen Provinz Bozen gefördert. (red, APA, 26.7.2021)