Trainer Peter Pacult ist wieder dort, wo er vermutlich hingehört: in der österreichischen Bundesliga. Er hat vor, mit Austria Klagenfurt eine gute Figur zu machen.

Foto: APA/Punz

Um Peter Pacult muss man sich keine Sorgen machen. Er war nie bei Psychologen, die ihm die Welt erklären und seinen seelischen Zustand ergründen. Auch Wunderheiler hat er links liegengelassen, vor selbsternannten Gurus warnt er. Der 61-jährige Wiener lehnt es strikt ab, "als größter Volltrottel" hingestellt zu werden, auf Häme pfeift er. "Mir geht es gut", sagt der Trainer von Aufsteiger Austria Klagenfurt. "Mir ist eigentlich wurscht, was die Leute über mich denken. Ich lasse mich nicht verbiegen." Okay, er habe dazugelernt, nachgedacht, Fehler eingesehen. "Stillstand wäre ja schlimm. Ich überfordere die Fußballer nicht mehr, ich fördere sie."

Pacult ist also back in der Bundesliga. Nach zehn Jahren. 2011 wurde er im Unfrieden von Rapid verabschiedet, danach war er ein Reisender mit Zwischenstopps, wobei Leipzig und Dynamo Dresden schon namhafte Klubs waren.

Etwas skurril wurde es ab Oktober 2015. Job beim slowenischen Erstligisten NK Zavrc. Für zwei Wochen. Jänner 2017, Cibalia Vincovci aus Kroatien schlug zu, nach fünf sieglosen Spielen war Schluss. Von Juni 2017 bis Anfang September war Pacult in Serbien tätig, beim FK Radnicki Nis. Fehlten noch Albanien und Montenegro, der FK Kukesi (2018) und der OFK Titograd Podgorica (2019) färbten die weißen Flecken auf der Landkarte. Verweildauer: sechs bzw. vier Monate.

Pacult versteht gewisse öffentliche Zweifel. "Optisch schaut das im Lebenslauf sicher nicht optimal aus. Aber die Leute kennen die Hintergründe und Umstände nicht. Ich habe viel daraus gelernt." Und, wie gesagt: "Ich brauchte keine Psychologen." Im Dezember 2020 folgte die Rückkehr in die Normalität, von der Corona-Pandemie abgesehen. Er heuert beim Zweitligisten Austria Klagenfurt an, Kärntner Medien und Fans waren nicht unbedingt begeistert und aus dem Häuschen. Von wegen Häme. Aber die Austria wurde dann doch noch Dritter, fertigte in der Relegation den SKN St. Pölten 4:0 und 1:0 ab. "Da wurde geschrieben, es ist kein Erfolg, als Dritter aufzusteigen. Aber so waren die Regeln. Ich habe sie nicht erfunden. Liefering darf nicht rauf, Blau-Weiß Linz wollte nicht. Dafür können wir nichts, also haben wir es verdient", sagt Pacult. Sein Vertrag wurde um zwei Jahre verlängert.

Statistik egal

Aufsteiger haben traditionell kaum Probleme, die Klasse zu erhalten. Pacult ist diese Statistik völlig wurscht. "Es gibt keine Garantie, wir werden sicher Lehrgeld bezahlen müssen. Es wird ein Kampf ums Überleben." Dem Kader gehören vorerst nur zwei Kicker mit Bundesliga-Erfahrung an, die Ex-Mattersburger Thorsten Mahrer und Markus Pink. Was er von seiner Mannschaft erwartet? "Sie soll Situationen erkennen, einfach Fußball spielen, nicht nur reagieren, auch agieren. Und alle Möglichkeiten ausschöpfen." Über das geplante System, den Spielstil der Klagenfurter, hüllt sich Pacult eher in Schweigen. "Ganz sicher ein Tormann und zehn Feldspieler."

Mit so einer Besetzung wurde er 2008 Meister mit Rapid. Es wird wohl der größte Erfolg der Trainerkarriere bleiben. "Erfolg muss man immer neu definieren, er hängt von den Gegebenheiten ab." Apropos Rapid. Pacult stimmt nicht in den Chor seiner Kollegen ein, die Titelverteidiger Red Bull Salzburg haushoch favorisieren. "Salzburg hat an Qualität verloren. Daka, Mwepu und Ramalho sind weg. Sollte Rapid keine Leute mehr verlieren, werden sie eine große Rolle spielen."

Derby zum Auftakt

Austria Klagenfurt empfängt am Sonntag den Wolfsberger AC, ein Kärntner Derby zum Auftakt, danach hat das südlichste Bundesland gelechzt. "Ich freue mich sehr." Dass die Liga den VAR, den Videoschiedsrichter, eingeführt hat, ist Pacult, dem Diskussionen mit lebenden Schiris nicht fremd sind, wurscht. "Warum soll ich darüber debattieren, er ist einfach da. Es ist egal, was ich darüber denke."

Er ist der älteste Trainer in der Bundesliga. Sich damit zu befassen, bringe auch wenig. "Dafür bin ich der schönste." Erfolg in seiner Branche sei keine Frage des Alters. "Man kann als Junger scheitern."

Pacult hat die EM im Fernsehen verfolgt, sie sei vom Niveau her gut gewesen, großartige Aufschlüsse für Trainer habe sie nicht gebracht. "Wir feierten das knappe Ausscheiden gegen Italien wie einen Sieg. Das ist eine typisch österreichische Geschichte. Aber natürlich hat unser Team enormes Potenzial."

Pacult ist also zurück. "Es ist schön, wieder da zu sein." Das erfülle ihn mit einer gewissen Demut. Ohne Häme. "Die Erwartungen sind, dass wir eine anständige Figur machen." Denn ein Abstieg der Klagenfurter Austria wäre dem Ur-Wiener "nicht wurscht". (Christian Hackl, 25.7.2021)

SK Austria Klagenfurt – Wolfsberger AC (Klagenfurt, Wörthersee-Stadion Sonntag, 17.00 Uhr, SR Jäger). Keine Saisonergebnisse 2020/21

Klagenfurt: Menzel – Paul, Mahrer, Gkezos, Moreira – Gemicibasi, Cvetko – Timossi Andersson, Greil, Maciejewski – Pink

Ersatz: Moser – Wimmer, Saravanja, Markelic, Hütter, Jaritz, Pecirep

WAC: Kuttin – Dedic, Baumgartner, Lochoshvili, Scherzer – Taferner, Stratznig, Liendl, Wernitznig – Röcher, Vizinger

Ersatz: Kofler – Henriksson, Gugganig, Giorbelidze, Jasic, Peretz, Holzer

Es fehlen: Leitgeb (gesperrt), Novak und Vielgut (jeweils verletzt), Sprangler (rekonvaleszent)