Das von Poldi Wojtek entworfene Logo der Salzburger Festspiele – hier aktualisiert mit FFP2-Maske.

Repro: APA / Sonja Harter, Collage: Heidi Seywald

Absage – Ja, es gab schon welche: Das Chicago Symphony Orchestra hat aufgrund der Pandemie seine Europa-Tournee abgesagt, was auch die Salzburger Konzerte mit Riccardo Muti betrifft (25. und 27. August). Und das City of Birmingham Symphony Orchestra musste wegen der Rückreise-Quarantänebestimmungen ebenfalls fernbleiben. Auch der Liederabend mit Asmik Grigorian und Markus Hinterhäuser muss auf die Festspiele 2022 verschoben werden. Hier liegen die Ursachen allerdings wohl nicht im Corona-Bereich. Schließlich ist sie ab Dienstag wieder als Chrysothemis in Elektra zu hören.

Busen – Erstmals macht rund um das Domplatz-Geschehen nicht der weibliche Brustumfang Schlagzeilen, sondern die künstlichen Männer-Boobies von Lars Eidinger im Jedermann. Das ist nach all den Jahren nur gerecht. Kostüm- und maskentechnisch hat man die Inszenierung heuer in neue Sphären katapultiert: Langhaar, Kraushaar, Kurzhaar – alles da.

Don Giovanni – Mozart zu inszenieren ist in Salzburg eine recht belastende Verpflichtung und Don Giovanni eine Art Mount Everest der Opernliteratur. In diesem Sommer inszeniert allerdings Meisterregisseur Romeo Castellucci. Und nach seiner genialen Salome ist mit markanten und poetischen Bildern zu rechnen, die den ruhelosen Liebessüchtigen womöglich in einem ungewohnten Licht erscheinen lassen.

Festredner – Der Philosoph, Autor und frühere deutsche Kulturstaatsminister Julian Nida-Rümelin (Jahrgang 1954) wird am 25. Juli in der Felsenreitschule die Festrede zur Eröffnung der Salzburger Festspiele halten (ORF 2 und 3sat übertragen ab 11.00 Uhr live). Das Thema seiner Rede lautet "Eine humanistische Utopie". Sie wird am Montag im STANDARD nachzulesen sein.

Gastronomie – Sie ist wieder da! Erschlafftes Publikum darf sich in etwaigen Pausen wieder am Buffet stärken und auf bessere Zeiten anstoßen. Neu und praktisch: An vielen Spielstätten kann die Pausenbewirtung online vorbestellt werden.

Hofmannsthal, Hugo von – Der Dichter hätte wohl auch nicht gedacht, dass sein Moralspiel vom Jedermann 100 Jahre lang jährlich aufgeführt wird. Und heuer kommt sogar noch ein weiteres seiner Werke dazu: Das Bergwerk zu Falun. Auch hier führt der Weg eines Mannes ins Reich der Toten. Special interest?

Intolleranza – Heuer hat auch eine ungewöhnliche Form des Musiktheaters Premiere. Seine Intolleranza1960 nannte Komponist Luigi Nono eine "szenische Handlung". Sie ist durchdrungen vom emphatischen Aufbegehren gegen Rassismus, Intoleranz und die Missachtung der Menschenwürde. Das ewig aktuelle Stück inszeniert der belgische Regisseur Jan Lauwers.

Jubiläum – Mathematik war in der Kultur noch nie besonders vorrangig und eigentlich auch nicht so wichtig – außer es geht natürlich um die Auslastung und die nötigen Karteneinnahmen. Also, 100 Jahre oder 101 Jahre Salzburger Festspiele: Wir nehmen alles! Ein derart freudiges Ereignis kann ohnehin nicht lange genug zelebriert werden. Motto: feiern, so lange es noch geht ...

Kino – Der Geschichtsvergessenheit einen Riegel vorschieben! Die Festspiele haben in Zusammenarbeit mit dem Filmarchiv Austria und mit Das Kino in Salzburg eine Reihe historischer Filme zusammengestellt, die mit dem Schauspielensemble Max Reinhardts und seiner Frau Helene Thimig assoziiert sind. Darunter etwa der Stummfilm Das schwarze Los mit Alexander Moissi aus dem Jahr 1913 oder Trouvaillen wie Mysterien eines Frisiersalons (1923) in der Regie von Erich Engel und Bertolt Brecht.

Maske – Sie ist mehr denn je Thema! Eigentlich wäre die Drei-G-Eintrittsregel das Tor zur Maskenfreiheit gewesen. Doch nach einem ersten Infektionsfall gleich bei der Jedermann-Premiere hat sich dieses nun wieder geschlossen. Bei allen Veranstaltungen ist das Tragen einer FFP2-Maske also vorgeschrieben. So werden Politiker, welche die Maskenpflicht in Österreich aufgehoben haben, bei der Eröffnung am Sonntag von den Festspielen verpflichtet, eine anzulegen.

Platzregen – In Salzburg häufig anzutreffen; weltberühmt ist der gefürchtete Domplatzregen. Dieser kann sowohl mit als auch gänzlich ohne stürmische Ankündigung über diverse Trachtenkleider bei den Open-Air-Vorstellungen herniedergehen. Merke: Auch vor Schuhwerk macht er nicht halt. Die Knirps- und Regenhautdepots des Salzburger Kleinhandels sind seit jeher gut gefüllt.

Rätsel – In Salzburg rätselt man heuer auch wieder über Personelles. Schließlich ist dies der letzte Sommer für Helga Rabl-Stadler als Präsidentin. Wer ihr nachfolgen wird, ist nicht klar. Landeshauptmann Wilfried Haslauer hat schon abgewunken, genannt wird aber auch der zukünftige Chef der Salzburger Osterfestspiele, Nikolaus Bachler. Man wird sehen. Nur eines ist sicher: Helga Rabl-Stadler wird nicht geklont.

Stars – Im Konzertbereich muss man schon jemand sein, um hier auftreten zu können. Schließlich gilt es, auch das Große Festspielhaus zu füllen. Im Opernbereich kann es jedoch zu Karrieregeburten kommen. Dies gelang einst Anna Netrebko, als sie als Don Giovannis Donna Anna alle an die Wand sang. Auch Asmik Grigorians Ruhm erreichte erst nach der sensationellen Salome-Darbietung globale Ausmaße.

Triangel – Das Lokal in der Philharmoniker-Gasse wird als "Wohnzimmer" der Festspielstars gesehen, zumindest jener, die gesehen werden wollen. Wer dort sitzt, kann aber bei etwas Glück die Netrebko vorbeigehen sehen oder andere Berühmtheiten, wie sie in Richtung Arbeit schreiten. Das Triangel liegt ja nahe an den Festspielhäusern.

Wiederaufnahme – In Salzburg feiert man den 100er über zwei Jahre hinweg. So kommt heuer Mozarts Così fan tutte in der Version von Christof Loy wieder, das 2020 wegen Corona ohne Pause als Kurzversion zu erleben war. Zum Zug kommt aus dem Vorjahr auch Strauss’ Elektra. Darüber hinaus gibt es ein Wiedersehen mit jener Tosca, die bei den Osterfestspielen zu sehen war. Und Händels Il trionfo del Tempo e del Disinganno kommt frisch von den Pfingstfestspielen. Ist ja an sich eine gute Sache, wenn eine Produktion nicht gleich nach drei, vier Vorstellungen für immer verschwindet. (Margarete Affenzeller, Ljubisa Tosic, 24.7.2021)