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Am schnellsten und umfassendsten geimpft: Wenn es um die Wirksamkeit des Vakzins von Biontech/Pfizer geht, schaut alle Welt auf Israel. Das Land hat seit Ende Dezember über elf Millionen Dosen, vorwiegend solche vom US-amerikanisch-deutschen Impfhersteller, verimpft. Bei der Durchimpfung ist das Land ohnehin Weltmeister: Über 60 Prozent der Israelis sind vollständig geimpft. Gerade jetzt, wo sich die hochansteckende Delta-Variante auf der Welt verbreitet, ist Israel der Ort, an dem die Effektivität des Vakzins in Echtzeit beobachtet werden kann.

Und dabei gibt es nicht nur Erfolgsbotschaften. Ende vergangener Woche hat das israelische Gesundheitsministerium bekanntgegeben, dass neue Zahlen darauf hindeuten, dass der Schutz gegen eine Infektion auf 40 Prozent gesunken sei. Die Zahl bezieht sich auf vollimmunisierte Menschen, sprich: auf all jene, die bereits die beiden notwendigen Impfdosen erhalten haben. Vor zwei Wochen hatten die damals vom Ministerium veröffentlichten Zahlen noch auf eine Effektivität von 64 Prozent hingewiesen.

Gegenüber der israelischen Zeitung "Haaretz" betonte ein Berater des Ministeriums jedoch, dass es zu früh sei, um endgültige Schlüsse zu ziehen: Die Zahlen seien noch verzerrt, denn die meisten Tests seien an Corona-Hotspots durchgeführt worden – und dort vor allem in der älteren Bevölkerung. Die jüngere Bevölkerung ist also in den Zahlen unterrepräsentiert.

Hoher Schutz vor Hospitalisierung

Was einen Schutz vor Hospitalisierung betrifft, unterstreichen die neuen Daten aber das, worauf schon mehrere Studien hindeuteten: Die Impfung schützt zu 88 Prozent davor, ins Spital zu müssen. Gegen schwere Covid-Symptome schützt sie sogar zu 91 Prozent.

Eine schon am Mittwoch veröffentlichte Studie aus Israel hat gezeigt, dass vor allem ältere Männer und Menschen mit Vorerkrankungen von sogenannten Impfdurchbrüchen betroffen seien – also davon, trotz Impfung schwer zu erkranken.

Was den direkten Vergleich zwischen dem Infektionsschutz vor der Alpha-Variante und jenem vor der aktuell grassierenden Delta-Variante betrifft, so zeigt eine Studie aus Großbritannien etwas abweichende Zahlen: Dort wollen Forschende herausgefunden haben, dass das Biontech/Pfizer-Vakzin bei einer Ansteckung mit der Delta-Variante zu 88 Prozent vor symptomatischen Verläufen schützen würde. Das entspricht in etwa dem gleichen Schutz wie bei der Alpha-Variante. Die Studie wurde vergangene Woche im "New England Journal of Medicine" veröffentlicht.

Neue Einschränkungen in Israel

Aufgrund vieler Neuinfektionen will Israels Regierung voraussichtlich am Donnerstag wieder Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie umsetzen. Bei Events mit über hundert Menschen sollen die Drei-G-Regeln zur Anwendung kommen. Für den Zutritt zu Sportstätten oder Restaurants wird ein Impfausweis vorzuweisen sein. Ab dem 8. August werden Corona-Tests nicht mehr gratis erhältlich sein. Ausnahmen gibt es für all jene, die aus medizinischen Gründen nicht geimpft werden können.

Das Land hat bereits damit begonnen, dritte Dosen des Biontech-Vakzins zu verabreichen. Zielgruppen sind dabei jene Personengruppen, die bisher nicht ausreichend geschützt sind: nämlich Menschen mit geschwächtem Immunsystem. Das betrifft vor allem immunsupprimierte Menschen, deren Immunsystem zum Beispiel aufgrund von Organtransplantationen absichtlich heruntergefahren wurde.

Auch in der EU und in den USA will der Impfstoffhersteller die Zulassung einer dritten Dosis beantragen. Das Pharmaunternehmen gibt an, dass zwei Dosen nur sechs Monate lang gegen schwere Verläufe schützen würden.

Um den Schutz vor dem Coronavirus aufrechtzuerhalten, verimpft Israel bereits dritte Dosen des Biontech-Vakzins an Menschen mit geschwächtem Immunsystem. (Anna Sawerthal, 25.7.2021)