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Von Paris bis Sydney, von Melbourne bis Athen: Als ob sich die Gegner von flächendeckenden Impfungen gegen das Coronavirus – welcher Variante auch immer – abgesprochen hätten, gingen am Wochenende in zahlreichen Städten abertausende Menschen auf die Straße, um gegen Bevormundung durch die jeweilige Regierung oder auch gegen mutmaßliche gesundheitliche Nachteile durch die Immunisierung zu demonstrieren. Doch manchmal ging es einfach um Jobs.

In Frankreich sah man Medienberichten zufolge über 160.000 Menschen auf den Straßen – und wie es in Frankreich häufiger bei Protestaktionen passiert, kam es mancherorts, etwa an der Pariser Prachtmeile, der Champs-Élysées, zu Ausschreitungen und Festnahmen von Personen durch die Polizei.

Macron unter Druck

"Freiheit! Freiheit!" war die zentrale Parole der Demonstrierenden in Frankreich. Staatspräsident Emmanuel Macron, der nächstes Jahr wiedergewählt werden will, wurde vielfach als "Tyrann" bezeichnet, der gestürzt werden müsse.

Für Macron ist die politische Situation in seinem Land zunehmend heikel. Schon unmittelbar vor der Corona-Krise bewies er im Umgang mit den "Gelbwesten"-Protesten (es ging im Kern um massiven Widerstand gegen Ölpreiserhöhungen) kein glückliches Händchen. Die jetzt entstehende Dynamik könnte ihm in den nächsten Wochen sehr zu schaffen machen.

In Südeuropa kam es vor allem in Italien und Griechenland zu großen Protestzügen. Rund 3000 Demonstrierende in Rom störte vor allem der obligatorische "Green Pass", ohne den ab 6. August der Zugang zu Innenräumlichkeiten von Restaurants nicht mehr möglich sein wird – auch in Italien steigen die Infektionszahlen, vor allem wegen der hochansteckenden Delta-Variante des Coronavirus.

In Italien ortet man eine "Diktatur"

Wie in Frankreich sehen die italienischen Impfgegner ihre Freiheit durch eine "Diktatur" bedroht. In das Bild passte auch gut, dass die übergroße Mehrheit der Protestierenden keinerlei Masken trug.

Aggressiver gerieten Protestumzüge der Anti-Vax-Bewegung in Griechenland: In der Hauptstadt Athen kam es zu Ausschreitungen, die Polizei griff mit Härte durch und nahm Medienberichten zufolge am Samstagabend rund zwei Dutzend Personen in Gewahrsam.

Die anfangs friedliche Demo tausender Menschen auf dem zentralen Syntagma-Platz geriet außer Kontrolle, nachdem Brandsätze und Steine auf die Polizisten geworfen worden waren – die Einsatzkräfte antworteten mit dem Einsatz von Wasserwerfern und Tränengas. Stein des Anstoßes in Griechenland war die mittlerweile dort verhängte partielle Impfpflicht.

Australien und Brasilien

Proteste gegen Corona-Maßnahmen gab es am Samstag auch in den australischen Metropolen Sydney, Brisbane und Melbourne. Teile des Landes befinden sich wegen der Delta-Variante und der noch immer niedrigen Durchimpfungsrate seit Wochen wieder im Lockdown.

Nicht für mehr Lockerungen, sondern für ein besseres Impf- und Gesundheitsmanagement und für Wirtschaftshilfen demonstrierten am Wochenende zehntausende Menschen in mehr als zwei Dutzend Provinzhauptstädten in Brasilien. Feindbild: Präsident Jair Bolsonaro.

In Italien greifen Impfgegner zu drastischen und nicht gerechtfertigten Vergleichen: Der Impfpass wird mit Nazi-Methoden gleichgestellt. (Gianluca Wallisch, 25.7.2021)