Über viele Jahrzehnte ging es beim Automobilbau hauptsächlich darum, dass ein Auto überhaupt fährt, und das auch noch einigermaßen verlässlich. "Design to function" stand im Vordergrund. In dieser Disziplin brachten es die deutschen Autohersteller bekanntlich zu höchsten Ehren.

Und nun ein neuer Begriff: "Design to CO2". Möglichst wenig CO2-Ausstoß lautet das Motto, zumindest auf dem Papier.
Foto: Peugeot

Mit der Globalisierung änderte sich das Ziel. Wie man gute Autos baut, ist kein Geheimnis mehr, bis Korea und mittlerweile schon bis China wohlbekannt. In den vergangenen Jahren ging es primär darum, wie ein Hersteller gegen die wachsende globale Konkurrenz finanziell überlebt und im nächsten Schritt saftig Gewinne macht. Stichwort "Design to Cost".

Identität aus den Marketingabteilungen

Der Hersteller bezieht seine Identität kaum mehr aus besonderen Fähigkeiten des Automobilbaus, weil alle alles können, weil spezielle Fähigkeiten oft bei ihren gemeinsamen Zulieferern zu Hause sind, weil technologische Spitzenleistungen am Weltmarkt gekauft werden können. Identität wird in Marketingabteilungen kreiert, nicht mehr von den Ingenieuren.

Und nun ein neuer Begriff: "Design to CO2". Möglichst wenig CO2-Ausstoß lautet das Motto, zumindest auf dem Papier. Damit wird die ganze Autobranche gründlich umgekrempelt. Alte Rezepte funktionieren nicht mehr. Jene, die mit dem Umschwung zur Elektromobilität am besten zurechtkommen, werden als Gewinner hervorgehen. Das muss nicht der beste sein und schon gar nicht der sauberste. Glück wird wohl auch vonnöten sein bei so gravierenden Richtungsentscheidungen mit so vielen Unbekannten in den strategischen Rechenmodellen. (Rudolf Skarics, 4.8.2021)