Die Zeichen stehen auf Sturm.

Foto: Blizzard

Erstmalig in der Gaming-Branche schlagen Vorwürfe der sexuellen Belästigung nicht nur rechtliche Wellen. Mitarbeiter, Spieler und der Ex-CEO treten geschlossen gegen das frauenfeindliche Verhalten bei Activision Blizzard auf.

Sexuelle Übergriffe

Witze über Vergewaltigungen, Herabwürdigungen des weiblichen Körpers und ungewollte Berührungen – diese und andere Vorwürfe gegen den Spielegiganten Activision Blizzard wurden am 22. Juli von der US-Einrichtung Department of Fair Employment and Housing in Kalifornien als Klage eingereicht.

Nachdem der Konzern, der für erfolgreiche Spiele wie "World of Warcraft", "Diablo" oder "Call of Duty" verantwortlich ist, die Vorwürfe in einer ersten Stellungnahme als "verzerrt und in vielen Fällen als falsch" kommentiert hat, reagierten Mitarbeiter und die Community verärgert. So schrieben rund 20 Angestellte von Activision Blizzard auf Twitter, dass sie mit der Stellungnahme des Arbeitgebers höchst unzufrieden seien und ihre Solidarität mit den weiblichen Kollegen betonen wollen.

Eine Zusammenfassung des Vorgehens des Bundesstaates Kalifornien gegen Activision-Blizzard.
Josh Strife Hayes

"Viele von uns werden heute nicht arbeiten, aus Solidarität mit den Frauen, die sich für die Klage zusammengeschlossen haben," schrieb etwa Jeremy Feasel, der als Lead Game Designer tätig ist. "Die Stellungnahme von Activision Blizzard repräsentiert nicht unsere Meinung. Wir glauben den Frauen und werden versuchen, das Klima in der Firma aktiv zu verbessern. Taten erreichen mehr als nur Worte."

Sitzstreik der Spieler

Organisiert von der Gilde Fence Macabre, die sich fraktionsübergreifend auf Rollenspiel-Servern tummelt, rief man zu Sitzstreiks auf, um Solidarität mit den Frauen zu beweisen. Während der Aktion wurden über 8.000 Dollar für die Organisation Black Girls Code gesammelt. Da in der Klage farbige Frauen als "besonders angegriffene Ziele der Diskriminierung bei Activision Blizzard" genannt werden, hatte sich die Gilde zu dieser Aktion entschlossen.

Der Protest soll Blizzard einen Spiegel vorhalten, was die derzeitigen Arbeitsbedingungen betrifft. Ein Charakter in "World of Warcraft", der an den ehemaligen Senior Creative Director des Spiels erinnert, der ebenfalls in der Klage als Täter erwähnt wird, soll zudem entfernt werden, fordern die Spieler.

Mehr Schmerzen würde dem Konzern der Abgang der Spieler und die damit verbundenen Einbußen bei den monatlichen Einnahmen bereiten. Bis jetzt ist noch nicht bekannt, ob die Klage eine derartige Wirkung auf die Spielerzahlen hatte. Zuletzt verlor das erfolgreiche Rollenspiel aber bereits eine Vielzahl an Spielern an die Konkurrenz von "Final Fantasy".

Ex-CEO zu Wort gemeldet

Einen überraschenden Beitrag zur Diskussion leistete vergangene Woche auch der Ex-CEO von Blizzard, Mike Morhaime. Er meldete sich zu Wort, nachdem er die Klageschrift gegen seine ehemalige Firma gelesen hatte. "Ich bin beschämt. Es fühlt sich an, als wäre alles, für das ich in den vielen Jahren eingetreten bin, einfach ignoriert worden." Morhaime gründete Blizzard 1991 mit zwei Kollegen und verließ den Konzern im April 2019. Als Führungskraft hätte er von den Vorfällen wissen und dagegen vorgehen müssen. So beendet er sein Statement, das er unter anderem auf Twitter teilte, mit dem Satz: "Ich habe euch im Stich gelassen." (aam, 26.7.2021)

Das ganze Statement von Mike Morhaime.