Auf der Wiedner Hauptstraße hat schon vor einiger Zeit ein kleines brasilianisches Streetfoodgeschäft, eine Tapiocaria, aufgesperrt. Es heißt Rio Gostoso und bietet auf kleiner Fläche Tapiocas an. Das sind kleine Fladen aus Maniokmehl, die auf einer heißen Platte kreisrund gebacken werden. Vor dem Zusammenklappen werden sie, ähnlich einer Pizza vor dem Ins-Rohr-Schieben, bestrichen und belegt. Käse, Schinken, Paradeiser und Palmherzen sind zum Beispiel die typischen Bestandteile eines in Brasilien gängigen Snacks.

Maniokmehl ist glutenfrei, manche behaupten auch geschmackfrei. Auf jeden Fall sind die Tapiocas vom Rio Gostoso eine mehr als willkommene Abwechslung im Snackland, ob salzig oder süß gefüllt.

Farm und Family

Das verlangt natürlich nach einem Glas Wein. Und das bekommt man in der Großen Neugasse. Die Alma Gastrothèque feat. Weinskandal ist bezüglich Naturals ein Kompetenzzentrum, die alpin-maritime Küche kann da auch gut mithalten, denn gekocht wird Farm-to-Table und gegessen Family-Style. Unbeschwerte Lässigkeit, das vermittelt der Betrieb in jeglicher Hinsicht, und das seit drei Jahren.

Bei Donatella gibts Rom und Neapel in Wien.
Fotos: Andy Urban

Das nächste Glaserl lässt sich besonders schön auf der Margareten bei Donatella trinken. Der Chef aus Neapel, die Chefin aus Rom – was soll da noch schiefgehen? Die Sprache ist Musik, die Produkte in den Regalen und besonders in der Vitrine von ausgesuchter Sehnsuchtsqualität. Oder ist süßer, gebackener Limetten-Ricotta etwa alltäglich?

Von Kuh und Schwein

Die Käse kommen vom italienischen Braunvieh aus den Bergen hinter Salerno. Wer eine anständige Pasta alla Norma machen möchte, wird hier wohl seinen Ricotta salata kaufen.

Die Käse aus den Bergen hinter Salerno.
Fotos: Andy Urban

Aus derselben Gegend kommen die unfassbar geilen Würste von Calvanese. Und erst die Cicoli/Ciccioli Napoletani! Eignen sich für das Trumpfkartenspiel "Seltene Spezialitäten": Die Deckel vom Bauchfleisch eines Schweins werden in Platten, Grammeln nicht unähnlich, ausgebraten, dann wie ein Döner aufeinandergeschichtet und in der Folge stundenlang gepresst. So entsteht eine Art Pastete aus Grammelplatten, sieht aber eher aus wie ein Stück Prosciutto. Die Ciccioli Napoletani führen dünn aufgeschnitten zu dicken Bäuchen.

Schweinernes gibt es natürlich auch.
Fotos: Andy Urban

Keine Lust auf Schweinernes? Die eingelegten Sardellen sind von einem Betrieb aus Cetara, einem der Nachbarorte von Amalfi. Oder warum nicht gleich die mystische Sardellen-Würzsauce Colatura di Alici DOP? Mit der Fischsauce werden herrliche Spaghetti Aglio e Olio gewürzt. Die Pasta wird dazu in ungesalzenem Wasser gekocht – der Salzdruck kommt dann alleine von der Fischsauce Colatura di Alici.

Der über Eichenholzfeuer langsam geröstete Kaffee von Caffè Delizia kommt aus der Umgebung Neapels, die Mischung mit 60 Prozent Robusta verschlägt einen instantan in die Quartieri Spagnoli in Neapel. Dicht, erdig, schokoladig, malzig – ein perfekter Kaffee. Die eingelegten Bio-Paradeiser kommen vom Nationalpark am Vesuv. Es gibt diverse Frühstücksvariationen, einen täglich wechselnden Tagesteller, weiters Piadine, Bruschette, Panini (mit Salsiccia und Broccoletti!), Antipasti … ein italienischer Traum.

Von der Budel in die Hand

Ein wenig stadteinwärts gelangt man zur Smashbox. Das ist das Ausweichquartier vom Yppenplatz-Mani. Man bekommt hier über die Budel sehr lässig Smash Burger in die Hand und fühlt sich dadurch womöglich ein wenig jünger und hamburger. Bei gesmashten Burgern werden die Patties erst zu Kugeln geformt und dann fest auf die Grillplatte gedrückt. Das maximiert die Röstaromen, brät die Laberln aber auch komplett durch. In einen Burger kommen zwei dieser sehr dünnen, sehr knusprigen Patties.

Geht flott, schmeckt geil, ist trendig – so sieht das Publikum davor auch aus. Dieses nuckelt bevorzugt an Tegernseer Hellem oder Augustiner Edelstoff, zwei wunderbaren Bieren, die seit einiger Zeit Wien im Sturm erobern. Passen auch fix zu den Burgervarianten mit Portobello, Zwiebelspeck und Trüffelmayo. (Gregor Fauma, 27.7.2021)