Der "Flight Simulator" ist das erste Spiel, das alleine auf der aktuellen Xbox-Generation läuft. Bisherige Titel, die seit dem Release der Xbox Series X/S im November 2020 erschienen sind, waren auch auf der Xbox One spielbar.

Foto: Microsoft

Am Dienstag erscheint der "Microsoft Flight Simulator" für die Xbox Series X und Series S. Hobbypiloten, die glauben, sie könnten mit wenig Aufwand "mal schnell" eine Runde drehen, werden enttäuscht sein. Für geduldige Naturen wird der Traum vom Fliegen aber tatsächlich wahr.

Xbox

Jungfernflug

29 Jahre war die "Flight-Simulator"-Reihe von Microsoft exklusiv auf dem PC spielbar. Am 27. Juli 2021, elf Monate nach dem Release der neuesten Auflage auf ebendiesem PC, dürfen erstmal Xbox-Besitzer an den Steuerknüppel. Der Einstand ist gelungen, auch wenn man speziell als Einsteiger diverse Hürden nehmen muss.

Da wäre zunächst einmal der Download von rund 100 Gigabyte, bevor das Spiel erstmals gestartet werden kann. Es gibt auch eine kleinere Installationsmöglichkeit, bei dieser sollte aber eine sehr gute Internetverbindung bestehen, sonst verliert das Spiel viele seiner Stärken.

Nach dem Download klickt man sich durch diverse verstellbare Steuerungsoptionen, und am Ende landet man im Hauptbildschirm des Spiels. Wer als Neuling jetzt einen Juckreiz in den Fingern verspürt, gleich eine Sightseeing-Tour über die Pyramiden von Gizeh zu starten, dem sei dringend davon abgeraten. Das Spiel hat nicht umsonst das Wort "Simulator" im Titel.

So finden wir uns also in der Flugschule wieder. Kamera anpassen, Instrumente aus- und wieder einblenden und lernen, wie man die Seitenruder verstellt. Als "Top Gun"-Pilot fühlt man sich in den ersten Stunden des Spiels wahrlich nicht, doch sind genau diese Details nötig, um erfolgreich in die Luft zu kommen und auch dort zu bleiben.

Das liegt vor allem daran, dass die Steuerung äußerst komplex für ein Konsolenspiel ist. Zwar kann man Maus und Tastatur an die Xbox anschließen, aber wie praktikabel ist dieses Set-up, wenn man auf der Couch spielen will? Eben. So ist jede Taste belegt, und zusätzlich kann beziehungsweise muss man sogar einen Cursor via Tastendruck hinzuschalten, der mit dem linken Stick dann zum Aktivieren von Untermenüs oder bestimmten Schaltern im Cockpit genutzt wird.

Damit sind wir schon beim größten Kritikpunkt dieser Version, der Steuerung. Während sie im Großen und Ganzen gut gelöst wurde, ist die Verwendung des Cursors fummelig und damit unkomfortabel. Gut, dass man es im Spiel nicht oft eilig hat, damit bleibt die Spielbarkeit erhalten, auch wenn man den Cursor gefühlt zehn Sekunden lang über den Bildschirm schiebt, um eine Taste im Cockpit drücken zu können. Wie eingangs erwähnt: Den Geduldigen gehört die Welt des "Flight Simulator".

Optisch ist das Spiel auch auf der Konsole unglaublich beeindruckend.
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Wie echtes Fliegen

Von der Komplexität, dem inhaltlichen Umfang oder der Optik her mussten für die Portierung auf Konsole tatsächlich wenige Kompromisse eingegangen werden. So finden sich alle Möglichkeiten der PC-Version auch in der Umsetzung, künftige Erweiterungen verspricht Microsoft zeitgleich für alle Plattformen. So kann man auch auf der Xbox in zahlreiche verschiedene Flugzeuge steigen, um sich dort als Pilot zu versuchen. Es warten Wildnisflüge, die den Spieler über Rijeka oder Los Cerros führen, aber auch Landeanflüge oder Entdeckungsflüge, bei denen man etwa Paris oder Tokio aus der Luft beobachten darf.

Technisch sieht das Spiel auf beiden Xboxen unglaublich beeindruckend aus. Braucht man für diese Qualität auf PC Hochleistungsinnereien, schafft Microsoft ein flüssiges und gleichzeitig beeindruckendes Erlebnis auf der Xbox Series X und das mit einer Auflösung von 4K. Ja, die Bildrate wurde von möglichen 60 auf 30 reduziert, was aber bei einem langsamen Spiel wie dem "Flight Simulator" nicht so stark ins Gewicht fällt wie etwa bei einem schnellen Autorennspiel. Was die etwas leistungsschwächere Series S betrifft, muss man sich mit 1080p zufriedengeben, und einige Effekte sowie die Blickweite wurden reduziert. Für eine 300 Euro teure Konsole dennoch eine beeindruckende Leistung.

Wenn wir gerade von den Kosten sprechen: Besitzer des Game Pass Ultimate bekommen den "Flight Simulator" am ersten Tag in ihr Abo gespült. Ohne Zusatzkosten, versteht sich. Ein "schnelles Reinschauen" lohnt sich trotz dieses quasi kostenlosen Zugangs wie eingangs erwähnt nicht, wer allerdings Interesse an dem Spiel hat, wird sich über diesen Service freuen. Wer dennoch Geld auf das Spiel werfen will, kann sich neue Flugzeuge kaufen, etwa die Boeing 787-10 oder die Pipistrel Virus SW 121. Zusätzliche Flughäfen, die im Originalspiel nicht enthalten sind, können aktuell nur für PC erstanden werden.

Auf der Series X wartet eine Auflösung von 4K auf den Spieler.
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Fazit

Alleine die Tatsache, dass man erstmals den berühmten "Flight Simulator" außerhalb des PC-Universums spielen kann, ist schon beeindruckend. Die Umsetzung auf Konsole ist wirklich gelungen, auch wenn die Steuerung wie erwartet mit der Komplexität der Materie zu kämpfen hat. Beißt man sich durch diese Hürde, absolviert brav die Flugschule und liest sich in ein paar Details ein, die das Spiel im Falle einzelner Flugzeuge mitzuteilen vergisst, wartet ein äußerst beeindruckendes Erlebnis auf einen.

Spätestens wenn man zum ersten Mal von ruhiger Musik begleitet über den Mount Everest fliegt oder eine Runde über New York dreht und die Wahrzeichen nach und nach erkennt, wird man ein Gefühl der Freiheit verspüren. Vielleicht auch deshalb, weil uns das Reisen in den letzten anderthalb Jahren von einer weltweiten Pandemie verwehrt wurde. Vielleicht auch deshalb, weil man in keinem anderen Spiel dieses Gefühl vermittelt bekommt. (Alexander Amon, 27.7.2021)