Dem Kosovo reicht eine Nachbarschaft
Der Kosovo ist ziemlich klein. Nicht ganz so winzig wie Bermuda, aber bei knapp 1,9 Millionen Einwohnern darf man nicht unbedingt mit olympischen Ehren rechnen. Die Stadt Peja/Pec ist noch ein bisschen kleiner, sie kommt auf nicht einmal 100.000 Einwohner.
Judokas aus Peja haben in den zwei jüngsten Olympischen Spielen mehr Goldmedaillen als Athleten aus Mexiko, Indien, Indonesien und der Türkei geholt. Diese Länder kommen auf immerhin 1,8 Milliarden Einwohner.
Der Quell des kosovarischen Glücks ist ein kleines Dojo. Driton "Toni" Kuka war 1992 selbst einer der besten Judokas seiner Gewichtsklasse, als ethnischer Albaner weigerte er sich aber, für Jugoslawien bei Olympia anzutreten. Nach dem Krieg begann er, Kinder aus der Nachbarschaft zu trainieren.
Ein solches Kind war beispielsweise Majlinda Kelmendi, die sich 2016 bei den ersten Spielen des jungen Staates mit Gold unsterblich machte. Oder auch Distria Krasniqi, die am Samstag im Finale der Klasse bis 48 kg siegte. Oder Nora Gjakova, die vorgestern die Goldmedaille der Kategorie bis 57 kg einsackte. Oder Gjakovas Bruder Akil, der die Medaillenränge als Siebenter verpasste.
"Es gibt im Kosovo nicht viel außer die Schule", sagt Nora Gjakova. "In Peja gibt es immerhin Judo, mit dem du es an die Weltspitze schaffen kannst."