Es zeichnet sich nach zweimaligem Scheitern ein weiterer Übernahmeversuch ab.

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Bochum/Frankfurt – Vonovia lässt bei Deutsche Wohnen nach dem Scheitern des Übernahmeangebots nicht locker. Der Bochumer Wohnungsriese hat sich bis Montag knapp unter 30 Prozent an dem Berliner Konkurrenten gesichert, wie aus einer Pflichtmitteilung vom Mittwoch hervorgeht.

Vonovia halte nun 22,3 Prozent an Deutsche Wohnen direkt und habe sich weitere 7,7 Prozent über zwei bedingte Kaufverträge mit Deutsche-Wohnen-Anteilseignern gesichert. Vonovia habe damit Zugriff auf 29,999 Prozent der Stimmrechte.

Neuer Anlauf für Übernahme

Damit zeichnet sich ein neuer Anlauf für die Übernahme ab: Kauft Vonovia weitere 1.000 Deutsche-Wohnen-Aktien hinzu, wird ein Pflichtangebot an die übrigen Anteilseigner fällig. Vor und während der Annahmefrist hatte Vonovia bereits knapp 18,4 Prozent der Deutsche-Wohnen-Aktien zusammengekauft.

Vonovia prüft nach der Aufstockung seiner Anteile an dem Konkurrenten Deutsche Wohnen alle Möglichkeiten für sein weiteres Vorgehen. "Wir halten uns weiterhin alle Optionen offen", sagte eine Vonovia-Sprecherin am Mittwoch. Vonovia befinde sich in einer "stabilen Situation ohne Handlungsdruck", betonte sie. Die Transaktion zeige, dass der Preis des gescheiterten Übernahmeangebots an die Deutsche-Wohnen-Aktionäre von 52 Euro je Aktie angemessen gewesen sei, fügte sie hinzu.

Gescheiterter Übernahmeversuch

Woran war der vorangegangene Übernahmeversuch gescheitert? Vonovia konnte sich nur 47,62 Prozent des Grundkapitals und der Stimmrechte des Branchenzweiten Deutsche Wohnen sichern. Vonovia hatte einen Mindestanteil von 50 Prozent als Bedingung in das Übernahmeangebot geschrieben. Diese Vollzugsbedingung sei "endgültig ausgefallen", hieß es am Montag. Acht Millionen der 343 Millionen im Umlauf befindlichen Deutsche-Wohnen-Aktien fehlten dem Bieter Vonovia am Ende. Die eingereichten Deutsche-Wohnen-Aktien würden zurückgebucht.

Vonovia wollte mit der rund 18 Mrd. Euro schweren Übernahme der Deutschen Wohnen aus Berlin Europas größten Immobilienkonzern mit rund 550.000 Wohnungen bilden. In Österreich gehören die Buwog und conwert zu Vonovia. Vorstand und Aufsichtsrat der Deutsche Wohnen hatten den Aktionärinnen und Aktionären empfohlen, das Übernahmeangebot anzunehmen. Die notwendigen Investitionen in bezahlbares Wohnen, Klimaschutz und Neubau ließen sich nach einem Zusammenschluss gemeinsam besser schultern.

Auch 2016 gescheitert

Bereits 2016 war Vonovia mit einem Übernahmeversuch bei Deutsche Wohnen gescheitert. Auch damals wurde die Mindestannahmequote für das Milliarden-Offert nicht erreicht. Im Gegensatz zum neuen Offert hatte der Vorstand der Deutsche Wohnen das Angebot als feindlich eingestuft und sich heftig gegen den Plan gewehrt. Nun warben beide Unternehmen gemeinsam für die Annahme des Angebots.

Das deutsche Bundeskartellamt hatte bereits im Juni grünes Licht für den Zusammenschluss der beiden größten deutschen Wohnimmobilienkonzerne gegeben. Die gemeinsamen Marktanteile der Unternehmen rechtfertigten keine wettbewerbsrechtliche Untersagung, hatten die Wettbewerbshüter mitgeteilt. Sie verwiesen dabei auf das Beispiel Berlin, wo von den knapp 1,7 Millionen Mietwohnungen in der Stadt rund 150.000 auf die Deutsche Wohnen und Vonovia entfielen. (APA, red, 28.7.2021)